Various Artists

Alligator Records 35 X 35

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 21.10.2006
Jahr: 2006

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Alligator Records 35 x 35, Alligator Records, 2006
Länge: 149 Min 33 Sek Medium: Do-CD
CD 1:
1. Hound Dog Taylor - She's Gone10. Johnny Winter - Don't Take Advantage Of Me
2. Big Walter Thornton - Have A Good Time11. James Cotton - High Compression
3. Son Seals - Your Love Is Like A Cancer12. Lonnie Mack - Satisfy Suzie
4. Fenton Robinson - Texas Flood13. Roy Buchanan - When A Guitar Plays The Blues
5. Koko Taylor - I Got What It Takes14. Lil' Ed & The Blues Imperials - Pride And Joy
6. Albert Collins - Honey Hush15. Clarence "Gatemouth" Brown - She Winked Her Eye
7. Lonnie Brooks - Voodoo Daddy16. Little Charlie & The Nightcats - Poor Tarzan
8. Professor Longhair - The Wee Wee Hours17. Tinsley Ellis - Can't You Lie
9. Buddy Guy - Are You Losing Your Mind?
CD 2:
1. Katie Webster - Lord, I Wonder10. Corey Harris - Keep Your Lamp Trimmed And Burning
2. Elvin Bishop - Can't Lie To Me11. Shemekia Copeland - Salt In My Wounds
3. William Clarke - Lollipop Mama12. Coco Montoya - I Need Your Love In My Life
4. Saffire - The Uppity Blues Women - Wild Women Don't Have The Blues13. Michael Burks - Mean Old Lady
5. Charlie Musselwhite - River Hip Mama14. The Holmes Brothers - Speaking In Tongues
6. Dave Hole - Short Fuse Blues15. Marcia Ball - Let The Tears Roll Down
7. Carey Bell - Lonesome Stranger16. Roomful Of Blues - That's Right
8. Luther Allison - Bad Love17. Guitar Shorty - Old School
9. C.J. Chenier & The Red Hot Louisiana Band - Bad Luck17. Mavis Staples - A Dying Man's Plea

35 Jahre gibt es ALLIGATOR RECORDS mittlerweile. Das erscheint zunächst nicht so eine lange Zeit zu sein, vergleicht man sie mit der anderer Labels, die schon mehr als das doppelte auf dem Kasten haben. Aber wenn man bedenkt, wie viele schon aufgeben mussten oder einfach von anderen/größeren geschluckt wurden. Da werft mal einen Blick in eure Schallplattensammlung und ihr werdet schnell fündig.
Kleine Plattenfirmen haben es nie leicht gegen die Branchenriesen und doch haben sie den naturgemäßen Vorteil wendiger, flexibler und einfach näher am Puls ihrer Käufer sein zu können. Und auch näher am Puls ihrer Künstler. Ich erinnere bei dieser Gelegenheit gern an das deutsche RUF Records Label.
ALLIGATOR RECORDS wurde vor 35 Jahren von Bruce Iglauer gegründet und der hält auch heute noch die Fäden in der Hand. Gegründet, und das dürfte ein Novum sein, wurde die Firma einzig und allein deshalb, weil Bruce Iglauer von den Auftritten Hound Dog Taylors so begeistert war und es nicht begreifen konnte, dass keine Plattenfirma den unter Vertrag nehmen wollte. Kurzerhand schuf er ALLIGATOR RECORDS, um dem Blues-Sänger/Gitarristen die entsprechende Plattform zu geben.

Somit ist es nur angebracht, wenn jener, 1975 an Krebs gestorbene, Hound Dog Taylor diese Doppel-CD eröffnet. Die musikalische Richtung bei Alligator ist so auch schon vorgegeben und man muss natürlich schon etwas bluesfest für so ein Blues-Fest sein. Aber dann bekommt man hier eine tolle Chronologie: 35 Songs von 35 Künstlern - aus fast jedem Jahr ein Titel, aus manchen zwei.
Und was für eine Riege von Größen dieses Genres, die man nahezu alle - zumindest dem Namen nach - kennt. Der erste Track vom allerersten Alligator-Album macht den Anfang: She's Gone von HOUND DOG TAYLOR & THE HOUSEROCKERS. Nach wie vor eine Freude, mit welch außergewöhnlich rauem Sound die Band spielt, wie Hound Dog mit dem Slide über seine Gitarre scheuert und darüber der perfekt dazu passende Gesang zu diesem Blues-Boogie.
Gerade mal eine Platte konnte Bruce Iglauer 1972 finanzieren und die spielte Big Walter Horton ein. Der hervorragende Bluesharpspieler, der schon für Muddy Waters, Willie Dixon, Otis Rush und zahllose andere seine Mundharmonika ertönen lies, sorgt mit Have A Good Time dafür, dass genau dieses Motto auch eintritt: Sofort swingt man fingerschnippend mit.
Auch Son Seals hat schon (2004) das Zeitliche gesegnet, gehörte aber mit acht Alben zu den produktivsten Alligator-Acts und überzeugte schon 1973 auf solch eindringlich-schmerzlichen Midtempo-Balladen wie Your Love Is Like A Cancer mit einem beeindruckend souligen Gesang und einem an Hound Dog Taylor angelehnten Gitarrensound.

So könnte man über jeden vertretenen Act hier einen eigenen Artikel schreiben. Kurze Vorstellungen und Erläuterungen gibt Bruce Iglauer persönlich im umfangreichen Booklet zu dieser Werkschau.
Zu den Anspieltipps und herausragenden Aufnahmen, gehört z.B. Koko Taylor mit I Got What It Takes. Ein typisches 'Manish Boy'-Muster reicht dieser Blues-Mami aus, um mit ihrer "Röhre" mitzureißen. Klar, da kennt man schon viele, die ähnlich singen können, aber zum Vergleich hierzu muss man schon Größen wie Etta James anführen.
Zu den All-Time Bluesstars gehört auch ein Albert Collins, und aus seinem wohl besten Album, "Ice Pickin'", stammt Honey Hush, auf dem Albert seinen typischen, schneidenden Telecaster-Sound bestens vorführt.
Hinter dem Titel In The Wee Wee Hours vermutet man eher eine Ballade, aber nicht so bei der Blues-Piano-Koryphäe Professor Longhair. Da ist das eine richtig flotte Nummer mit Schmackes und gepusht von einer Bläser-Sektion.
Vom Sound von Johnny Winter bei Don't Take Advantage Of Me, von seinem 1984er Album "Guitar Slinger", bin ich nicht so angetan, aber spieltechnisch war der Mann halt immer ein echte Freude. Gut geht es auch ab, wenn James Cotton, ein weiterer Muddy Waters Mitstreiter, seine Harmonika ertönen lässt.
Die Ähnlichkeiten zu Stevie Ray Vaughan sind bei Lonnie Macks Satisfy Suzie nicht zufällig, denn der Texas-Guitarslinger hat das zugehörige Album "Strike Like Lightning" (1985) sowohl produziert als auch mitgespielt. Pride And Joy hat hier mit letzterem übrigens nichts zu tun, sondern präsentiert den Slide-Gitarristen LIL' ED & THE BLUES IMPERIALS, und damit einen neueren Act, der aufhorchen lässt.

CD 2 beginnt mit Katie Webster und beim, solo gespielten, Piano-Boogie-Woogie Lord, I Wonder denkt man sofort auch an Marcia Ball. Die Louisiana-Lady ist auch vertreten, allerdings erst später mit der wundervollen Ballade Let The Tears Roll Down an der Reihe. Beide wurden, so schließt sich mancher Kreis, vom Stil eines Professor Longhair inspiriert.
Bei Elvin Bishop geht es natürlich ebenfalls gut ab. In seiner Version von Don't Lie To Me lässt er sich von einer großen Band unterstützen, brilliert mit seiner Gitarre aber problemlos gegen und mit der Bläser-Sektion.
Schon sind wir in den 90ern angelangt und eine der Entdeckungen sind sicherlich SAFFIRE - THE UPPITY BLUES WOMEN. Solche herrlichen pianobasierenden Balladen wie Wild Women Don't Have The Blues mag man auch von Candye Kane sehr. Hier sind es halt drei Ladies, die für Stimmung sorgen.
Charlie Musselwhite - was soll man über den Mann noch sagen? Vielleicht der beste weiße Mundharmonika-Spieler. Bei dem Texas-Blues River Hip Mama wird für mich deutlich, wie sehr sich z.B. Mark Feltham (u.a. Rory Gallagher, NINE BELOW ZERO) von dem beeinflussen ließ.
Auch wenn er es balladesker angehen lässt, ragt Luther Allison immer heraus. Dieser Gesang und sein prägnantes Gitarrenspiel bringen einen über jede Bad Love hinweg. Und die Stimmung hebt sich weiter mit dem Louisiana-Zydeco Sound von C.J. CHENIER & THE RED HOT. Da kann man Bad Luck haben wie man will - mit diesem pulsierenden Song schmunzelt man nur darüber.
Wie sehr sich Corey Harris um den Blues und seine afrikanischen Wurzeln verdient gemacht hat, ist für so einen relativ jungen Künstler schon jetzt beeindruckend. Mit Keep Your Lamp Trimmed And Burning schickt er uns wieder auf so eine Reise zurück zu den Country-Blues Sängern, die ihren Blues ganz alleine spielen und umso authentischer klingen.
Mittlerweile ist Shemekia Copeland ja eine feste Größe in der Blues-Szene, aber bei Salt In My Wounds kann man hören - und schüttelt ungläubig den Kopf - was die schon mit 17 Jahren zu leisten in der Lage war.
Coco Montoya bringt sicherlich mehr Rock ein, erinnert mich an die STONES Mitte der 70er, aber seine Wurzeln liegen auch im Blues und das schimmert noch deutlich durch. I Need Your Love In My Life sorgt auf alle Fälle für ordentlich Schwung und Lust auf Bewegung.
Auch die HOLMES BROTHERS lassen mit ihrem funky R&B gern und locker mitswingen und überzeugen natürlich mit ihren tollen Stimmen. ROOMFUL OF BLUES pumpen kurz darauf weitere Brass-Power in den Blues.
Wie gut eine Gospel-Nummer als abschließender Titel hierher passt, erläutert Bruce Iglauer noch mal treffend und Mavis Staples liefert mit dem Klassiker A Dying Man's Plea auch wirklich die passende und anrührende Performance für diesen Sampler.

Herzlichen Glückwunsch, ALLIGATOR RECORDS, verbunden mit der Hoffnung, dass es noch einige Jubiläums-Zusammenstellungen geben wird.

Epi Schmidt, 21.10.2006

 

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