W.I.N.D.

Live In The Land Of Milk And Honey

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 09.12.2006
Jahr: 2005

Links:

W.I.N.D. Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


W.I.N.D.
Live In The Land Of Milk And Honey, Herzberg Verlag, 2005
Fabio Drusin Vocals, Bass
Jimi Barbiani Guitars, Backing Vocals, Lead Vocals (Voodoo Chile)
Sandro Bencich Drums
Produziert von: Gunther Lorz Länge: 64 Min 43 Sek Medium: CD
1. Dust My Broom5. Taste It
2. Lucky Man6. Bad Luck Blues
3. Fake It7. Whipping Post
4. Dance With The Devil10. Voodoo Chile - Jam Return

Als ich die Italiener von W.I.N.D. erstmals sah, hockten wir zusammen mit ca. 20 anderen "Verrückten" in einem Kahn, schaukelten durch einen Wasserkanal im Spreewald und hielten eine Plane über uns um uns vor dem Regen zu schützen. Dazu kauerten Jimi Barbiani, mit Akustikgitarre, und Fabio Drusin, mit Bluesharp, an der Spitze unseres Wasserfahrzeuges und spielten den Blues.
Ich hatte vorher nix von denen gekannt und auch wenn es sich um einen Blues-Standard handelte, war ich augenblicklich begeistert. Was für eine geile Stimme! Der Gitarrist schien auch einigermaßen begabt, jedoch sein Potenzial erschloss sich für mich erst beim abendlichen Konzert im Manitu in Forst. Da haben mich die Drei dann so richtig begeistert und dass ich nicht alles erhältliche an diesem Abend am Merchandisingstand von denen gekauft habe, kann ich nur einem Schockzustand ob dieses unverhofften Glücks zuschreiben.
Anlass für dieses Konzert war das jährliche Southern Rock-Treffen im Spreewald und entsprechend südstaatlich war das Programm. Bei den genretypischen Bands haben mir immer die am meisten gefallen, die ihre Einflüsse zu einem Großteil aus dem Blues bezogen haben, so dass die frühen ALLMAN BROTHERS einer meiner Favoriten sind.
Und da sind wir auch schon mittendrin, denn diese Southern Rock Altstars haben einen großen Einfluss auf W.I.N.D. ausgeübt und klingen oft genug hervor. Diese Musik gehört live gespielt und gehört. Am besten im Freien. Dafür gibt es in Deutschland leider nur wenige Möglichkeiten. Die "Out In The Green"- und "Golden Summer Night"-Festivals sind längst Geschichte, aber das "Burg Herzberg Festival" breitet jedes Jahr seine Arme aus und empfängt die Willigen, die sich auf einen "Groovin' Trip" begeben wollen. Lobenswerterweise bietet man da nicht nur den Klassikern von gestern eine Gelegenheit sich an selige Woodstock-Tage zu erinnern, sondern lädt auch vergleichsweise neue Bands ein. So waren W.I.N.D. im Jahr 2005 mit von der Partie und ich ärgere mich immer noch, dass ich es nicht geschafft habe hinzufahren. War, glaub' ich, ein Donnerstag. Umso erfreulicher, dass nun die erste komplette Live-Scheibe der italienischen Band erschienen ist und genau an diesem Termin aufgenommen wurde.

Oh, ihr Glücklichen, die ihr diesen Auftritt erlebt habt!
Der Einstieg mit Dust My Broom gelingt richtig geil und wenn der Song noch so abgelutscht ist, schaffen es W.I.N.D. doch, ihm so eine Power einzuhauchen, dass ich mich direkt an "Live At The Filmore East" erinnert fühle. Jimi Barbiani ist ein hervorragender Gitarrist, der eine ebenso hervorragende Slide-Gitarre mit schön dreckigem Sound spielt und Fabio hat eine Bluesrock-Stimme, wie sie sein muss: Rau und mit dem nötigen Volumen.
Lucky Man stammt von ihrem, zu dem Zeitpunkt relativ frischen "Groovin' Trip" Album und reißt augenblicklich mit. Jedenfalls wenn man eine Schwäche für Bands wie GOV'T MULE hat, oder auch für die frühen LYNYRD SKYNYRD (hat ein bisschen was von Poison Whiskey, nicht?) . Wie eine Mischung aus den beiden Bands klingt dieser Titel jedenfalls.
Dass der MULE Drummer Matt Abts zu den Vorbildern von Sandro Bencich gehört, wie Fabio dem Kollegen Fred im Interview verriet, wird im groovenden Fake It deutlich, wo er mit Fabio zusammen einen herrlich dynamischen Rhythmus hinlegt. Ebenso sind hier ein paar der ebenfalls im Interview erwähnten BEATLES-Einflüsse mit leicht östlichem Flair zu hören. Natürlich klingt es auch wieder sehr nach Warren Haynes und seinen Bands. Beachtlich finde ich, wie gut Fabios Stimme mit den Melodien von Jimis Gitarre zusammen harmoniert. Ist sicherlich einfacher, wenn das - wie bei dem eben genannten Haynes - nur von einer Person getätigt wird. Gerade im Jam Rock Bereich improvisiert man da ja eigentlich sehr frei. Am deutlichsten - ja, ist halt so und trotzdem auch wieder nicht - klingt es bei Dance With The Devil nach GOV'T MULE (etwas Bad Little Doggie, was?). In der Tat muss man sich manchmal erst wieder gewärtig werden, dass es sich bei diesem Titel nicht um jene handelt. Sorry, aber das ist das einzige Trio - und mittlerweile ja auch nicht mehr - welches ich mit dem hier vergleichen kann und mag. Große Klasse!
Mit seinem antriebsstarkem Bo Diddley Beat dürfte Taste It für hemmungsloses Abtanzen vor der Herzberg Bühne gesorgt haben. W.I.N.D. wären aber keine Blues- und Jam-Rock-Band, würden sie nicht mit verschiedenen Tempi den Song unterhaltsam gestalten. Ich, als eingefleischter Zwei-Gitarren-Verfechter, bin überrascht, wie gut Fabio Drusin die Soundlücken während der ausgiebigen Soli von Jimi Barbiani füllt. Dazu hat das noch einen richtig guten Sound, der fast wie live im Studio klingt und gleichzeitig die Atmosphäre einer Bühne mitbringt.
Dass das Publikum den Blues mag, hätte Fabio gar nicht zu erfragen brauchen, aber dass es ihn richtig lieben wird, dessen kann man sich nach der Darbietung des Bad Luck Blues sicher sein. Mal ehrlich? Okay. Beseelter hab ich keinen Live-Blues gehört, seit Claptons "Just One Night"! So, und jetzt kommt ihr.
Und immer wieder muss ich mir vergegenwärtigen, dass hier nur drei Mann am Werk sind und trotzdem spielen sie so eine mitreißende Version von Whipping Post, dass man sich den Song gar nicht mehr anders vorstellen kann. Oder will.
Jimi Hendrix war nie mein Fall auch wenn ich ihm heute etwas freundlicher gesonnen bin als vor Jahren. Jimi Barbiani ist ganz klar mein Fall und von dem lass ich mir sogar ein Voodoo Chile präsentieren. Er singt den Titel auch gleich selber, aber die Instrumentalpassagen sind in den fast 12 Minuten ganz klar in der Überzahl. Wie viele Gitarristen öden einen spätestens nach zwei Minuten Gedudel an? Der Typ hat es irgendwie drauf, die Spannung oben zu halten. Könnt ihr euch vorstellen, wie mein Ärger über diesen verpassten Auftritt langsam wieder steigt?!

Und jetzt, nach dem Hören dieses Albums, wird mir der Titel auch klar: Kann man sich bei dieser Musik anders fühlen als "Live In The Land Of Milk And Honey"? Kaum. Wer auch nur etwas auf die erwähnten Bands und deren Umfeld steht, kommt an diesem Album nicht vorbei! Was besseres könnt ihr euren Ohren, zumindest zuhause, nicht geben!

Epi Schmidt, 09.12.2006

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music