Vanden Plas The Seraphic Clockwork, Frontiers Records, 2010 |
Andy Kuntz | Gesang | |||
Stephan Lill | Gitarre | |||
Günter Werno | Keyboards | |||
Torsten Reichert | Bass | |||
Andreas Lill | Schlagzeug | |||
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01. Frequency | 06. Quicksilver | |||
02. Holes In The Sky | 07. Rush Of Silence | |||
03. Scar Of An Angel | 08. On My Way To Jerusalem | |||
04. Sound Of Blood | 09. Eleyson (Bonus Track) | |||
05. The Final Murder | ||||
Vier Jahre sind vergangen, seitdem die rheinland-pfälzischen VANDEN PLAS mit “Christ-O“ ein Ausrufezeichen in der internationalem Musik-Szene gesetzt haben. Das Album war so gut und anspruchsvoll, dass selbst die Kulturbeflissenen davon angetan waren und es sowohl an Theatern in München und in Kaiserslautern zur Aufführung kam. Und auch das neue Album “The Seraphic Clockwork“ drängt sich für eine theatralische Aufbearbeitung geradezu aufdrängt.
Denn “The Seraphic Clockwork“ ist auch wieder ein Konzeptalbum geworden. Doch, wo sich “Christ-O“ an der Geschichte des Grafen von Monte Christo orientierte und relativ gut nachzuvollziehen war, wird der Hörer bei “The Seraphic Clockwork“ in eine Geschichte um Zeitreisen, Religion, Verschwörung und Bestimmung verwoben, die so komplex ist, dass es zu viel Platz einnehmen würde, sie hier wiederzugeben. Aber ein kleiner Hinweis an die Band. Vielleicht sollten sie mal darüber nachdenken, ihre Alben mit Erklärbüchern – etwa in Form der Reclam-Heftchen – herauszubringen, sonst kommt man ja nicht mehr mit. Aber mal im Ernst, es sit schon fantastisch, was sich Andy Kuntz und Co. immer wieder für Geschichten einfallen lassen.
Auch musikalisch werden auf “The Seraphic Clockwork“ denn auch wieder alle typischen VANDEN PLAS-Stärken ausgespielt. Das Werk ist erneut vielschichtig, theatralisch und zugleich metallisch – vielleicht sogar etwas heavier als in der Vergangenheit. Dabei tritt aber niemals der Sinn für Melodie in den Hintergrund. Und auch wenn die Metal-Parts hier ein wenig härter als in der Vergangenheit ausfallen, wird das Album nicht von der Gitarre dominiert. Sondern es ist der Band wieder einmal gelungen, einen sehr ausgewogenen Gleichklang von Gitarre, Keyboards, Bass, Schlagzeug und Gesang zu finden.
Dabei geht die Band wie immer sehr zurückhaltend mit den instrumentell-progressiven Elementen um, setzt sie dadurch aber umso wirksamer ein. Denn minutenlange Solo-Orgien erfüllen selten einen wirklichen musikalischen Zweck, sondern dienen meist lediglich der Selbstbeweihräucherung der Musiker. Aber Ego-Zocker sind VANDEN PLAS nun wirklich keine. Auch wenn ihre Songs schon mal gerne die 10-Minuten-Marke kratzen oder überspringen, so werden die Lieder aber eigentlich nie durch lange Instrumental-Passagen gestreckt. Das überlässt man lieber anderen Kollegen.
Kritisch möchte man anmerken, dass auf “The Seraphic Clockwork“ etwas die Killer-Melodien etwas fehlen. Hatte “Christ-O“ mit Postcard To God und Wish You Where Here (und ja, ich bin des Englischen mächtig und nein, das ist kein Verschreiber) gleich zwei wirkliche Ober-Knaller in dieser Hinsicht zu bieten, fehlen diese leider dieses Mal. Am besten gehen noch der Opener Frequency und der tolle Longtrack On My Way To Jerusalem ins Ohr. Und obwohl ich echter Verfechter von Bonus-Tracks bin, muss ich eingestehen, dass hier besser nach On My Way To Jerusalem Schluss wäre. Dieser Song setzt einfach perfekt den Schlussakkord und beendet das Album auf dem Höhepunkt. Insofern ist das hier vorliegende Bonus-Stück Eleyson zwar eine schöne Live-Aufnahme und auch toll vorgetragen, aber es gehört eben nicht zur Geschichte und sollte daher besser auf einer Bonus-CD mit weiteren Stücken veröffentlicht werden.
VANDEN PLAS haben sich mit “The Seraphic Clockwork“ auf sehr hohem Niveau stabilisiert, können aber das Vorgänger-Album “Christ-O“ nicht übertreffen. Die Band hat erneut bewiesen, dass sich deutscher Prog-Metal nicht vor dem internationalen Vergleich scheuen muss und allerhöchsten Qualitäts-Ansprüchen genügen kann. Dass dabei nicht immer ein Genie-Streich wie “Christ-O“ herauskommen kann ist ja wohl klar, das gelingt kaum einer Band.