Various Artists Sin-Atra, Armoury Records, 2011 |
Bob Kulick | Guitars, Backing Vocals | |||
Brett Chassen | Drums, Backing Vocals | |||
Billy Sheehan | Bass | |||
Doug Katsaros | Keyboards, Orchestration | |||
Richie Kotzen | Lead Guitar on That's Life | |||
Andrea Becker | Backing Vocals on That's Life | |||
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01. New York New York - Devin Townsend | 07. The Lady Is A Tramp - Eric Martin | |||
02. I've Got You Under My Skin - Glenn Hughes | 08. Strangers In The Night - Joey Belladonna | |||
03. Summer Wind - Geoff Tate | 09. High Hopes - Franky Perez | |||
04. It Was A Very Good Year - Dee Snider | 10. I've Got The World On A String - Doug Pinnick | |||
05. Witchcraft - Tim 'Ripper' Owens | 11. Love And Marriage - Elias Soriano | |||
06. Fly Me To The Moon - Robin Zander | 12. That's Life - Richie Kotzen | |||
Alleine schon die Ankündigung sorgte bei mir für erstes Kopfzerbrechen: ein Metal-Tribute-Album für Frank Sinatra. Wie soll das denn bitte gehen? Werden die Herren Sänger zu der eher seichten -- aber schlicht genialen -- Easy Listening-Musik von Sinatra ihre rauen Stimmen erklingen lassen? Werden sie versuchen zu croonen, wie es nur Ol' Blue Eyes konnte? Oder werden sie das Undenkbare tun?
Sie haben sich für letztere Variante entschieden. Und das Undenkbare ist eben die Klassiker auf Metal zu trimmen und schwer umarrangiert vorzutragen. Das passt aber natürlich viel besser zu den Stimmen der Herren Glenn Hughes (ex-DEEP PURPLE, BLACK COUNTRY COMMUNION), Geoff Tate (QUEENSRYCHE), Dee Snider (TWISTED SISTER), Eric Martin (MR. BIG), Tim "Ripper" Owens (ex-JUDAS PRIEST, Ex-ICED EARTH, YNGWIE MALMSTEEN) oder Joey Belladonna (ex- und wieder-ANTHRAX) und Co.
Aber es passt kaum mehr zu dem, was Frank Sinatra gemacht hat. Da kann man gerne so viele Bläsersätze einbauen, wie man will, das swingt gar nicht mehr. Wenn man zum Beispiel hört, wie der sonst exzellente Geoff Tate hier dem Summerwind jeden Anmut und jede Leichtigkeit nimmt und das Ganze eher mit der Tonnenlast eines mittelschweren Schneesturms darbietet, dann weiß man, dieses Experiment geht furchtbar in die Hose.
Zum Glück sind nicht alle Songs so schrecklich. Zum Beispiel passt Dee Sniders Vortrag von It Was A Very Good Year sehr gut zur stark an Kashmir angelehnten Musik. In solchen Momenten (oder bie The Lady Is A Tramp mit Eric Martin) weiß man beim Hören, wie die Verantwortlichen auf die Idee kamen, ein solches Projekt in Angriff zu nehmen.
Dahinter stehen allesamt exzellente Musiker (Bob Kulick -- Gitarre, Billy Sheehan -- Bass, Brett Chassen -- Schlagzeug, Doug Katsaros - Keyboards & Orchestrationen). Aber es reicht eben nicht, nur die Lyrics und Gesangslinien übrig zu lassen. Es fehlt hier einfach meist das Gefühl -- der Vibe -- der Originale. Zudem sind die Texte eben meist sehr locker-leicht, was sich mit der Musik schon einmal deutlich beißt und auch von den meisten Sängern gar nicht adäquat umgesetzt wird.
Dieses Tribut-Album hat seinen Namen eigentlich nicht verdient, denn hier wird keine geschmackvolle Verbeugung vor dem Original vollzogen. Vielmehr ist dies eine Persiflage, eine Verulkung, die der musikalischen Bedeutung von Frank Sinatra nicht gerecht wird. In dieser Hinsicht wurden meine schlimmsten Befürchtungen fast noch übertroffen. Dieses Album ist mit Vergewaltigungen wie Love And Marriage, Fly Me To The Moon oder Witchcraft eher etwas für Frank Sinatra-Hasser, aber nichts für Freunde von Ol' Blue Eyes.
Den Worten meines Kollegen Marc kann ich mich nur anschließen. Interessanterweise sehen wir zwei, die von der musikalischen Grundausrichtung unterschiedliche Prägungen durchliefen, die Angelegenheit sehr ähnlich.
Die beiden Projektinitiatoren, Bob Kulick und Brett Chasen, zweifelsohne und erwiesenenermaßen gute und ambitionierte Musiker, schießen mit ihrem "Sin-Atra"-Tribute über's Ziel hinaus. Die grundsätzlich doch recht fragilen Kompositionen zeitloser Klassiker wie Strangers in the night; New York New York; It was a very good year; Fly me to the moon oder Witchcraft in ein Metal-Korsett zu zwängen geht hier ziemlich schief.
Wenn man Frankie-Boy's Originalversionen auch nur halbwegs im Ohr hat und einem bisweilen die Hinwendung zur besagten Swing-Ära nicht allzu schwer fällt, muten diese überambitionierten Interpretationen doch recht seltsam an. Vieles klingt, obwohl die Original-Orchesterarrangements von Leuten wie Quincy Jones und Nelson Riddle auch nicht gerade asketisch daherkamen, überladen und überfrachtet, zugekleistert und überziehen diese im Grunde genommen recht leichtfüßig inszenierten Lieder mit einer merkwürdigen Schwere.
Möglicherweise betrachten beinharte Metal-Jünger, die mit Frank Sinatras Katalog wenig oder gar nicht vertraut sind, diese Songs in einem anderen Licht, finden es toll, amüsant oder abgefahren. Doch für meine Ohren ist dieses "Sin-Atra"-Experiment leider gescheitert.