Titel |
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CD 1 - Das Programm: |
01. Kneipengig-Erfahrung |
02. Sinnflut |
03. Lincoln Memorial |
04. The Times They Are A-Changin' |
05. Madison Square Garden |
06. Vill assiert sickher |
07. Gerde's Folk City-Polaroid |
08. Wie 'ne Stein |
09. Zivildienst & Muttersprache |
10. Leev Frau Herrmanns |
11. West 4th Street |
12. With God On Our Side |
13. Bob Dylan's First German Appearence |
14. One More Cup Of Coffee |
15. Big Pink |
16. Du jehs nirjendwo hin |
CD 2 - Das Programm: |
01. Beat Club |
02. Quinn, dä Eskimo |
03. Kalau & das Mädchen aus dem Norden |
04. Wo dä Nordwind weht |
05. Der tätowierte Krabbenfischer |
06. Man In The Long Black Coat |
07. Waldbrände & Hobos |
08. Only A Hobo |
09. Buena Vista Park |
10. Leopardefellhoot |
11. Wims Methadonprogramm |
12. Schluss, Aus, Okay |
13. Ghetto-Faust |
14. Für immer jung |
15. Bewegung ist hilfreich |
16. Songs sinn Dräume |
CD 3 - Die Songs: |
01. Sinnflut |
02. The Times They Are A-Changin' |
03. Vill passiert sickher |
04. Wie 'ne Stein |
05. Leev Frau Herrmann |
06. With God On Our Side |
07. One More Cup Of Coffee |
08. Du jehs nirjendwo hin |
09. Quinn, dä Eskimo |
10. Wo dä Nordwind weht |
11. Man In The Long Black Coat |
12. Only A Hobo |
13. Leopardefellhoot |
14. Schluss, Aus, Okay |
15. Just Like Tom Thumb's Blues |
16. Für immer jung |
17. Songs sinn Dräume |
18. Knockin' On Heaven's Door |
19. The Christmas Blues |
Musiker | Instrument |
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Wolfgang Niedecken | Gesang, Gitarre, Mundharmonika |
Mike Herting | Piano, Backing Vocals |
Die letzten beiden Jahre hat sich sicher niemand so vorgestellt, wie sie verlaufen sind, aber Wolfgang Niedecken gehört sicher zu denen, die da nochmal ganz andere Pläne hatten. Nicht zuletzt, da er vor ziemlich genau einem Jahr seinen 70. Geburtstag auf der Bühne der Lanxess Arena in Köln feiern wollte. Gut, “et ess, wie et ess“, wie er selber sagen würde und er war praktisch nie jemand, vor Selbstmitleid verzagte und sich seinem Schicksal ergab. Ansonsten hätte er womöglich nach seinem Schlaganfall vor 10 Jahren schon das Handtuch geworfen.
Und so nutzte er die eingeschränkten Möglichkeiten, um sich einmal mehr seinem – kann man ja fast schon sagen – Alter Ego, Bob Dylan, zu widmen. Diese Tour, die er zusammen mit Mike Herting am Piano unternahm, hätte auch unter “Songs & Stories“ laufen können, denn genau das war es ja auch. Da eine anschließende Live-Platte nicht geplant und man nur mit “kleinem Besteck“ unterwegs war, musste der Erfolg der Tour und die entsprechenden Nachfragen damit kompensiert werden, dass man anschließend nochmal ins Studio ging und die Show, ohne Publikum, nochmals reproduzierte.
Und wer nicht einen der Live-Auftritte miterlebt hat, wird eigentlich kaum was vermissen. Niedecken ist im einsprechen von Hörbüchern (nicht von ungefähr hat er Dylans “Chronicles Vol. 1“ auf deutsch eingesprochen) ebenso versiert, wie – natürlich – im einspielen von Songs. Und da er immer äußerst interessant erzählen kann, sind allein seine kleinen Geschichten schon die halbe Miete. Wer seine Bücher gelesen hat und/oder die Dokumentation “Bob Dylans Amerika“ auf ARTE verfolgt hat, kennt natürlich schon einiges davon, aber aus dem Munde des Autors ist das immer noch eine ganz andere Sache. Und, ich denke, für Dylan-Fans ist das hier gleich nochmal eine besondere Nummer.
Mit der Musik, gut, da wird jeder seine eigenen Vorstellungen haben. Und das geht mir nicht anders. Wo mir die Version von The Times They Are A-Changin' irgendwie etwas zu “ehrfurchtsvoll“ vorkommt, als würde Niedecken mit angezogener Handbremse singen, gefällt mir With God On Our Side ausgesprochen gut und absolut “Dylan-würdig“. Wobei diese Fassung auch besonders von Hertings tollem Piano-Spiel profitiert. Wie er, unter anderem, auch One More Cup Of Coffee mit nahezu dramatischem Akkorden eröffnet um geschickt und virtuos in den Song überzuleiten. Die Grundlage, für eine sehr beseelte Fassung des “Desire“-Titels. Die deutsche Version von You Ain't Goin' Nowhere gehört ohnehin zu Niedeckens Meisterstücken. Schade natürlich, dass die Hörer bei dieser Studioaufnahme auf die bayerisch gesungenen Verse verzichten müssen.
Wir bekommen hier praktisch die beste Mischung aus Hörbuch und (Live-) Auftritt geliefert und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich lieber den Geschichten oder den Songs lausche. Wer sich das Geschwätz sparen will, der kann sich anhand der dritten CD dieses – gewohnt sehr schön gestalteten – Packages auch nur “Die Songs“ gönnen. Verpasst dadurch aber die Crime-Story vom “Buena Vista Park“, durch die Leopardefellhoot erst so richtig “vorgeheizt“ wird. Und auch nicht den Tipp, warum manche Songs nie geschrieben werden. Denn Songs sinn Dräume.
Man bekommt andererseits durch Knockin' On Heavens Door und The Christmas Blues noch eine Zugabe. Gerade zu letzterem Song hätte ich gerne eine Einleitung gehört. Zumal die Fassung der Dylans, auf “Christmas In The Heart“, nicht nachsteht. Somit hat Bob Dylan dann sozusagen auch sein Alter Ego. Das nun immerhin seinen 71. Geburtstag auf der Bühne feiern kann.
In diesem Sinne: Dem leeve Wolfgang, allet joode!