Austin City Limits Live From Austin TX, New West Records/Blue Rose Records, 2006 |
Willie Nelson | Vocals, Guitar | |||
Bobbie Nelson | Pianos | |||
Paul English | Drums | |||
Bee Spears | Bass | |||
Jody Payne | Guitar, Vocals | |||
Grady Martin | Guitar | |||
Billy English | Percussion | |||
Mickey Raphael | Harmonica | |||
Special Guest: | ||||
Shelby Lynne | Vocals (Still Is Still Moving To Me & Milk Cow Blues) | |||
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1. Whiskey River | 9. Help Me Make It Through The Night | |||
2. Stay A Little Longer | 10. Me And Bobby McGee | |||
3. Good-Hearted Woman | 11. Loving Her Was Easier (Than Anything I'll Ever Do Again) | |||
Medley: | 12. Bloody Mary Morning | |||
4. Funny How Time Slips Away | 13. Blue Eyes Crying In The Rain | |||
5. Crazy | 14. On The Road Again | |||
6. Night Life | 15. Always On My Mind | |||
7. If You've Got The Money I've Got The Time | 16. Still Is Still Moving To Me | |||
8. Nothing I Can Do About It Now | 17. Milk Cow Blues | |||
In der Konzertserie "Live From Austin TX" darf einer der bekanntesten Söhne Texas' nicht fehlen: Willie Nelson. Schließlich war er bereits bei der ersten Sendung 1974 mit dabei.
Obschon 1933 geboren, dauerte es ja fast bis Mitte der 70er Jahre, bis die breite Öffentlichkeit den "Read Headed Stranger" (Albumtitel) realisierte. Jedenfalls als Interpreten, denn Songs hatte er schon vorher geschrieben, die in den Händen anderer zu Hits wurden. Ray Price mit Night Life, oder Faron Young mit Hello Walls und Patsy Cline hatte gleich zwei Erfolge aus Nelsons Feder, Crazy und Funny How Time Slips Away.
Ab 1975 ging es dann aber auch für den Interpreten Willie Nelson aufwärts und Grammyauszeichnungen und Country Music Awards häuften sich.
Tatsächlich hat der Mann seinen unverkennbaren, ganz eigenen Stil. Sowohl was den Gesang angeht, als auch sein Gitarrenstil. Gestartet in einer Polkaband, war er schon als 13jähriger Leadgitarrist in einer Jazzgruppe - manche mögen es Texas Swing nennen - und hat die entsprechende Erfahrung in seinen Countrystil übertragen.
Auf dieser DVD kann man bei dem Konzert vom 6. September 1990 sehr schön verfolgen, wie der Willie cool und locker eine Auswahl von Hits und Coverversionen präsentiert.
Man muss natürlich diesen Stil schon mögen, denn die Eigenart von Willie, gesanglich ungewöhnliche Tonsprünge zu vollführen, kann zartbesaiteten schon auf die Nerven gehen. Ebenso sind die Jazz-Licks für Countrypuristen auch nicht unbedingt ein Genuss. Wer nicht so eng denkt und hört, der findet hier auch nach mehrmaligen Betrachten immer noch Neues und Interessantes.
Die Bühne wirkt so ländlich, als stünde sie im Hinterhof einer Farm, vom Publikum sieht man wenig, aber die interessieren ja auch nicht primär. Die Band ist natürlich vom Feinsten. So kennt man den Mundharmonikavirtuosen Mickey Raphael aus zahllosen Aufnahmen.
Gleich mit Whiskey River zu eröffnen, na ja, kann man auch für leicht 'strangen' Humor halten, denn zu Zeiten hat der Willie ja ganz gerne eine Flasche (oder auch mehrere) geleert.
Gitarrist Grady Martin legt ein herrliches, jazziges Solo im Zungenbrecher Stay A Little Longer hin, in dem sich Willie bestens mit dem weiteren Gitarristen Jody Payne an den Vocals ergänzt. Die beiden harmonieren überhaupt bestens über das Konzerte hinweg. Meistens übernimmt allerdings Mr. Nelson die Soli selber und das natürlich überaus kompetent. Der Mann ist schon klasse, sieht aus wie der letzte Outlaw und seine übliche Akustikgitarre steht ihm in nichts nach.
Gespielt werden beide Arten von Musik: Country & Western. Und Jazz. Und Swing und Honky Tonk und Rock, ja, selbst Blues.
Das Publikum kennt natürlich die Songs. Außenstehende hätten wohl oftmals Schwierigkeiten zu erkennen, ob der Sänger sich gerade unterhält oder einen Song anfängt. So kann er locker durch ein Medley seiner frühen Hits schlendern oder seinen ersten eigenen Hit - ironischerweise eine Coverversionen eines alten Roy Acuff Songs - Blue Eyes Crying In The Rain singen.
EigenWILLIEg sicher auch die Interpretationen von Kris Kristoffersons Help Me Make It Through The Night, Me And Bobby McGee und Loving Her Was Easier (Than Anything I'll Ever Do Again), aber sein Freund Kris wird ihm das nicht übel nehmen, sondern mit einem wissende Grinsen dazu nicken.
Alles wartet natürlich auf den Superhit On The Road Again und beklatscht den auch ausgiebig. Man muss dem Willie zugestehen, dass er diesen so oft gespielten Titel absolut frisch klingen lässt. Nicht zuletzt durch einen schönen Instrumental-Break.
Manchen ist Always On My Mind sicher in der ein oder anderen kitschigen Version im Kopf, aber für mich ist der Song immer am beeindruckendsten, wenn ihn Willie Nelson singt. Es klingt einfach echt, ehrlich, überzeugend.
Bei all der physischen Präsenz von Nelson wirkt die Kollegin Shelby Lynne, die für die letzten beiden Titel als Gast auf die Bühne kommt, zunächst etwas verloren, aber beim Milk Cow Blues, der hier mal wirklich nach Blues klingt, kann sie sich stimmlich doch sehr deutlich in Szene setzen.
Die DVD ist auf jeden Fall einer breiten Hörer- und Seherschaft zu empfehlen. Ob man jetzt auf gitarristische Schmankerl steht oder auf verschiedenste Stile von Musik, es ist eine knappe Stunde einfach klasse hier zuzusehen. Selbst wenn man gar nicht hinschaut und die Scheibe nebenbei laufen lässt, macht es Spaß. Man braucht da also wirklich kein sturer Country-Fan zu sein, im Gegenteil, ist vielleicht sogar eher hilfreich, wenn man es nicht ist. Auf Gesang, der klingt wie durch zusammengebissene Zähne gepresst, sollte man allerdings schon können...
Ländercode: 0
Ton: DTS: Englisch; DD 5.1 Surround; PCM-Stereo
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