Westernhagen

Das eine Leben

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 23.05.2022
Jahr: 2022
Stil: Rock
Spiellänge: 47:12
Produzent: Larry Campbell & Marius Müller-Westernhagen

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Plattenfirma: Sony Music


Redakteur(e):

Epi Schmidt

Titel
01. Ich will raus hier
02. Schnee von gestern
03. Achterbahngedanken
04. Zeitgeist
05. Spieglein, Spieglein an der Wand
06. Die Wahrheit
 
07. Ich werde dich lieben bis in den Tod
08. Dunkle Phantasien
09. Es geht immer nur so weit wie es geht
10. Abschiedslied
11. Wenn wir wieder über den Berg sind
Musiker Instrument
Marius Müller-Westernhagen Vocals
Larry Campbell Acosutic Guitar, Electric Guitar, Pedal Steel, Mandolin, Violin, Percussion on 'Wenn wir wieder über den Berg sind', Additional Keyboards on 'Achterbahngedanken'
Jack Daley Bass
Steven Wolf Drums, Drum Programming
Andy Burton Keyboards
Frisco Lücht Grand Piano on 'Achterbahngedanken'
Ingrid Arthur, Monica Schmidt, Marlin Williford Background Vocals
Lindiwe Müller-Westernhagen Background Vocals on 'Es geht immer nur so weit wie es geht'

Er ist wieder hier, in seinem Revier, und er hat einiges im Gepäck. Da wäre das “Müller-“, das nun wieder vor dem Westernhagen steht und wie eine Rückkehr zu seligen “Pfefferminz-Zeiten“ aussieht. Außerdem hat er Larry Campbell und Jack Daley mit dabei, die ihn schon beim “Pfefferminz-Experiment“ unterstützten. Anscheinend war Marius davon überzeugt, dass die beiden nicht nur bei jenem Akustik-Projekt eine hervorragende Besetzung waren. Und zu der Überzeugung kommt der Hörer auch ganz schnell, nachdem die ersten Takte von Ich will raus hier ertönt sind. Das geht da zwar zunächst auch noch akustisch los, hat aber deutlich mehr Zug und hat bald den Charme der frühen – rockigen – Alben des Sängers.

 

Für sein 23. Studioalbum und mit 73 Jahren klingt Marius auch sehr vital und gleich zu Beginn findet er deutliche Worte: “Ich vermisse New York City, ich vermisse auch Paris, ich vermisse Rom, so pretty, gottverdammte Pandemie“. Natürlich gut möglich, dass er beim Schreiben dieser Zeilen in Kapstadt hockte und das Album ist natürlich von den letzten beiden Jahren geprägt, aber in Melancholie versackt er nicht, sondern ist hörbar voller Drive. Das kommt in dem roots-rockigen Schnee von gestern besonders gut. Nicht nur wegen Zeilen, wie “Wir trafen uns wie immer an der gleichen Ecke, du kamst mit 'ner Flasche, ich war halb am verrecken“, hätte der Song auch auf “Stinker“ zu finden sein können.

 

Nichtsdestotrotz liefert Müller-Westernhagen hier keine Party-Scheibe ab, denn er hat Achterbahngedanken und Dunkle Phantasien und er sucht Die Wahrheit, nicht erst, Wenn wir wieder über den Berg sind. Das klingt bei dem erstgenannten Lied auch mal schwermütig, bedeutungsschwanger instrumentiert und doch auch hoffnungsvoll, denn “das Leben ist das Leben, es ist nicht das Paradies“. Das erinnert dann mehr an “Die Sonne so rot“-Tage. Im Zeitgeist wird es dann deutlich schwungvoller und auch eingängiger ohne beschaulich zu werden. Daran hat der gute Sound der Instrumente, gerade der Gitarre, seinen Anteil, wie auch die klaren Worte: “Auch die Kardashians haben ein Ende, der Lack ist ab, die Luft ist raus“ etwa.

 

Die Texte waren bei Marius immer eine Sache für sich, denn oft steckten hinter vermeintlich einfachen Botschaften tiefere oder ganz andere Sinne. Oftmals nicht auf Anhieb zu durchschauen. Da schadet es nicht, das Booklet mit den abgedruckten Texten parat zu haben. Unabhängig davon kann man aber auch einfach Spaß, an herrlich groovenden Roots Rock-Stücken haben und das “Oh yeah“ beim Ausklang von Campbells Solo dürfte spontan gekommen sein. Dass es hier durchgängig rockt, darf man nicht erwarten, aber welche frühe Fan hat nicht auch bei Giselher oder Gute Nacht, Hermann aufmerksam gelauscht und mitgesungen? Und wer auf der Suche nach einer großen Ballade ist, der wird bei Ich werde dich lieben, bis in den Tod. Demnächst wahrscheinlich auch in einem Standesamt in eurer Nähe zu hören.

 

Die Dunklen Phantasien werden aufgehellt und -gelockert, durch einen munteren Rockabilly-Rahmen, der wunderbar dahinrollt. Ein Abschiedslied, wie diese Piano-Ballade, kann wahrscheinlich kaum einer in solche Worte kleiden, wie Marius. “Meiner Liebe sei dir gewiss, vielleicht nicht ewig, aber doch für immer. Und Wenn wir wieder über den Berg sind, dann hat der Sänger für uns einiges an Hoffnungen und auch Wünschen parat. “Werden wir dann klüger sein, uns besser verstehen“, tja, das wird sich herausstellen. Zu so einem leicht schunkelnden Akustik-Walzer fällt das auf jeden Fall einfacher. Ein überraschend gutes Spätwerk.

 

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