Whitesnake

Live.... In The Heart Of The City, Come An' Get It, Saints & Sinners

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 19.03.2007
Jahr: 2007

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Live.... In The Heart Of The City, Come An' Get It, Saints & Sinners, EMI Music, 2007 (Sunburst Records, 1980, 1981 & 1982)
David Coverdale Vocals
Bernie Marsden Guitars, Vocals
Micky Moody Guitars, Vocals
Neil Murray Bass
Jon Lord Keyboards
Ian Paice Drums ("Ready An' Willing")
David "Duck" Dowle Drums ("Live.... In The Heart Of The City" Disc 2)
Cozy Powell Drums ("Saints & Sinners")
Colin "Bomber" Hodgkinson Bass ("Saints & Sinners")
Produziert von: Martin Birch Länge: 89 Min 58 Sek ("Live...."),
65 Min 32 Sek ("Come An' Get It") &
50 Min 24 Sek ("Saints & Sinners")
Medium: CD
"Live.... In The Heart Of The City", Sunburst Records, 1980:
CD 1:
1. Come On6. Fool For Your Loving
2. Sweet Talker7. Ain't Gonna Cry No More
3. Walking In The Shadow Of the Blues8. Ready An' Willing
4. Love Hunter9. Take Me With You
5. Ain't No Love In The Heart Of The City
CD 2:
1. Come On4. Ain't No Love In The Heart Of The City
2. Might Just Take Your Life5. Trouble
3. Lie Down6. Mistreated
"Come An' Get It", Sunburst Records, 1981:
1. Come An' Get It10. Till The Day I Die
2. Hot StuffBonus Tracks:
3. Don't Break My Heart Again11. Child Of Babylon (Alternate Rough Mix)
4. Lonely Days, Lonely Nights12. Girl (Alternate Version/Rough Mix)
5. Wine, Women An' Song13. Come An' Get It (Rough Mix)
6. Child Of Babylon14. Lonely Days, Lonely Nights (Alternate Version/Rough Mix)
7. Would I Lie To You15. Till The Day I Die (Rough Mix)
8. Girl16. Hit An' Run (Backing Track)
9. Hit An' Run
"Saints & Sinners", Sunburst Records, 1982:
1. Young Blood8. Rock An' Roll Angels
2. Rough An' Ready9. Dancing Girls
3. Bloody Luxury10. Saints An' Sinners
4. Victim Of LoveBonus Tracks:
5. Crying In The Rain11. Young Blood (Monitor Mix/Early Vocal)
6. Here I Go Again12. Saints An' Sinners (Monitor Mix/Early Vocal)
7. Love An' Affection13. Soul Survivor (Unfinished, Unreleased Song)

Als ich 1983 WHITESNAKE endlich livehaftig zu Gesicht bekam - beim "Monsters Of Rock" in Nürnberg - war ich aufgrund eines langen, harten Tages gar nicht mehr so aufnahmefähig wie eigentlich angebracht: THIN LIZZY, MOTÖRHEAD und Konsorten hatten mich ausgelaugt. Außerdem war ja Bernie Marsden schon gar nicht mehr in der Band, was den Spaß natürlich erheblich schmälerte. Zu diesem Zeitpunkt wehte, wenn auch zunächst noch zart, bereits ein anderer Wind bei WHITESNAKE. Bis 1982 allerdings war es noch die britische Blues'n'Boogie Band und nachdem letztes Jahr die ersten drei regulären Scheiben remastert und mit Bonus-Tracks versehen von EMI wiederveröffentlicht wurden, folgen nun die fehlenden drei aus dieser Phase.

Das geht los mit einem der grandiosesten Live-Alben der Rockmusik: "Live.... In The Heart Of The City" jetzt erstmals und dankenswerter Weise in der ursprünglichen Version. Bei der CD-Erstveröffentlichung hatte man sich das "doppelte" Come On zugunsten einer einfachen CD kurzerhand weggespart. Solche Schliche gab's ja öfter. MOLLY HATCHETs "Double Trouble Live" etwa hatte man ähnlich kastriert, wobei man auf die fehlenden Keyboard-sauren Stücke in dem Fall gut verzichten kann. Aber hier gehört Come On - zumal aus dem Jahr 1978 - nun mal dazu.
Die Berufslästerer Michael Rudolf & Frank Schäfer lassen in ihrem Buch "Lexikon der Rockgitarristen" ungern ein gutes Haar an Bernie Marsden und Micky Moody, können aber doch nicht umhin, ihnen für manche Zutaten zu diesem Album ein paar lobende Worte zu gönnen. Und Recht haben sie! Eines der besten britischen Gitarren-Duos ist hier am Werke und glänzt sowohl im Zusammenspiel als auch jeder für sich. Die Band war zweifellos auf einem Höhepunkt und brannte lichterloh. Man muss nur mal hören wie Jon Lord zu Sweet Talker abgeht und gleich darauf Micky Moody sein Wah-Wah Pedal zerstampft. Vorangetrieben wurden sie vom superben Rhythmus-Gespann Ian Paice und Neil Murray, die auch gleich das folgende Walking In The Shadow Of The Blues wie einen Zwölfzylinder blubbern lassen. Hier fällt auch gleich auf, wie wichtig der Backgroundgesang von Bernie Marsden für WHITESANKE und für David Coverdale war. Was früher Glenn Hughes bei DEEP PURPLE für Coverdale getan hat, übernimmt hier Bernie. Keiner seiner Nachfolger hat das so noch mal hingekriegt.
Lovehunter lebt erst in dieser Live-Fassung so richtig auf. Coverdale läuft fast aus vor Brünstigkeit und der Song pulsiert wie..., na, denkt euch selber was aus. Dazu kommt dann noch das hervorragende Slide-Solo von Micky Moody. An Dynamik und Elan nicht zu schlagen. Wie viele Gitarristen können das Publikum nur durch ihr Variantenreichtum zum mitklatschen und -schreien bewegen? Dabei pendelt der Schnauzbart locker zwischen Blues, Rock und Country.
Ain't No Love In The Heart Of The City inspirierte nicht nur Neil Murray zu dem Albumtitel, sondern ist sowohl einfühlsamer Blues als auch herrliche Mitsingnummer, die das Hammersmith/Odeon Publikum entsprechend würdigt. Schön, dass der Song hier auch auf dem Mitschnitt des 1980er Konzertes vertreten ist.
Genial, zu hören wie die Stimme von David Coverdale in Fool For Your Loving den Blues atmet. Da darf man gar nicht dran denken, was er Ende der 80er für Töne von sich gegeben hat... Dazu singen Moody und Marsden im Background 'wia a Zeiserl'. Also, wenn die das wirklich, ohne Nachbesserungen, so eingesungen haben: Hut ab.
Für Ain't Gonna Cry No More schnallte sich Bernie natürlich die doppelläufige Gibson um und leitet den Song 12-saitig ein, bevor die Band voluminös einsteigt um den Song powervoll zum Mitsingpart zu treiben.
"Are you ready an' willing?" schreit DC und vielstimmige Antwort schallt ihm entgegen. Wieder ein Titel der pumpt wie ich nach einem 100 Meter Spurt und der einem ähnliche 'sweet satisfaction' beschert. Vor allem wenn der Schmerz nachlässt... Wie sehr Paice und Murray hier einen funky Groove betreiben, fällt mir erst auf dieser remasterten Scheibe auf. Da hat meine LP doch Schwächen im unteren Bereich.
Das gnadenlos abfetzende Take Me With You hatte einem, bei den heimischen Partys, soviel abverlangt, dass eine Pause, bis zum Auflegen der zweiten Scheibe, willkommen war und auch hier bleibt man nach diesen Gitarren-/Keyboard-Attacken fast atemlos zurück. Nur geil! Ich muss allerdings sagen, Platz für ein paar Bonus-Tracks wäre schon gewesen. Beim Konzert vom 24.6.1980 wurden ja noch Nighthawk (Vampire Blues), Belgian Tom's Hat Trick und Mistreated gespielt. Letzteres gar zusammen mit Soldier Of Fortune.
Schön, besagtes Mistreated findet sich immerhin auf der zweiten CD, welche mit dem urwüchsigen "Whitesnake"-Brüller losgetreten wird. Wo es vielleicht noch etwas an den Feinheiten mangelt, macht diese Aufnahme aus dem Jahr 1978 durch ihre unbändige und unbekümmerte Losgelassenheit das wieder wett.
Ja, der damalige Drummer, David "Duck" Dowle, hatte nicht die Klasse eines Ian Paice, aber die Einstellung hat doch gestimmt und selbst beim DEEP PURPLE Song Might Just Take Your Life macht er einen ganz guten Job. Ich kann mir nicht helfen, aber besser haben PURPLE den Song meines Wissens auch nicht gespielt - Marsden ersetzt Hughes bestens und zusammen mit Moodys Slide-Spiel ziehe ich diese Version der Vorlage allemal vor.
Der Schnurgeradeaus-Rock'n'Roll von Lie Down war mir schon auf "Trouble" einer der liebsten und auch hier hält den Zuhörer nichts auf den Sitzen. Dazu klingt diese Neuveröffentlichung tatsächlich richtig schön frisch. Da kann man die Doppel-LP endlich in den verdienten Ruhestand schicken. Deren vierte Seite zierten gerade zwei Songs: Trouble und Mistreated. Allein der Einsteig zum ersteren ist schon genial: "I was raised, a gambler's son." singt Coverdale, und wie eine Lawine bricht der Song mit aller Macht los. Ähnlich gewaltig, fast brutal, klingt es, wenn der Sänger "I've been Mistreated" klagt, als würde er die Pein noch spüren. Ich möchte behaupten, das hier ist die definitive Version dieses Songs. Sorry, Ronnie.
Im Nachhinein muss man sich bei den Japanern bedanken, denn die waren mit ihren Forderungen nach einer Liveplatte verantwortlich dafür, dass dieses Konzert 1978 überhaupt mitgeschnitten wurde. Aber auch hier hätte man sich eine kleine "Aufstockung" gewünscht.
Für mich gehört "Live.... In The Heart Of The City", zusammen mit RAINBOWs "On Stage" und DEEP PURPLEs "Made In Japan" und "Made In Europe" zu den besten Live-Alben überhaupt.

Die Besetzung blieb für das folgende Studio-Album "Come An' Get It" stabil und das zahlte sich aus. Für David Coverdale stellt diese Scheibe gar das unbestreitbare Highlight der frühen WHITESNAKE Phase dar. Schön, da wird jeder seine eigene Meinung haben. Tatsächlich "rocken" mir die vorherigen Alben doch mehr. Was nichts an der Qualität ändert, die mit dem Titelsong sofort auf hohem Niveau da ist, mitreißt und nur ein klein wenig zu glatt klingt. Hot Stuff ist wieder ein atemlos abgehender funky Rocksong der unwillkürlich "Beine macht". Ian Paice, von seinem Campinghut befreit, wirbelt in unnachahmlicher Manier und drischt den Song nach vorn. Jon Lord zeigt ein weiteres Mal: Er ist der ultimative Rock-Keyboarder!
Unwiderstehlich zieht Don't Break My Heart Again die Hörer sofort in seinen Bann. Die perfekte Mischung aus Rock-Stampfer und radiofreundlichen Melodien.
Mit leicht sperrigem Rhythmus braucht Lonely Days, Lonely Nights eine knappe Minute, bis auch hier gebannt gelauscht und willig der Refrain aufgegriffen wird. Dazu liefern die Gitarreros WISHBONE ASH-würdige Gitarrenparts ab. Klasse.
Jetzt kann man ja zu der Scheibe stehen wie man will, aber mit Wine, Women An' Song ist hier der definitivste Party-Knaller aus dem Hause WHITESNAKE, ach was, aus jedem Hause, enthalten. Vom Boogiepiano-Intro bis zum down'n'dirty Beat und dem anzüglichen Text passt hier einfach alles: "You can tell me it's wrong, but I love wine, women an' song".
Das Umdrehen der Scheibe bleibt einem heutzutage erspart und so kann man sich gleich dem Child Of Babylon hingeben. Das ist allerdings alte und hohe Klasse. So eine Halb-Ballade kann - oder konnte - keiner besser interpretieren als Mr. Coverdale und im Verbund mit Bernie Marsden ist dieser Gesang unschlagbar.
Das You Really Got Me-Riff in Would I Lie To You schiebt den Song langsam den Hügel hoch, den er dann im Refrain im besten QUO-Boogie-Stil munter hinabpoltert.
Groovig-funky, mit mehrstimmigen Gesang, bringt das Girl die Hüften zum kreisen, während mir Hit An' Run dann doch etwas zu banal ist, auch wenn Bernies Talk-Box und Mickeys Slide-Gitarre feine Akzente setzen.
Einen krönenden Abschluss setzt dann Till The Day I Day, welches sich von einer Akustik-Folk-Nummer zu einem treibenden Rocksong häutet, wie es nur die "White Snake" kann. Jon Lord ist es vorbehalten, das Abschluss-Solo für dieses Album zu zelebrieren.
Für mich bleiben "Ready An' Willing" und "Lovehunter" ganz klar in der Rangliste vor "Come An' Get It", aber allein Wine, Women An' Song und Child Of Babylon lohnen die Anschaffung.
Hier erfolgt die "Aufstockung". Allerdings sind es zwar ganz nette 'Rough Mixes' und ein 'Backing Track' jedoch halt nur wiedergekäutes, was man zuvor schon gehört hat und somit nicht wirklich begeisterungswürdig.

Was für himmlische Zeiten das waren, kann man daran sehen, dass "Come An' Get It" Platz 2 der britischen Album-Charts erreichte. So ein Level ist schwer zu halten, aber trotzdem gefällt mir der Nachfolger mindestens genauso gut. Zu "Saints & Sinners" hatte sich Ian Paice verabschiedet - ich meine, ich hab ihn kurz darauf mal mit Gary Moore gesehen. Mit Cozy Powell war aber adäquater Ersatz auf dem Drum-Stuhl gelandet.
Auch Neil Murray verließ die Band und wurde durch Colin Hodgkinson ersetzt. Bernie Marsden spielte immerhin die LP noch mit ein. Und die geht gleich druckvoll los mit Young Blood, das zwar nicht übermäßig rau klingt, dafür recht kompromisslos rockt. Rough An' Ready schlägt in eine ähnliche Kerbe, aber mehr im Boogie-Sektor und ist mit seinen leicht schrägen Gitarren-Einwürfen ein typischer Moody-Song. Über die Rhythmusgruppe gibt's keine Beschwerden. Auch die pumpen ordentlich Sprit in den Kessel.
Mit Bloody Luxury geht's dann erst recht in die Vollen und wer die Party-Songs a la Wine, Women... und Rock'n'Roll Women liebt, darf hier gleich in den bewährten Ausfallschritt gehen. Nach einem gezügelteren Beginn boogiet auch Victim Of Love einladend. Gefällt mir richtig gut der Song, der auch auf "Trouble" gut gepasst hätte.
Crying In The Rain kam ja später noch mal zu neuen Ehren auf dem Album "1987", aber mit der Version hier können die späteren Lohnklampfer nicht mithalten. Hier liegt noch richtiges Herzblut drin, hier kochen noch echte Emotionen und hier schwitzt man den Blues aus. Es tut wirklich gut, den Song wieder mal seiner wahren Fassung zu hören. Die andere, amerikanisierte, hatte mir den Song schon fast vergält.
Das gilt noch weit mehr für Here I Go Again, welches die zweite LP-Seite eröffnete. "Like a hobo..." sang David Coverdale hier noch, und nicht "drifter", und nach Straße und Verzweiflung klingt es hier auch noch und nicht nach gestylten Blondinen auf Hochglanzkarossen. Das Gitarrensolo strotzt vor Einfachheit und Schönheit.
Wenn Micky Moody mitgeschrieben hat, dann klingt es meistens leicht funky und so geht es auch Love An' Affection. Im Prinzip das gleiche Schema wie bei Rough An' Ready und das schadet auch nix.
Die Rock An' Roll Angels kommen etwas geglättet, aber Jon Lords Piano-Klänge machen einiges wett und Zeilen wie "I feel my heart beating heavy, banging like a big bass drum" singt keiner so überzeugend wie DC.
Dancing Girls meint man so ähnlich auf einem der vorhergehenden Alben gehört zu haben. Mich erinnert es an RAINBOW, die ungefähr zu dieser Zeit vehement versuchten, auf dem amerikanischen Markt mit ihrer Musik zu landen. Das war noch nie eine gute Idee, wie man bald auch bei WHITESNAKE sehen konnte.
Der Titelsong beschließt dieses Album, wieder leicht funky, kongenial.
Zwei der Bonus Tracks bringen gerade mal einen 'Early Vocal' ans Licht, der sich erwartungsgemäß nicht so groß vom später veröffentlichten unterscheidet. Lediglich Soul Survivor hat man noch nicht gekannt, aber da kein Gesang drauf ist, berauscht auch das nicht sonderlich.

Im Vergleich zu den wiederveröffentlichten Alben vom letzten Jahr sind die Bonus Tracks hier also eher enttäuschend. Die Booklets glänzen natürlich auch hier mit neuen und informativen Liner Notes und schönen Bildern aus jenen Tagen.
Wessen LPs ähnlich oft gelaufen sind wie meine, der kann sie jetzt hiermit ersetzen. Mit oder ohne "Bonus-Stuff" sind das immer noch herausragende Rockmusik-Scheiben, die jetzt noch besser klingen.

Epi Schmidt, 19.03.2007

 

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