U2

The Joshua Tree (30th Anniversary Deluxe Edition)

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 06.06.2017
Jahr: 2017
Stil: Pop

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Redakteur(e):

Marc Langels


U2
The Joshua Tree (30th Anniversary Deluxe Edition), Universal Music, 2017
BonoGesang
The EdgeGitarre
Adam ClaytonBass
Larry Mullen Jr.Schlagzeug
Gastmusiker
Brian EnoGesang & Keyboards
Daniel LanoisGitarre, Tambourine & Omichord
Produziert von: Daniel Lanois & Brian Eno Länge: 126 Min 43 Sek Medium: CD
CD 1: The Joshua Tree (50:05)
01. Where The Streets Have No Name07. In God's Country
02. I Still Haven't Found What I'm Looking For08. Trip Through Your Wires
03. With Or Without You09. One Tree Hill
04. Bullet The Blue Sky10. Exit
05. Running To Stand Still11. Mothers Of The Disappeared
06. Red Hill Mining Town
CD 2: The Joshua Tree Live At Madison Square Garden (76:38)
01. Where The Streets Have No Name10. Medlye: Exit/Gloria
02. I Will Follow11. October
03. Trip Through Your Wires12. New Year's Day
04. Medley: I Still Haven't Found What I'm Looking For/Exodus13. Pride (In The Name Of Love)
05. MLK14. With Or Without You
06. Bullet The Blue Sky15. Party Girl
07. Running To Stand Still16. I Still Haven't Found What I'm Looking For
08. In God's Country17. "40"
09. Sunday Bloody Sunday

Wenn man auf die Musik der 1980er Jahre zurückblickt, dann gibt es einige Platten, ohne die man wohl die Geschichte dieses Jahrzehnts nicht erzählen könnte. Dazu gehören sicherlich im Bereich Hard Rock AC/DC mit “Back In Black“ sowie für den Heavy Metal BLACK SABBATH und ihr “Heaven And Hell“. Im Bereich Pop würde sicherlich jeder zunächst einmal auf Michael Jackson und seinen Meilenstein “Thriller“ verweisen, aber danach ganz schnell bei vier Iren landen: U2 und ihr Meisterwerk “The Joshua Tree“. Denn auch wenn danach noch weltweite Nummer-1-Alben folgen sollten, so ist doch dieses Werk – nicht nur wegen der mehr als 20 Millionen verkauften Tonträger – DAS U2-Album schlechthin, weshalb es zu seinem 30-Jährigen einen weiteren hochwertigen Re-Release erhält (vor zehn Jahren zum 20. Geburtstag gab es auch schon einen).

Die Band hatte sich seit ihrer Gründung Ende der 70er Jahre immer mehr ins Bewusstsein der Musikfans vorgearbeitet. “Boy“ war 1980 ein überaus gelungenes Debüt mit einigen prima Songs. Ein Jahr später ließen U2 den Zweitling “October“ folgen, der wie schon der Kollege Schmidt in seiner Rezension schreibt, ob des Drucks einer schnellen Veröffentlichung etwas unausgegoren daherkam. Wieder nur ein Jahr darauf legten die Iren dann mit “War“ und insbesondere der Hymne Sunday Bloody Sunday den endgültigen Grundstein für die Welt-Karriere, die über “The Unforgettable Fire“ und die sich darin abzeichnende Feinjustierung im Sound in eben diesem alles überragenden Album mündete, auf dem U2 die Quintessenz dessen darboten, was sie als Band ausmachte.

Schon die sphärischen Keyboard-Klänge zum Auftakt des Openers Where The Streets Have No Name verheißen Großes, bevor The Edge mit seiner Gitarre, die Basslinie von Adam Clayton und Larry Mullen Jr. mit seinem treibenden Beat die Türe aufstoßen zu einer CD, die innerhalb von 50 Minuten die gesamte musikalische Welt der Iren in all ihren Schattierungen ausleuchten wird – und damit gleichzeitig die Blaupause für die geschickte Vermischung von Rock-Musik mit sozialem Gewissen aber auch jeder Menge Pop-Appeal liefert. Denn U2 hatten auf ihren Alben schon immer insbesondere soziale aber auch politische Missstände thematisiert und davor schreckten sie auch an der Schwelle zu absoluten Weltstars nicht zurück.

Die ersten drei Lieder dieser Scheibe waren auch die größten Hits. Und auch heute kennt jeder Musik-Interessierte die Melodien zu Where The Streets Have No Name, I Still Haven’t Found What I’m Looking For und With Or Without You (und in vielen Fällen wohl sogar die Texte), aber danach nimmt das Album eine überraschende Wende. Weg von reiner Eingängigkeit lotet es die Extreme der Band aus. Bullet The Blue Sky war ein ruppiger und düsterer Aufschrei gegen den US-unterstützten Bürgerkrieg in El Salvador (einer der blutigsten Konflikte Lateinamerikas mit m ehr als 70.000 Toten). Demgegenüber steht das anschließende fast minimalistische Running To Stand Still mit seiner Slide-Gitarre zu Beginn und den gedämpften Klavier-Akkorden, die die nahezu geflüsterten Vocals von Bono über eine Heroin-Epidemie in Dublin unterstreichen.

Was das Album aber in seiner Gesamtheit ausmacht, das ist neben dem Umstand, dass U2 hier so abwechslungsreich wie sonst nur selten agierten, sie auch bei allen wichtigen und gewichtigen Themen zumindest auf der musikalischen Ebene – abgesehen von Bullet The Blue Sky - nie hoffnungslos klingen, sondern dem Hörer zumindest dieses atmosphärische Rettungsseil zuwerfen, selbst bei hoffnungslosen Texte wie zum Beispiel in Red Hill Mining Town oder In God’s Country gelingt es dem Sound von The Edge’s Gitarre immer noch Licht in das Dunkel zu tragen und ein positives Gefühl beim Hörer zu erzeugen.

Wohl auch deswegen ist “The Joshua Tree“ das am leichtesten zugängliche und ergo erfolgreichste Album der Band geblieben. Das mag auch an dem Klangbild liegen, dem es gelang eine große Bandbreite an Interessierten an die Band heranzuführen und zu binden. Hier finden Fans von Pop über Alternative bis hin zu Rockmusik den Sound und die Songs nach ihrem Geschmack vor. Zudem hört man dem Album auch nach 30 Jahren seine damalige Eindringlichkeit an, seine Ernsthaftigkeit, findet aber auch Leichtigkeit und Zugänglichkeit in den Liedern und Aussagen. Zudem klingt das Werk auch heute nicht „alt“ sondern sehr zeitgemäß und aktuell, denn die Themen waren damals wie heute dieselben.

In der vorliegenden Doppel-CD-Variante von “The Joshua Tree“ wird das Original-Album begleitet von einer Live-CD. Vor zehn Jahren gab es den Mitschnitt eines Konzerts aus Paris von der damaligen “Joshua Tree“-Tour zu hören. Dieses Mal nun gibt es einen Auftritt aus New York’s berühmten Madison Square Garden zu entdecken. Die Aufnahmequalität ist sehr gut und es macht wirklich Spaß dieses „Best Of“ der ersten fünf Alben und die damalige Energie des Quartetts hier eingefangen zu hören. Wer etwas mehr Geld ausgeben kann und will, der hat auch noch die “Super Deluxe Edition“ zur Wahl. Auf zwei weiteren CDs sind hier noch eine ganze Reihe alternative Remixe der Songs sowie weitere unveröffentlichte Lieder zu hören, die sicherlich die Die-Hard-Fans interessieren werden. Zudem gibt es ein Hardcover-Buch mit zahlreichen Fotos aus der damaligen Zeit.

“The Joshua Tree“ gehört auch nach 30 Jahren noch zu den wichtigsten Veröffentlichungen der Pop-Musik – und das nicht nur wenn man ein Fan der vier Iren ist. Ganze Generationen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben zu diesen Klängen gefeiert, gelitten, geliebt und für Wandel gestritten. Und der Umstand, dass diese Lieder teilweise heute immer noch im Radio laufen, spricht auch dafür, dass dieses Album in die Kategorie „zeitloser Klassiker“ gehört. Aber es wird wohl auch nicht wenige Leute geben, die erschrecken wenn sie diese Texte von vor 30 Jahren mit der heutigen Realität abgleichen. Denn dann werden sie feststellen, wie aktuell das Werk in seiner Aussage auch heute noch ist – eben einfach zeitlos.

Marc Langels, 05.06.2017

 

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