Turbonegro

Party Animals

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 19.05.2005
Jahr: 2005

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Turbonegro
Party Animals, Burning Heart Records, 2005
Hank von Helvete Vocals
Euroboy Lead Guitar, Piano
Rune Rebellion Rhythm Guitar
Pal Pot Pamparius Rhythm Guitar
Happy Tom Bass
Chris Summers Drums, Percussion
Gaute Drevdal Keyboards
Anders Moller Congas, Percussion
Matthias Eick & Lars Horntveth Horns
The Norwegian Radio Orchestra
Produziert von: Steve McDonald & Turbonegro Länge: 47 Min 49 Sek Medium: CD
1. Intro: The Party Zone7. High On The Crime
2. All My Friends Are Dead8. If You See Kaye (Tell Her I L-O-V-E Her)
3. Blow Me (Like The Wind)9. Stay Free
4. City Of Satan10. Babylon Forever
5. Death From Above11. Hot Stuff / Hot Shit
6. Wasted Again12. Final Warning

Gut, ich habe nicht vor der Türe des Plattenhändlers meines Vertrauens campiert, aber mächtig spannend war's denn schon, die Zeit bis zur Veröffentlichung des neuen TURBONEGRO Machwerks "Party Animals". VÖ sollte der neunte Tag des Monats Mai im Jahre Zweitausendundfünf sein, aber das Schicksal sorgte dafür, dass meinereiner erst achtundvierzig Stunden später die CD in seine zittrigen Hände bekam.
(Nache Maloche nach Hause gefahren, endlich dat Ding inne Hände, neuen Rundenrekord aufgestellt und 'rein mit dat Teil... und nu? Wat is dat denn?)
Begeben wir uns wieder in die Regionen der hochdeutschen Sprache, welche uns durch die Werke früherer Dichter und Denker den Ruf des Volkes solcher einbrachte. Mein erster Eindruck bezüglich "Party Animals" war eher ernüchternd. Mein Kopf sagte mir, ich könne doch unmöglich ein zweites "Scandinavian Leather" (2003) erwartet haben, mein Bauch wollte genau dieses haben. Also noch einmal drüber geschlafen und am nächsten Tag wieder Hörprobe. Und dieses Mal hat's dann auch gezündet.

Zu erwarten war eine Änderung, denn im Vorfeld hieß es des öfteren, einer Reihe von Fans wäre besagtes Album von Zweitausendunddrei ein bisserl zu glamrockig gewesen. Kann meinereiner nicht behaupten, denn dessen Vorgänger "Apocalypse Dudes" (1998) hatte neben diversen Höhepunkten (The Age Of Pamparius, Get It On, Are You Ready) für mein Verständnis auch einige monotone Durchhänger, während mir "Scandinavian..." von A bis Z perfekt erschien.

Mit "Party Animals" haben sich die Nordmänner endgültig aus dem sogenannten "Underground" verabschiedet und sind für den Massenmarkt akzeptabel geworden, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen. Die bandtypischen Trademarks bleiben erhalten und somit dürften auch die Hardcore-Fans nicht von einem Ausverkauf reden können. Vielmehr lässt sich von einer erneuten Weiterentwicklung sprechen, die auch im Review zu "Scandinavian..." positiv bemerkt wurde. "Party Animals" liefert weiterhin herrlichen Stoff zum Abrocken und Austoben, die Arrangements jedoch machen mehr und mehr den eigentlichen Reiz ihrer Songs aus. Die Scheibe wächst mit jedem Hördurchgang, sie brennt sich sozusagen auf der Hirnplatte ein und lässt sogar einen kleineren Fauxpas wie das mainstreamige Stay Free vergessen.
TURBONEGRO, in einem Presseartikel als die kleinste Mainstream-Band der Welt bezeichnet, haben nach wie vor nichts mit einem glattpolierten Chartprojekt gemein. Vielmehr glänzt ihr neuestes Studiolangeisen durch eine enorme Vielfalt und massenhaft Abwechslung, so dass man hier wiederum von einem bärenstarken Album und nicht nur über einige Hits reden kann. Die Ecken und Kanten sind geblieben, lediglich die Verpackung hat ein wenig gewechselt.

Hank von Helvete und seine instrumentalen Begleiter glänzen weiterhin mit herrlich kruden Texten (All My Friends Are Dead, Final Warning) und dürften damit erneut so manchen Moralaposteln in den Büros der öffentlich rechtlichen Anstalten oder Stammtischpolitikern vor den Kopf stoßen. Das Ausbeuter- und Spießertum wird dieses Album hassen, die Lyrics kommen wie ein Schlag in die Fresse. Klar darf man das nicht alles für bare Münze nehmen, das Image will gepflegt und die Turbojugend mit allerhand Anarchostoff versorgt werden. Selbst ein Liebeslied wie If You See Kaye (Tell Her I L-O-V-E Her) bekommt hier durch die Art und Weise seiner Aufführung ein völlig neues Gesicht.
"Let the flag of destruction fly from the top of the mountain high" in Death From Above steht für die Ausrichtung der meisten Texte, welche eingebettet im dynamischen Sound der Norweger vielen Tracks einen hymnenhaften Charakter verleihen.

Mit City Of Satan hat man laut Herrn von Helvete versucht, eine neue große Rock'n'Roll-Hymne vergleichbar mit STATUS QUO oder QUEEN zu schreiben. Eine Nummer, die beim Einlaufen der Mannschaften ins Fußball- oder Eishockeystadion gespielt wird (so die Absicht...) wird's wohl nicht werden, denn dazu ist der Song viel zu lang und am Ende mit einer orchestralen Passage versehen, welche ihn zu mehr als nur einer puren Mitgröl-Geschichte macht.
Musikalisch gibt es nichts, aber auch gar nichts zu bemängeln. TURBONEGRO haben sich mittlerweile zu einem Act gemausert, der auch mal das eine oder andere Experiment wagen kann, ohne seine Linie zu verlieren. High On The Crime und Final Warning wurden instrumental aufgepeppt, da hört man das eine oder andere Blasinstrument und sich überschlagende Streicher. Es sind, wie schon auf "Scandinavian Leather" begonnen, die vielen kleinen Details, welche dieses Album zu einem absoluten Hit werden lassen. Da schlägt bei Final... unheilvoll eine Glocke an, da klimpert woanders ein leises Piano im Hintergrund. Man kokettiert mit Glamrock, man schreibt witzige kleine Liebesliedchen (If You See Kaye) mit wenig Text und viel Wirkung, man versucht einen Schlenker zum Mainstream der Achtziger (Stay Free), man vergisst jedoch nie seine Wurzeln und bleibt unverkennbar TURBONEGRO.
Aus Hank von Helvete ist ein respektabler Sänger geworden, er liefert hier seine bis dato reifste Leistung ab. Wie bei den Instrumenten, bemerkt man besonders beim Hören mit Kopfhörern die reichlichen kleinen Schmankerl im Vocalbereich noch intensiver und kann auch hier nicht umhin festzustellen zu welch einem respektablen Act sich die sechs Norweger entwickelt haben.

"Party Animals" wächst mit jedem Hördurchgang und ist "Scandinavian..." zumindest ebenbürtig. Das Album macht süchtig, auch wenn es der eine oder andere Fan der ersten Alben auf Anhieb vielleicht nicht so recht glauben will. Was anfangs etwas glattgebügelt klingt, entpuppt sich im seinem weiteren Verlauf als wahres Songmonster. Es groovt nach wie vor höllisch und die beiden Rhythmusgitarren treiben Euroboy erneut zu wahren Glanztaten auf seinen Gibson Les Paulas.
TURBONEGRO haben ihren Dampf behalten, nur setzen sie ihn auf dieser Scheibe differenzierter ein.
Mit "Party Animals" haben sich die abgedrehten Nordmänner ein weiteres Denkmal gesetzt und ein Album veröffentlicht, welches als Pflichtkauf zu gelten hat. Basta!!

Jürgen Ruland, 19.05.2005

 

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