Wucan Sow The Wind, MIG Music, 2015 |
Francis Tobolsky | Vocals, Flute & Acoustic Guitar | |||
Tim George | Guitar | |||
Patrik Dröge | Bass | |||
Leo Vaessen | Drums | |||
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01. Father Storm | 04. Face In The Kraut | |||
02. Owl Eyes | 05. King Korea | |||
03. Looking In The Past | 06. Wandersmann | |||
Nach der viel beachteten EP "Vikarma" und noch mehr Aufsehen erregender Livepräsenz (u.a. beim “Hammer Of Doom“-Festival und als Support von SIENA ROOT) gibt es nun mit “Sow The Wind” den ersten Longplayer der Youngster aus Dresden. Selbstverständlich gibt es das neue Album von WUCAN standesgemäß auf Vinyl und auch auf der CD-Ausgabe sind die Tracks auf zwei Seiten A und B verteilt. Natürlich wird mancher ob der nicht enden wollenden Retro-Welle allmählich die Nase rümpfen, aber der Mix aus Classic Rock der frühen 70er, Kraut, Folk Rock und einem guten Schuss harter Kanten weiß hier doch über weite Strecken zu überzeugen.
Natürlich kommt beim Opener Father Storm mit der sehr dominanten Querflöte gleich der Name JETHRO TULL ins Spiel, aber die Band ist weit von einer Kopie entfernt, dafür sind die Dresdner zu vielseitig, spiel- und experimentierfreudig. Owl Grey überzeugt mit wuchtigen Riffs und Looking In The Past kommt funky groovend daher, so dass das Bild von Ian Anderson schnell verblasst. Nicht zuletzt natürlich auch dank der durchaus charismatischen Frontfrau Francis Tobolsky, die im Zentrum des vokalen Geschehens steht und dabei von kraftvoll rockig bis hin zu lyrisch zerbrechlich alle Register zieht.
Nach dem etwas blassen Face In The Kraut sticht das gitarrendominierte King Korea hervor und beweist nachdrücklich, dass LUCIFER’S FRIEND und BIRTH CONTROL ebenfalls zu den Einflüssen von WUCAN zählen. Und dann kommt ein echter Kracher, über den Einige sicherlich den Kopf schütteln werden oder zumindest verstört aus der Wäsche schauen: Wandersmann ist ein fünfzehnminütiges psychedelisches KrautFolkRocktheater in deutscher Sprache. Ein mutiges, spannendes Experiment, sowohl textlich als auch musikalisch, dass man als Retro-Rock-Fan sich einfach ohne Vorbehalte reinziehen sollte – entweder man liebt es, oder hasst es. Ich denke aber, die Mehrzahl der für diese Art von Musik gepolter Hörer wird den Song aufsaugen und bei künftigen Liveshows der Band lautstark nach diesem Stück verlangen.
Auch in Sachen Klang und Sound hat man nichts dem Zufall überlassen und mit Richard Behrens (u.a. Bassist bei HEAT und Livemischer bei KADAVAR) einen Produzenten mit dem nötigen Gespür für den Sound der frühen 70er mit ins Boot genommen. Auch wenn das Retro-Becken immer voller wird – von WUCAN darf man noch einiges erwarten. Insbesondere natürlich auch grandiose Auftritte, aber mit “Sow The Wind“ ist man dem Live-Klangerlebnis schon recht nahe gekommen.