Turin Brakes Outbursts, Cooking Vinyl, 2010 |
Olly Knights | Guitars, Vocals | |||
Gale Paridjanian | Guitars, Backing Vocals | |||
Rob Allum | Drums | |||
Eddy Myer | Double Bass | |||
Phil Marten | Synth Strings | |||
Danny Keane | Cello | |||
Oli Langford | Violin, Viola | |||
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01. Sea Change | 07. Apocolips | |||
02. Mirror | 08. Embryos | |||
03. Rocket Song | 09. Never Stops | |||
04. Paper Heart | 10. The Letting Down | |||
05. The Invitation | 11. Radio Silence | |||
06. Will Power | 12. Outbursts | |||
Wer bändigt das Meer in seiner Vielfältigkeit? Clay Marzo vielleicht, wenn er auf den Wellen reitet - selbstvergessen und nicht verloren, wie sonst in dieser Welt. Für einen Surfer im Bereich des Möglichen. Doch dass Musiker das Meer bändigen, wäre eher Zufall - oder esoterischer Unsinn. Vielleicht aber auch ein ubiquitäres Kunststück, wie es nur die TURIN BRAKES beherrschen. Sea Change heißt der große Wurf und eröffnet das Album der besten TURIN BRAKES seit ihrem Debüt "The Optimist LP".
Es war nicht leicht in den vergangen Jahren, hatte man sich als Verehrer der akustisch-melancholischen Eigenbrötler ihrem Erstlingswerk verschrieben. Nach dem zeitlosen Schwelgen der Akustikgitarren auf der "Optimist LP" sind die beiden Briten mehr und mehr abgedriftet, haben sich entfernt, bis sie mit ihrem letzten Album "Dark On Fire" bei einem Majorlabel Tribut zahlten: Ein weiches Poprockalbum, noch mit der Entrücktheit der BRAKES aber kein Unikat mehr. Nicht schlimm, aber ein bisschen wie Gift in schleichenden Dosen.
"Outbursts" ist der Befreiungsschlag und Sea Change die Vorhut. Den Zauber ihrer Anfänge wollten sie wieder heraufbeschwören und es gelingt beinah mühelos, ohne dass die TURIN BRAKES klingen wie eine Kopie ihrer selbst. Zwar haben sie die Zeit zurückgedreht, spielen wieder als Duo, die wunderbaren Akustikgitarren als Markenzeichen, so markant wie Olly Knights Stimme. Doch sie sind auch immer noch so aus Zeit und Raum gefallen wie im Jahr 2001.
Das Besondere an dieser Rückkehr ist die Rückkehr zu etwas Neuem. Wie das Meer in keinem Moment gleich aussieht und doch immer nur das Meer ist.
Etwas Pomp haben sie herübergerettet aus den vergangenen Jahren, ein bisschen Streicher geschwängerten Pathos (z.B. Rocket Song) und himmlisch-sphärischen Backgroundgesang (z.B. The Invitation), aber auch die beschwingte, ursprüngliche Schwermut zweier Typen mit ihren Klampfen jenseits von bekannten Folk oder Weird Folk Vergleichsmöglichkeiten. Es bleibt nur inne zu halten und zu lauschen, aber achtsam, man könnte ertrinken - glücklich.