Udo Lindenberg

Stärker als die Zeit

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CD-Review

Reviewdatum: 04.05.2016
Jahr: 2016
Stil: Rock, Pop

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Udo Lindenberg
Stärker als die Zeit, Warner Music, 2016
Produziert von: Andreas Herbig, Henrik Menzel & Peter „Jem“ Seifert Länge: 62 Min 24 Sek Medium: CD
01. Durch die schweren Zeiten09. Wenn Du gehst
02. Plan B10. Coole Socke
03. Einer muss den Job ja machen11. Muss da durch
04. Eldorado12. Wenn die Nachtigall verstummt
05. Göttin sei Dank13. Kosmosliebe
06. Der einsamste Moment14. Dr. Feelgood
07. Blaues Auge15. Stärker als die Zeit
08. Mein Body und ich

Taugt ein Rock-Star in diesen Tagen noch zum Vorbild? Bedingt schon, natürlich. Man trifft zwar letztlich auch auf reichlich Fassade, doch bei unserem Udo, den wir Deutschen inzwischen schon fast so vereinnahmt haben wie "Uns Uwe", bleibt unter der lichten Fassade höchstwahrscheinlich immer noch der gleiche selbstbewusste, sympathisch verrückte und straighte Lindi, den man seit den mittleren Siebziger Jahren entweder liebt und verehrt oder eben als Spinner ignoriert. Image hin oder her.

Zumindest was den mittlerweile doch recht straff strukturierten Lebensplan des nuschelnden Mannes aus Gronau angeht, dient Lindi mit seinem zähen Durchhaltevermögen und seinem Dickkopf als Vorbild. Ja, durchaus. Nur nicht unterkriegen lassen. Irgendwann biegt man auch mal in die richtige Kurve ein oder öffnet die passende Türe zum persönlichen Glück.

Mit seinen bald 70 Jahren blickt Lindenberg auf seinem brandneuen Album "Stärker als die Zeit" nun relativ nachdenklich, aber auch überaus dankbar zurück auf sein schillerndes Leben, das nicht immer nur von grünen Ampeln und glattem Asphalt begleitet wurde. Auf der Schotterpiste seiner Karriere hat er etliche Höhen und Tiefen durchlaufen, bis er vor acht Jahren mit seinem Mega-Seller "Stark wie zwei" erstmalig die Spitze der deutschen Albumcharts erklomm und im Nachgang ungeahnte Erfolge und - ähnlich dem Starrummel in den Siebzigern - eine echte Euphorie entfachte. Udos Musik und seine Person wurde schwerst herumgereicht und der Mann mit dem Hut ist inzwischen beliebt wie nie.

Die Musik seiner neuen Platte tönt nicht wirklich neu, sondern folgt den gewohnten Pfaden traditioneller Rockmusik, wobei Udo im Jahre 2016 ein paar Balladen mehr als üblich anbietet. Wir tauchen durch melancholische und sentimentale Wellen, schnappen nach Luft und das Herz schlägt schneller angesichts solcher Song-Lyrik wie Eldorado und Wenn Du gehst. Und gerade als man meint, man müsse seine Tränen trocknen, kommt Udo mit einem amüsanten Titel wie Coole Socke oder dem selbstironischen Augenzwinkern von Einer muss den Job ja machen um die Ecke, bläst dir verschmitzt seinen Zigarrenrauch ins Gesicht und zelebriert zum Schunkelrhythmus von Wenn die Nachtigall verstummt sein eigenes, überspitztes Abgangsszenario. Besser geht's nimmer.

Lindenberg bleibt weiterhin sein eigener Chef, redet nicht über vorsichtige Plan B Konstruktionen, sondern betont klar und deutlich, dass er auch weiterhin einen großen Bogen um die "Lebensänderungsschneiderei" machen wird. Wenn jemand gekonnt mit seinem eigenen Image kokettieren kann, dann Lindenberg. Dazu surren und brummen entweder hymnisch-sommerliche Gitarren oder es perlen herbstlich kühle Tautropfen übers Piano.

Und da sich unser Udo über die Jahrzehnte mit seinem Körper arrangiert hat und ihn nur noch sporadisch mit der einen oder anderen Droge neckt, bedankt er sich artig und trällert ein devotes Mein Body und ich. Diesbezüglich taugt Udos giftig ausufernder Lebensstil der früheren Jahre nur bedingt als Vorbild. Sein unbeirrtes Durchhaltevermögen und Geradeausdenken jedoch darf sich der eine oder andere Harry Hänger im Casino des Lebens durchaus zum Vorbild nehmen. Mit einem bisschen Glück haben wir dann demnächst ein paar coole Socken mehr im Lande.

Frank Ipach, 02.05.2016

 

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