Unna, Linden Brauerei, 05.04.2003 | |
Die beste unbekannte Band der Welt!
Jahrein, jahraus begibt sich die fast immer gleiche Karawane auf Ochsentour durch die Clubszene oder Pfarrsäle der Republik, darunter immer wieder mehr oder weniger namhafte Künstler wie STEVE SCHUFFERT, ERIC SARDINAS oder EZIO.
Prinzipiell würde hier der Bericht vom letzten Jahr auch dem neuen Leser das Wesentliche vermitteln können. Zum Glück für den Verfasser gibt es aber doch immer wieder kleine, erwähnenswerte Unterschiede, sehr beliebt dabei ist z.B. das Promoten einer neuen CD.
So haben uns Ezio Lunedei und Mark "Booga" Fowell dieses Jahr, neben einem gänzlich neuen Bandmitglied, ihr neustes Studioalbum mitgebracht. "The Making Of Mr. Spoons" ist mittlerweile der sechste Silberling, zählt man Herrn Lunedei's Solodebut "Angel Song" (1993) und die Audioversion ihres VHS "Live At The Shepherds Bush Empire" mit dazu.
Bereits auf der letztjährigen Tour hatten EZIO mit Appetithäppchen wie Song 4 The Tempted, Waiting For Too Long (Anspieltipp: Hat das Zeug zum Klassiker) oder Everybody Forget Some Times dem geneigten Hörer den Mund wässrig spielen können und naturgemäß stand nun der diesjährige Gig fast gänzlich unter dem Einfluss von "Mr. Spoons", was nicht heißen soll, dass die alten Pflichtnummern außen vor blieben. The Further We Stretch ist nach wie vor der Höhepunkt eines jeden Konzertes, der Refrain wie immer von "Booga" unnachahmlich dirigiert und vom Publikum Ton für Ton eingesungen.
Durch Einsatz einer schönen Steelgitarre von Neuzugang Lee Russell klingt der Klassiker vom 1995er "Black Boots On Latin Feet" Album fast noch besser. Wer geduldig sein "Mr Spoons" Album nach dem letzten Track noch gut 15 Minuten auslaufen lässt, kann sich mit dem neu eingespielten "hidden track" ab Minute 69:51 einen Eindruck verschaffen.
Überhaupt tut Lee Russell sowohl der CD wie der Live-Performance gut. So bringt immer wieder seine Steel- oder E-Gitarre sowie Percussioneinlagen frischen Wind in den, an sich lieb gewonnenen, Status Quo, ohne die Homogenität der beiden Akustik-Protagonisten zu stören. Auch geschickt eingeflochtene Mundharmonika-Klänge wie beim Titelsong Mr. Spoons geben dem Ganzen eine spezielle Note, die Frontmann Ezio darüber für eine gekonnte Bob Dylan Parodie nutzt.
Der Spaßfaktor hat sowieso ein Übergewicht bei den Auftritten von EZIO, so treibt Ezio sowohl Bassistin Lidia Cascarino, Drummer Alex Reeves als auch dem Publikum immer wieder durch witzige Anekdoten und Späßchen die Tränen in die Augen und alle kringeln sich vor Lachen. Im Gegenzug lässt sich auch "Booga" nicht lumpen, versucht sich auch schon mal am Schlagzeug, wobei seine Bemerkungen allerdings nur Ezio und den ersten beiden Reihen vor der Bühne vorbehalten bleiben, da er sie spontan und unverstärkt über die Bühne brüllt. Ezio hingegen entpuppt sich immer mehr als gekonnt professioneller Comedian.
Doch bei allem Firlefanz drum herum kommt die Musik nie zu kurz und sowohl die ruhigen, melancholischen Balladen wie die energiegeladenen Anheizer wissen das Publikum immer wieder in ihren Bann zu schlagen. Würden Ezio und "Booga" anstatt Akustikgitarren auf E-Gitarren umsatteln, würden sich der ein oder andere Song durchaus als mächtiger Heavy oder Metal entpuppen, aber dazu wird es wohl nicht kommen: "Wir spielen Akustikgitarren weil wir keine Lust haben, Verstärker zu schleppen" erklärt Ezio und wenn man weiß, dass die Band fast ohne Roadies auskommen muss und Ezio sogar vor dem Gig selbst den Merchandisestand zu bewirtschaften hat, kann man diesen, obwohl spaßig gemeinten, Beweggrund durchaus nachvollziehen.
Davon ab ist das Akustikspiel von EZIO immer wieder eine wahre Wohltat, Erlebnis und Suchtfaktor zugleich und untermauert jedes mal aufs Neue ihren heimlichen Status, die "beste unbekannteste Band der Welt" zu sein.
Wer es auch diesmal wieder nicht geschafft hat, eines ihrer Konzerte zu besuchen, kann sich neben dem aktuellen Album "Mr. Spoons" (oder natürlich auch den alten, so er sie noch nicht sein Eigen nennt, Amazon bietet übrigens zur Zeit recht günstige Double Features an) demnächst an einer DVD erfreuen, die hauptsächlich bei dem diesjährigen Mannheim Gig mitgeschnitten wurde.
Noch ein Tipp am Rande. Wer sich auf der offiziellen deutschen EZIO Homepage für den kostenlosen Newsletter oder die Mailingliste einschreibt, bekommt exklusiven Zugang in einen extra Downloadbereich, der zur Zeit zwar erst einen unveröffentlichten mp3 enthält, nach und nach aber weiter ausgebaut werden soll.
In diesem Sinne