US Rails Southern Canon, Blue Rose Records, 2012 |
Joseph Parsons | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Scott Bricklin | Vocals, Bass, Acoustic Guitar, Organ | |||
Ben Arnold | Vocals, Organ, Piano, Acoustic Guitar | |||
Matt Muir | Drums, Percussion, Vocals | |||
Tom Gillam | Vocals, Electric Guitar, Slide Guitar | |||
| ||||
01. Heart Don`t Lie | 08.Take A Long Time | |||
02. Ring A Bell | 09. Don`t Take Me Now | |||
03. Live like weLove | 10. 18 And Lonely | |||
04. Nightbird | 11. Heartbeat Away | |||
05.Carry Your Weight | 12. Your My Home | |||
06.Do What You Love | 13. Old Song On The Radio | |||
07.Same Old You, Same Old Me | ||||
Bands, die wie US RAILS, trotz erwiesener solistischer Genialitäten auch exzellent als Gruppe funktionieren, sind zugegebenermaßen rar gesät.
Nachdem sie auf ihrem ersten gemeinschaftlichen Album 2010 noch einigen bereits vorhandenen Songs neues (Band-) Leben einhauchten und so nebenbei eine grandiose CSN&Y Cover Version von Suite Judy Blue Eyes zelebrierten, schrieben sie speziell für ihren Zweitling "Southern Canon" komplett neue Songs, und zwar ganz demokratisch gleichermaßen verteilt, jeweils drei, wobei Drummer Matt Muir einen eigenen Song und eine Co-Autorenschaft mit Tom Gillam beisteuerte.
Rootsmusik auf ganz hohem Niveau wird hier präsentiert und unterstreicht die hohe Kunst des Songwritings. Diese Qualität zieht sich wie ein roter Faden durch die Platte, brilliert mit alternierenden Lead-Vocals bei Hearts Don't Lie und beeindruckt nicht nur als Album Opener, sondern sicherlich auch auf der anstehenden Tournee. Mit solch einem Opener zieht man den Hörer ganz, ganz schnell auf seine Seite. Auch den einen oder anderen "Feger" wie 18 & Lonely und Live Like We Love steuern die Jungs bei und verstehen es Eleganz und Hemdsärmeligkeit kongenial zu verquicken.
Die Songs wurden teilweise in verschiedenen Studios zusammengesetzt, dies fällt aber bei der geballten Souveränität der Mitglieder kaum auf. Don't Take Me Now sorgt mit Matt Muir als Sänger für angenehmes Kribbeln auf der Haut, wo das ebenso beim entspannt aufspielenden Piano und dazu groovenden Semirockigen Ring A Big Bell das von Tom Gillam, mit kratziger Stimme begleitet wird, durchaus Neidgefühle bei BOB SEGER hervorrufen könnte. Carry Your Weight wird bei den Konzerten für grandioses Feedback sorgen, so perfekt und harmonisch hat man eine Band selten gehört, und wem bei dieser Feuerzeug-Ballade keine Gänsehaut entsteht, dürfte klinisch tot sein.
US Rails' Vocals sind naturgemäß sehr abwechslungsreich, auf den Punkt absolut synchron im Satzgesang und stets hervorragend "besetzt" und passen wie z.B. Ben Arnolds Gesang auf dem Midtempo-Juwel Do What You Love jeweils wie die Faust aufs Auge. Und als Sahnehäubchen wuselt die fiebrige Slide-Gitarre Tom Gillams beim durchaus mit einem JOE WALSH kokketierenden Same Old You (Same Old Me) durch den Song. Gillam sorgt auch mit der soulgetränkten Westcoast-Melancholie Old Song On The Road für den krönenden Abschluss eines herausragenden Albums, das bereits zu Beginn des noch jungen Jahres die musikalische Messlatte für alle Konkurrenten schon mal ordentlich hoch legt.Klasse Platte!
Prinzipiell stimme ich den Worten meines Kollegen Masuch zu. Allzu viel bleibt wahrlich nicht anzufügen. Doch einige persönliche Worte seien mir angesichts dieses großartigen Albums erlaubt.
Bei so viel geballter solistischer Vielfalt und erwiesenem Talent muss nicht zwangsläufig ein famoses Album herausspringen. Doch US RAILS haben es auf ihrem neuen Album geschafft, den Bogen scharf zu spannen und die Songs wie Flitzebogen herausschnellen zu lassen, um damit direkt ins Herz des Hörers zu landen. Jeder der Jungs spielt seine kompositorischen und gesanglichen Fähigkeiten voll aus und profitiert zudem von den außerordentlichen Fähigkeiten seiner Kollegen, die es verstehen, die Qualität des jeweiligen Songs zu bündeln und ins rechte Licht zu rücken.
Dabei finden US RAILS jeweils die richtige Balance zwischen angemessener Sentimentalität und Melancholie, und halten die Waage zwischen prickelnder Lebensfreude und gebremster Euphorie. Sie statten ihre Lieder mit blumigen Hooklines aus, die zumeist dem Geist der Seventies huldigen, präsentieren durchweg schöne Lieder, die auf direktem Wege ein Wohlgefühl auslösen. Glücklicherweise verzetteln sie sich nicht in oberflächlichen und platten Tralala-Refrains, sondern halten stets Kurs im großen Roots-Koordinatensystem aus Rock, Folk, Soul und Pop.
So etwas sollte Americana-Hörern aller Altersklassen gut gefallen. "Southern Canon" steht einmal mehr für handgemachte Qualitätsmusik amerikanischer Herkunft, die sich ganz locker und leicht in einem Rutsch geniessen lässt. Ein verdammt gelungenes Beispiel für die geschickte Verflechtung von sprühender Leichtigkeit und geerdeter Tiefe. Es wäre wirklich eine Schande, wenn dieses Album nicht seine angemessen große Hörerschaft erreichte. Auf jeden Fall die Platte des Monats, wenn nicht sogar mehr.