Pilgrim Road, Glitterhouse Records, 2008 | ||||
Robert Fisher | Vocals | |||
Malcolm Lindsay | Piano, Guitars, Vocals, Pump Organ, Keyboards, Choir | |||
Josh Hillman | Violin, Viola | |||
Dennis Cronin | Trumpet, Vibraphonette | |||
Chris Eckman | Persephone | |||
David Michael Curry | Viola, Singing Saw | |||
Erik Van Loo | Double Bass | |||
Stuart Duffin | Fretless electric upright bass | |||
Pete Sutton | Precision Bass | |||
Paul Tasker | Slide Guitar | |||
Iona Mac Donald | Vocals | |||
Rachel Morley | Vocals, Choir | |||
Tom King | Percussion | |||
Jackie Leven | Acoustic Guitar, Wind Whispering, Vocals | |||
Avram Gleitsman | Background Vocals | |||
George Murray | Trombone | |||
Robert Irvine | Cello | |||
Mark Halliday | Choir | |||
Mary Halliday | Choir | |||
Simon Halliday | Choir | |||
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1. Lost Hours | 6. Miracle On 8th Street | |||
2. The Great Deceiver | 7. Painter Blue | |||
3. Jerusalem Bells | 8. Malpensa | |||
4. The Pugilist | 9. Water & Roses | |||
5. Phoebe | 10. Vespers | |||
Es sind 32°C in Berlin und die täglich Betrunkenen sind bereits am frühen Nachmittag merklich betrunkener als sonst am Abend. Niemand mag es ihnen verdenken, die Stadt schwimmt selbst in trunkener Hitze. Nicht unbedingt die Zeit, zu welcher sich der Wunsch nach einer wohlig warmen Kuscheldecke breit macht.
Auch wird wohl kaum jemand an Tagen wie diesen einen Gedanken daran verschwenden, den Kamin anzuzünden und es sich davor mit einem Gläschen Rotwein in der Hand gemütlich zu machen. Und allein schon die Vorstellung, sich am Abend noch in entsprechendes Gewand zu hüllen und ins Kammerkonzert zu flanieren, löst merklich Ressentiments aus.
Hätte da nicht "Pilgrim Road" von THE WILLARD GRANT CONSPIRACY unlängst Einzug in die heimische Musikanlage gehalten. Nach draußen, in das unheimlich flirrende Sonnenlicht äugend, ist es bitter enttäuschend, dass man sich nicht im Kammermusiksaal in eine warme Decke einhüllen kann. Selbstverständlich während der Kamin flackert und Herr Fisher samt Orchester mit solcher Inbrunst musiziert, dass Nick Cave für einen Moment seinen ersten Platz in "Betrachtungen über den Mond" einbüßt (nur für den Moment!).
Beim erneuten, lethargisch-zwanghaften drücken auf die Play-Taste, erzählen die Songs plötzlich eine andere Geschichte. Sie spiegeln ganz unerwartet das Hitze-Flimmern in der US-amerikanischen Wüste wider, und alles ist wieder offen.
So soll es immer und immer wieder sein bei WILLARD GRANT CONSPIRACY - alles auf neu im alternativen Americana. Nur Robert Fisher kann genauso schrullig, knarzig und wage sinnieren wie anno dazumal bei "3am Sunday @ Fortunes Otto's" (1996).
Heute nun eben mal mit ganz großem Aufgebot, meist unerwartet sparsam arrangiert.
Sicher, hier und da macht das oft zupfende oder vorsichtig plickernde Orchester auf dicke Hose mit großem Gospel Chor. Für einen Moment nur, dann verkriechen wir uns wieder aus der Weite des Landes in die Kuscheldecke vor dem Kamin.