Wilco Ashes Of American Flags, Nonesuch/Warner Music, 2009 |
Jeff Tweedy | Guitars, Vocals | |||
John Stirratt | Bass, Vocals | |||
Nels Cline | Guitars | |||
Glenn Kotche | Drums | |||
Pat Sansone | Keyboards, Guitars, Vocals | |||
Mikael Jorgensen | Keyboards | |||
| ||||
01. Ashes Of American Flags | 12. You Are My Face | |||
02. Side With The Seeds | 13. War On War | |||
03. Handshake Drugs | Bonus Tracks: | |||
04. The Late Greats | 14. I'm The Man Who Loves You | |||
05. Kingpin | 15. Airline To Heaven | |||
06. Wishful Thinking | 16. It's Just That Simple | |||
07. Impossible Germany | 17. At Least That's What You Said | |||
09. Via Chicago | 18. I Am Trying To Break Your Heart | |||
10. Shot In The Arm | 19. Theologians | |||
11. Monday | 20. Hate It Here | |||
"Mein Job ist es eben, spannende Musik zu machen und nicht, zu erraten, was einen Durchschnittsradiohörer am wenigsten beim Bügeln stört." Diesen Ausspruch tätigte Jeff Tweedy, Mastermind der unvergleichlichen WILCO, einst in einem Interview. So klingt WILCOs Musik schließlich auch seit knapp 15 Jahren. Aufregend und spannend, lieblich und zuweilen verstörend, aufwühlend und beruhigend, und immer nur ausschließlich nach WILCO. War Jeff Tweedys Handschrift auf dem ersten Longplayer ("A.M.") von 1995 möglicherweise noch ein klein wenig austauschbar und im Fahrwasser der seinerzeit auf ihren Höhepunkt zusteuernden "No Depression/Alt.Country" Welle verortet, erforschte und eroberte sich die Band aus Chicago von Album zu Album in ihr eigenes Terrain und stehen nun nach zig Alben, Tonnen von Kritikerlob und dem Rückhalt einer mehr als solide zu nennenden Fanbase im Zenit ihrer Karriere.
Der ausgesprochen schön und anmutig von Brendan Canty und Christoph Green gedrehte Tourfilm "Ashes Of American Flags", der so gar nichts von der typischen Videoästhetik eines 'normalen' Konzertfilms besitzt, sondern wie ein wahrhafter Kinofilm wirkt, zeichnet exemplarisch eine USA-Tour dieses ausgezeichneten Sextetts nach, begleitet die Protagonisten durch verschiedene Städte, zeigt die Band auf geschichtsträchtigen Bühnen wie der des Ryman Auditoriums in Nashville, wo Tweedy mit einem entzückenden Nudie-Suit überrascht oder der des guten alten 'Tipitina's' in New Orleans, wo der von seiner Tablettenabhängigkeit gesundete WILCO-Sänger das Publikum zu ekstatischen Schreiorgien animiert. Man sieht die Band natürlich im Tourbus, im Hotel, Backstage, während des Soundchecks und erfährt unterdessen ernsthafte und private Gedanken zur allgemeinen Veränderung der Vereinigten Staaten von Amerika, sowie Eindrücke über ein reichlich stressiges und der Gesundheit nicht immer zuträgliches Tourleben, wobei der grandiose Drummer Glen Kotche seine lädierten Hände bandagieren muss und der nicht minder famose Gitarrist Nels Cline seinen derangierten Nacken mit Eisbeuteln betäubt. Doch trotz aller Mühsal spürt der Betrachter in jedem Moment, dass die Jungs ihre Musik nur allzu gerne durch die Lande tragen, freilich befeuert von der frenetischen Rezeption ihrer treuen Fangemeinschaft, die sich offenbar durch alle Altersklassen zieht.
Die Gespräche und Interviews bringen uns sicherlich ein Stückchen näher an WILCO heran, doch, wie sollte es anders sein, ihre Musik auf der Bühne spielt natürlich die Hauptrolle. Hier erleben wir WILCO pur. Eine kolossale Band, die in Jeff Tweedy einen genialen Songschreiber und ausdrucksstarken Sänger und Gitarristen besitzt, die mit Tweedys Langzeit-Bandmate John Stirratt einen einfühlsamen und extrem melodiös agierenden Bassisten und starken Harmony-Vokalisten vorzuweisen hat, die mit dem immer ein paar Schritte neben den ausgelatschten Gitarrenpfaden wandelnden Nels Cline einen enormen Fortschritt gemacht und mit ihrem unverschämt guten und einfallsreichen Schlagzeuger Glenn Kotche einen absoluten Glücksgriff getätigt hat. Keyboarder Mikael Jorgensen und Gitarrist und Tastendrücker Pat Sansone als banddienliche Partner zu bezeichnen, käme fast einer Frechheit gleich, denn ohne diese beiden blieben WILCOs Soundlandschaften weniger üppig und schillernd, doch verglichen mit den oben genannten spielen sie sich naturgemäß und im Sinne einer ausgewogenen Bandchemie nicht so sehr in den Vordergrund.
13 tolle Songs im Laufe des eigentlichen 88-minütigen Konzertfilms und im Bonus-Teil noch weitere 7 Tracks machen diese DVD für den echten WILCO sowieso, aber auch für den Musikafficionado im Allgemeinen, absolut unverzichtbar. Ein ausgesprochen gelungenes und reifes Werk einer einzigartigen Band.