Wings Venus And Mars - Paul McCartney Archive Collection, Universal Music, 2014 (1975) |
Paul McCartney | Vocal, Guitar, Bass, Piano, Percussion | |||
Linda McCartney | Vocals, Keyboards | |||
Denny Laine | Guitar, Vocals | |||
Jimmy McCulloch | Guitar | |||
Joe English | Drums | |||
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CD 1 - Remastered Album: | ||||
01. Venus And Mars | 08. Spirits Of Ancient Egypt | |||
02. Rock Show | 09. Medicine Jar | |||
03. Love In Song | 10. Call Me Back Again | |||
04. You Gave Me The Answer | 11. Listen To What The Man Said | |||
05. Magneto And Titanum Man | 12. Treat Her Gently - Lonely Old People | |||
06. Letting Go | 13. Crossroads | |||
07. Venus And Mars - Reprise | ||||
CD 2 - Bonus Audio: | ||||
01. Junior's Farm | 08. Let's Love | |||
02. Sally G | 09. Soily (From One Hand Clapping) | |||
03. Walking In The Park With Eloise | 10. Baby Face (From One Hand Clapping) | |||
04. Bridge On The River Suite | 11. Lunch Box/Odd Sox | |||
05. My Carnival | 12. 4th Of July | |||
06. Going To New Orleans | 13. Rock Show (Old Version) | |||
07. Hey Diddle (Ernie Winfrey Mix) | 14. Letting Go (Single Edit) | |||
Eine Zeit lang sah es doch wirklich so aus, als könnten die WINGS die legitime Nachfolgeband der BEATLES werden. Und zwar so gegen Mitte der 70er Jahre. Schön, auch der Rest der fantastischen Vier hatte da ein kreatives Hoch und sowohl John Lennon (z. B. mit “Walls & Bridges” und dem No. 1 Hit Whatever Gets You Through The Night), George Harrison (Alben “Dark Horse“ und “Living In The Material World“) und selbst Ringo (mit den Top-Alben “Ringo” und “Goodnight Vienna”) waren in den Charts äußerst präsent, aber eine “richtige Band”, scharte nur Paule um sich.
Erfolg stellte sich bereits mit “Band On The Run“ (1974) massiv ein, aber das wurde unter erschwerten Bedingungen mehr oder weniger als Trio (die McCartneys plus der treue Vasalle Denny Laine) eingespielt. Bei “Venus And Mars“ hatte man schließlich, mit Jimmy McCulloch an der Gitarre (die er zuvor u.a. bei den SMALL FACES, THUNDERCLAP NEWMAN, sowie auf John Entwistles Album “Whistle Rymes“ gespielt hat) und dem Drummer Joe English (trotz des Namens gleichwohl Amerikaner) die Truppe beieinander, die zu Höhenflügen ansetzen sollte, welche letztlich in dem Album “Wings Over America“ gipfelte.
In der Reihe “Paul McCartney Archive Collection” liegt mir dieser “Startschuss” namens “Venus And Mars” als schöner Doppel-CD-Digi-Pack vor, welcher natürlich remastert ist.
Nahezu alle Vor- und Nachteile McCartneys sind hier vertreten und je nachdem, zu welcher Fraktion man gehört, findet man hier ordentlich Munition. Dass er eine der geilsten Rockstimmen im Musikbusiness hat, stellt er mehrfach unter Beweis und rettet oft mittelklassige Songs damit ins Ziel. Eröffnet wird aber mit dem Titelsong, welcher in Rock Show übergeht. Ein Konzept, welches so perfekt war, dass man es bei “Wings Over America“ beibehielt. Diese beiden Songs, sowie Nummern wie You Gave Me The Answer (wenngleich ein gehöriger Honey Pie-Rückfall), Magneto And Titanum Man (wenn sich da mal Billy Joel nicht ordentlich drin spiegelt), das - für McCartney-Verhältnisse – sehr kernig-rockige Letting Go (erinnert mich sehr an Jet) und das poppige Listen To What The Man Said sorgen für ein echtes Hitalbum. Dazu zeigt McCartney bei den Songs Spirits Of Ancient Egypt (hat stellenweise was von TEN YEARS AFTER und Call Me Back Again ziemliches Rock- bzw. Blues-Feeling. Natürlich gibt’s auch den ein oder anderen Schmalz, aber der Rest des Albums kompensiert das locker.
Mit 14 Songs hat man die Bonus-Disc richtig vollgepackt und mitnichten handelt es sich hier um zweifelhaften Ausschuss, wie es das öfters gibt. Hier rockt Junior’s Farm gleich zu Beginn über den Highway und Paul ruft McCulloch zum Solopart ein “Take me down, Jimmy!“ rüber. Bis auf Platz Drei der US-Single-Charts kam die schwungvolle Nummer und ihre B-Seite – Paul mal wieder auf Rocky Raccoons Spuren - , Sally G folgt hier gleich im Anschluss. Ein paar Experimente reihen sich dahinter. Auch Songs, die auf dem nächsten Album unterkommen sollten. Mal im New Orleans-Stil, mal sehr countrymäßig, mal im typischen Balladen-Stil von McCartney, die jedoch keineswegs Outtakes sind.
Spaß machen der Rock-Fraktion zweifellos das raue Soily und die “Old Version“ von Rock Show. Dazwischen, wie gesagt, New Orleans-Stil, Vaudeville und auch mal poppig-pappiges.
Das ändert aber nichts daran, dass – wenn man denn halbwegs was mit BEATLES und McCartney am Hut hat – “Venus And Mars“ zu der Handvoll Alben des Sängers gehört, die man haben sollte. Sinnvollerweise in dieser Version.