Velma

"Unser Sänger ist etwas älter, er mag eher die rockigen Sachen"

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 16.01.2006

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Velma
"Unser S?nger ist etwas ?lter, er mag eher die rockigen Sachen", Interview

Nachdem ich die letzte Ver?ffentlichung der Westschweizer Band VELMA via Nois-O-lution zur Rezension vorliegen hatte (siehe auch hier), ergab sich die Gelegenheit, mit dem in Berlin weilenden Christian Garcia, der f?r die Gitarre und die elektronische W?rze bei VELMA zust?ndig ist, ein kleines Interview zu f?hren. Nach ziemlich nervenaufreibender Parkplatzsuche im tiefsten Prenzlauer Berg (samstagabends zur Prime Time - das Treffen war in der Kneipe "November" vorgesehen) ging es dann doch sehr entspannt ?ber die B?hne.

Hooked on Music: Kannst Du mir etwas ?ber die Band VELMA erz?hlen? Seit wann gibt es Euch und wie habt Ihr zusammengefunden?
Christian Garcia: Es gibt uns seit 1997 oder 1998, so in etwa. Zun?chst bestanden wir nur aus dem S?nger Christophe Jaquet und mir. Wir versuchten eine Musik zu machen, die verschiedene Elemente mischt, zum einen elektronische Sounds ?ber den Computer, aber auch mit rein "akustischen" Elementen. Weil, als das aufkam mit der ganzen elektronischen Musik, haben wir viele Bands mit Computern live gesehen, was f?r uns ziemlich langweilig war, wenn da nur einer mit einem Computer auf der B?hne steht und sonst nichts passiert. Also beschlossen wir, bei uns das Schlagzeug mit hinein zu nehmen, um eine entsprechende Liveatmosph?re erzeugen zu k?nnen.
Unser Schlagzeuger Stephane Vecchione ist ein Schauspieler, unser S?nger Christophe ist Bibliothekar und ich war zuvor Graphikdesigner. Wir kamen also aus verschiedenen Ausrichtungen zusammen und haben dann zusammen musiziert, die ersten beiden CDs herausgebracht und es ist mit der Zeit, glaube ich, immer ein bisschen besser geworden.

HoM: Kannst Du mir etwas ?ber Eure Arbeit im Studio erz?hlen, wie Ihr Eure Alben herstellt?
Christian: Also beim ersten Album hatten wir nicht die tollen finanziellen Mittel, wir machten alles selbst, innerhalb von f?nf Tagen, das Aufnehmen, Abmischen und Mastern, alles in f?nf Tagen. Damals war es noch ein wenig einfacher ein Label zu finden, als es heute ist, heutzutage ist das wirklich schwierig. Wir ver?ffentlichten nur in Frankreich und der Schweiz als limitiertes Album, ich glaube es waren 1.000 Kopien.
HoM: Und nun seid Ihr auf dem Label "Gentlemen Records" mit dem neuen Album "La Pointe Farinet 2949 M". Kannst Du mir etwas ?ber den Titel sagen, was der bedeuten soll?
Christian: Ja, das ist ein Berg zwischen der Schweiz und Italien. Wir mussten einfach einen Titel f?r das neue Album finden, vorher hatten wir immer Alben mit einem Titel mit der Endung -ique (oder -ig), "Rhytmique", "Cyclique", "Panoramique", "Ludwig", also wollten wir mal etwas anderes machen (lacht). Dieser Name fiel dann Christophe ein, der hat immer so eigenartige Ideen wie diese. Es hat eigentlich keine so tiefe Bedeutung, wir touren eben eine Menge in Italien, halten uns oft in dieser Gegend auf.
HoM: Auch das Artwork ist sehr interessant, mit hohen H?usern und einer Menge Pflanzen und Unkraut drum herum.
Christian: Ja, die Idee war, etwas zu machen, was nahe an unserer Musik dran ist. Es sind also viele verschiedenen Dinge auf dem Layout zu entdecken, viele dunkle Sachen, aber auch einige helle Dinge.
Wenn du ganz nah ran gehst, kannst du viele kleine Details erkennen, die witzig oder verspielt sind, und von weitem ist es einfach in erster Linie dunkel. Ich hatte die Idee und habe den Bruder meiner Freundin, der Maler ist, um Unterst?tzung gebeten, so dass wir es zusammen realisiert haben.

HoM: Kannst Du mir etwas zur Zusammenarbeit mit D?LEK erz?hlen?
Christian: Sie haben uns angesprochen, denn unser zweites Album "Cyclique" wurde auch in den USA ver?ffentlicht, von "Emperor Norton", einem Label in Los Angeles. Unser Album wurde im Radio vorgestellt, die h?rten das und dachten "oh, das ist eine tolle Band" und zuf?llig hatten wir auch den selben Vertrieb f?r die Schweiz. Also kam der Kontakt ?ber den Vertrieb zustande, also traf man sich und wir beschlossen, die Split 12-Inch mit D?LEK und eine kleine Tour gemeinsam zu machen.
Es war wirklich sehr interessant, wir entdeckten diese f?r uns neue Welt der Hip Hop Musik. Das hat mir neue T?ren ge?ffnet und war auch der Grund, weshalb unsere letzte CD etwas mehr, sagen wir, groovig ist. Wir machten den ersten Remix f?r das Split-Album, sie wollten einen zweiten Remix machen, da sie die Songs mochten. Aber es wurde dann nie realisiert, da sie sich entscheiden mussten zwischen einem eigenen neuen Album und dem Remix-Projekt. Ihr Label sagte ihnen entweder oder und sie w?hlten nat?rlich ihr eigenes neues Album. Wir sagten ihnen, das ist schade, weil der zweite Remix des Split-Albums ist ebenfalls gut, also beschlossen wir, es auf unserem neuesten Album zu ver?ffentlichen. D?LEK sind eine gro?artige Band, sie sind auch h?ufig in Deutschland unterwegs.

HoM: Auf dem letzten Album ist auch ein bemerkenswertes Cover, n?mlich Metropolis, im Original von MOT?RHEAD. Wie kam es dazu?
Christian: Da bin schon wieder ich schuld, tut mir leid (lacht).
Irgendwie ist es gerade modern, ?ber MOT?RHEAD nachzudenken oder sich auf sie zu beziehen, oder auf die RAMONES. Ich wei? nicht genau, warum das so ist, aber es waren einfach meine Wurzeln, die Musik, die ich geh?rt habe, als ich etwa vierzehn Jahre alt war, oder f?nfzehn. Ich liebe diesen Song und dachte mir, es w?re eine gute Idee, einmal einen wirklich vom Original deutlich abweichenden Remix zu machen. Wenn man es live h?rt, wird es niemand als MOT?RHEAD-Cover wiedererkennen, wenn man nicht das Original und dessen Text genau kennt. Das ist einfach unsere Interpretation davon, auch wenn es gerade vielleicht etwas "in" ist, so etwas zu machen.

HoM: Wie war die Studioarbeit beim neuesten Album, wie hat das funktioniert?
Christian: Wir arbeiten eigentlich ganz unterschiedlich, das ist bei jedem einzelnen Song ein wenig anders. Meistens komponieren wir (also zusammen mit S?nger Christophe) komplett akustisch, nur mit Gitarre und Gesang und danach mache ich die ganzen elektronischen Sachen auf dem Computer. Wenn ich einen Song mit Gitarre und Stimme habe, versuche ich es, mit dem Computer nachzuvollziehen, dann singen wir es noch mal, versuchen eine neue Gitarrenstimme zu finden und so weiter.
Es ist immer ein sehr langwieriger Prozess, es ist immer ziemlich kompliziert, viel Soundt?ftelei. Der Schlagzeuger gibt mir dann immer kleine Ausschnitte seines Schlagzeugspiels, ich w?hle die passenden Elemente, wie in einer Soundbank, aus und f?ge das Ganze zusammen.
Alles wurde in meinem Haus hergestellt, im Heimstudio und dann haben wir den Mix hergestellt mit Mark van Hoen, unserem Produzenten in London. Er hat auch schon unser vorheriges Album "Ludwig" produziert. Aber es war etwas schwierig diesmal, denn bei dem letzten Album hat er einige Sachen richtig "clean" abgemischt, w?hrend wir es auf dem neuen Album etwas "rauer", ?hnlich wie D?LEK wollten. Also nahm ich nach dem Abmischen durch Mark noch mal einige Korrekturen vor, in Genf, in einem anderen Studio. So hat das diesmal wirklich sehr lange gedauert.

HoM: Kannst Du mir mal erkl?ren, was das Geheimnis der ganzen Westschweizer Bands ist? Dort gibt es eine ganze Menge interessanter Gruppen wie ROSQO, HONEY FOR PETZI oder auch FAVEZ. viele gute Bands. Wie kommt das?
Christian: Nun, es gab einmal einen richtig guten Klub zwischen 1987 und 1989, "La Dolce Vita", und dort waren die ganzen guten Bands zu Gast, wie zum Beispiel SONIC YOUTH, jede gute Band spielte dort. Und dann kam dort eine ziemlich seltsame lokale Band namens RADIATEUR. Sie hatten keinerlei Probleme, auf die B?hne zu gehen, um ihre Musik zu spielen. Es war wirklich ziemlich f?rchterlich, der Schlagzeuger war ganz schlecht, der Gitarrist ebenso. Aber dadurch bemerkten wir pl?tzlich, dass es ganz einfach war, auf die B?hne zu spazieren, ohne dass man richtig perfekt ist und alles ganz sauber spielt. Alle jungen Leute sahen das und dachten sich "Ja, es ist m?glich, das zu machen". Und dann musste das "Dolce Vita" aus finanziellen Gr?nden schlie?en und alle die jungen Leute brauchten Livebands und wollten einfach spielen wie diese Band namens RADIATEUR. Und ich glaube, das ist mit ein Grund, weshalb viele Bands wie ROSQO oder TOBOGGAN, HONEY FOR PETZI, wir oder auch FAVEZ und viele andere tats?chlich aus ein und derselben Stadt kommen, n?mlich nicht aus Genf sondern aus Lausanne.
Nun k?mpfen wir darum, einen neuen Klub zu gr?nden, vielleicht klappt das ja auch bald. Wir haben zwar schon einen, aber dort gibt es nur an 10 Abenden im Jahr Live-Musik, also so gut wie nichts. Wenn du nicht live spielen kannst, konzentrierst du dich eben mehr auf die Herstellung von CDs, spielst in anderen St?dten und so weiter. Ich glaube, das hat alles ein wenig damit zu tun.

HoM: Gibt es auch irgendwelche Einfl?sse von den YOUNG GODS?
Christian: Ja, die YOUNG GODS sind vielleicht schon ein bisschen zu alt, sie sind inzwischen 45 oder so, die kommen aus Genf. Sie haben etwa 1995 oder 1996 aufgeh?rt Musik zu machen und sind erst jetzt wieder zur?ckgekommen. Nat?rlich sind sie auch Schweizer, ebenso wie YELLO oder auch, ich wei? nicht ob, Du die kennst, BRAINTICKET, eine alte siebziger Jahre Krautrock-Band, ich liebe die sehr. Aber wir sind nicht so direkt beeinflusst von diesen alten Bands, w?rde ich sagen.
HoM: Wenn wir gerade von Einfl?ssen sprechen. was h?rst Du denn zur Zeit f?r Musik?
Christian: Oh, das ist eine schwierige Frage. Ich suche schon die ganze Zeit nach einem vern?nftigen Plattenladen, das hat aber noch nicht so richtig geklappt. Ich bin auch immer auf der Suche nach einer Art abstraktem Hip Hop, wie D?LEK ihn praktizieren, Sachen von Anticon (ein Hip Hop Label, Anm. d. Red.) oder von Def Tracks, Definitive Tracks ist ein Hip Hop Label. Aber ich mag auch andere Sachen.
Wir von VELMA m?gen viele unterschiedliche Sachen. Ich kann klassische Musik h?ren, dann wieder Hip Hop oder Postrock, akustische Lo-Fi-Musik. Es fallen mir gerade keine konkreten Namen ein. unser Schlagzeuger mag lieber die elektronischen Sachen wie ALOG, oder diese ganzen elektronischen Sachen aus Berlin, auch Minimal Elektronik Musik. Unser S?nger ist etwas ?lter, er mag eher die rockigen Sachen.
HoM: Gibt es f?r Euch noch andere Einfl?sse, au?erhalb der Musik? Kunst, Literatur, Filme oder dergleichen?
Christian: Ja, wie ich vorher schon gesagt habe, war ich Graphikdesigner, also behalte ich immer derartige Dinge im Auge. Nat?rlich auch Filme, denn au?er VELMA mache ich auch Filmmusik und f?r Tanzgruppen. Dar?ber hinaus, neben der Musik f?r Tanzgruppen, machen wir auch Musik f?r Theaterauff?hrungen. Wir k?nnen also unseren Lebensunterhalt zu einem nicht unerheblichen Teil von solchen Dingen bestreiten, denn wen wir nur von den verkauften CDs leben m?ssten, na ja, wir verkaufen jetzt nicht solche Unmengen, leider (lacht) .

HoM: Wann werden wir die Chance haben, VELMA live in Deutschland sehen zu k?nnen ?
Christian: Ich halte wirklich fieberhaft Ausschau nach einer guten Booking Agentur. Ich glaube, es w?re einfacher, irgendjemanden zu finden, der dort einen Freund sitzen hat, aber ich werde einmal Heiko von Nois-O-lution bitten, mir zu helfen. Denn ich denke, wir sind wirklich ein gute Liveband. Jedes Mal, wenn wir live spielen sind die Leute wirklich gl?cklich. Es unterscheidet sich wirklich sehr von den CDs, da passiert sehr viel auf der B?hne, es ist eine richtige Show, wir arbeiten von Anfang an mit Bildern ?ber einen Beamer und agieren wie Schauspieler. Das k?nnte wirklich eine prima Sache werden. in Italien spielen wir sehr viele Shows, mindestens zw?lf oder so. Letztes Jahr hatten wir elf oder zw?lf Auftritte und jetzt setzen wir das fort.
Es ist wirklich seltsam: wir wissen, dass wir mit unseren Liveshows erfolgreich sein k?nnten, aber wir haben M?he, die Leute von den Agenturen davon zu ?berzeugen. Da kommen dann immer die selben Antworten: "wir haben schon gen?gend Bands, wir sind ?berlastet usw." Aber ich bin jetzt hier, seit einem Monat, und werde mein Bestes versuchen, um da etwas zu erreichen. Ich denke, Deutschland ist ein wirklich gutes Land f?r uns, es gibt hier nicht einfach nur leichte Musik, sondern auch etwas eigenartigere Musik, die in Deutschland auch ihre Anh?nger findet. Also ich hoffe einfach das Beste f?r uns.

HoM: Hast Du ein abschlie?endes Statement ?
Christian: Hmm, ich wei? nicht, wir tun unser M?glichstes, um von unsere Musik zu leben, seit zehn Jahren und wir werden weiterhin hart f?r dieses Projekt VELMA arbeiten, da wir denken, dass es ein gutes Projekt ist. Und ich denke, es ist entscheidend, an das zu glauben, was man macht und immer weiter zu machen, auch wenn es einmal schlechte Nachrichten gibt oder Schwierigkeiten. Vielleicht brauchen wir noch einmal zehn Jahre, aber wir glauben an unsere Musik und hoffen, dass auch die Leute dies mitbekommen. Es ist nicht auf den kurzfristigen Erfolg angelegt, sondern ein langanhaltendes Projekt.

HoM: Viel Gl?ck f?r Euch weiterhin und vielen Dank f?r das Gespr?ch.

Vielen Dank an dieser Stelle auch an Heiko von Nois-O-lution, der das Interview erm?glicht hat.

Ralf Stierlen, 16.01.2006

 

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