An einem Freitagabend Anfang April (genauer gesagt, dem sechsten Tag des noch laufenden Monats) machte der
nicht eben kleine ROCK MEETS CLASSIC-Tross auf seiner 2018er Tour Station in Würzburg, um die dortige
s.Oliver Arena zu bespaßen, aber auch zu rocken. Ich war als Reporter mittendrin im Geschehen. Hier
ist meine Geschichte über dieses bemerkenswerte Spektakel.
Das Festival ROCK MEETS CLASSIC ist heuer bereits zum neunten Mal in seiner Geschichte auf Gastspielreise.
Und es gibt Wichtiges in Form einer besonders auffälligen und gleichzeitig folgenreichen Neuerung zu
vermelden. Erstmals wird ein eigens für diese Veranstaltungsreihe formiertes (aus vierzig Musikern
bestehendes) Orchester, das RMC Symphony Orchestra, auf den Bühnen mit dabei sein. Verantwortlich
für diesen aus deutschen österreichischen, polnischen und tschechischen Mitgliedern bestehenden
Klangkörper zeichnen der (seit einigen Jahren mitreisende) inzwischen nach kurzer Unterbrechung
zurückgekehrte Dirigent Bernhard Wünsch und Mat Sinner (Bassist, Sänger und Produzent aus
Stuttgart, bei PRIMAL FEAR und VOODOO CIRCLE aktiv) in seiner Funktion als musikalischer Leiter.
Neben der obligatorischen Mat Sinner Band und dem neuen RMC Symphony Orchestra sind in diesem Jahr
außerdem noch die folgenden speziellen rock- und popmusikalischen Gäste mit von der Partie:
Francis Rossi (Gründungsmitglied, Komponist, Sänger und Gitarrist der britischen Hard Rock
und Boogie Institution STATUS QUO);
Leo Leoni und Nic Maeder (Gitarrist und
Sänger der schweizerischen Hard Rock Band GOTTHARD);
John Helliwell und Jesse
Siebenberg (Saxofonist und Sänger [Sohn von Bob Siebenberg, dem etatmäßigen
Schlagzeuger] der britisch/US-amerikanischen Formation SUPERTRAMP);
Eric Bazilian
(Multiinstrumentalist, Gründungsmitglied und Mastermind der US-amerikanischen Hit Combo THE HOOTERS)
und
Michael Sadler (Multiinstrumentalist, Sänger der kanadischen Neo Progressive Rock
Truppe SAGA).
Über die allermeisten dieser Künstler und (vor allem) ihre Stammbands
muss man ja nun wirklich nicht noch mehr erklärende Worte verlieren.
Das Publikum in der weit überwiegend bestuhlten und nahezu ausverkauften Halle ist spürbar
freudig gespannt auf das, was es heute wohl geboten bekommen wird. Noch ist die Bühne mit einem halb
transparenten Vorhang etwas verschleiert. Das ändert sich aber beinahe pünktlich um 20.00 Uhr,
denn da verschwindet dieser eher fadenscheinige Sichtschutz augenblicklich und das komplette RMC Symphony
Orchestra kommt zum Vorschein. Zu diesem gesellt sich die Mat Sinner Band mitsamt ihrem gemischten
fünfköpfigen Chor. Im Hintergrund prangt eine riesige Leinwand. Links und rechts der
Showfläche befindet sich jeweils eine kleinere Videowand.
So nimmt das Geschehen denn seinen furiosen Lauf.
Für das Intro sorgen zunächst Orchester
und Band gemeinsam.
Nach kurzer Zeit erscheint dann Michael Sadler. Der sichtlich gut gelaunte und,
wie sich zeigt, des Deutschen durchaus mächtige Waliser steigt sofort in das altbekannte Schaffen
seiner Band ein. Er sorgt mit Humble Stance und weiteren Klassenummern für beste Stimmung. Ihn
dürfen die Besucher später noch ein zweites Mal begrüßen.
Eric Bazilian ist der
Nächste. Er war ja bereits bei der RMC Tour 2013 dabei und ist auf vielfachen Wunsch der Fans erneut
im Aufgebot. Kein Wunder, denn seine Qualitäten als Entertainer sind nicht von schlechten Eltern. Als
Besonderheit bietet er im Verlauf seiner ebenfalls zwei Bühnenabstecher neben All You Zombies,
Johnny B. und anderem eine zu großen Teilen deutsch getextete Version von 500 Miles
dar.
Sodann kommen Leo Leoni und Nic Maeder an die Reihe. Die beiden Schweizer ziehen so richtig vom
Leder und halten mit Hush, sowie weiteren Perlen die Stimmung hoch. Das ist kein Problem für
die Eidgenossen, sind sie doch ebenso erfahrene Konzertakteure, wie die anderen Teilnehmer an dieser Show.
Im zweiten Teil ihrer Performance wird bekannt gegeben, dass Leo Leoni genau an diesem Tag Geburtstag hat,
woraufhin alle auf und viele vor der Bühne dem sichtlich Gerührten ein Ständchen bringen.
Wofür der sich anschließend allerherzlichst bedankt.
John Helliwell und Jesse Siebenberg
folgen. Natürlich lassen auch sie nichts anbrennen und geben in ihren beiden Sets besonders bekannte
Nummern aus dem SUPERTRAMP-Backkatalog wie School (Eric Bazilian spielt dazu im Hintergrund die
Eingangsmundharmonika), The Logical Song und Give A Little Bit zum Besten.
So vergeht die erste Hälfte des Events wie im Fluge. Das überrascht wohl niemanden, denn es
passiert ja jede Menge. Vier der fünf vorgesehenen Spezialacts (sie werden entweder von Mat Sinner
und/oder auf den Leinwänden angekündigt) wechseln sich gegenseitig ab und geben der
euphorisierten Meute genau das, was die will: Hits und noch mal Hits. Zudem setzen sich Orchester und Mat
Sinner Band und Chor selbst effektiv in Szene vergessen dabei jedoch keineswegs die Gastmusiker nach
allerbesten Kräften zu unterstützen. Aber auch einzelne Akteure erhalten ihre Momente im
Rampenlicht. So hat eine der Orchesterviolinistinen zum Beispiel bei einem von Bazilians Songs einen
ausgedehnten Soloeinsatz, die Backgroundsänger/Innen bekommen ebenfalls ihre verdiente Aufmerksamkeit,
die Bandmitglieder können sich ebenso im Vordergrund präsenteren. Ach ja, der Orchesterleiter
Bernhard Wünsch trägt übrigens auch seinen humoristischen Teil zum Geschehen bei, indem er
sich dann noch ein kurzes Degengefecht mit einem der Chorsänger liefert, das beide Duellanten schadlos
überstehen. Außerdem laufen auf den Videowänden beinahe unablässig bunte und zumeist
rasante, um nicht zu sagen, hektische Clips ab.
Nach einem kurzen Zwischenspiel beginnt dann Hälfte zwei des turbulenten Gastspiels. Dieser
gehörte zunächst einmal dem letzten Stargast Francis Rossi. Dass dieser englische Gentleman
weiß, wie man eine erwartungsfrohe Menschenmenge in Freudentaumel versetzt, sollte jedem, der jemals
einen STATUS QUO-Gig erlebt hat, bekannt sein. Schon nach wenigen Minuten hat er die Leute auf seiner
Seite. Sie lachen über seine Jokes, seine Slapstickeinlagen und beteiligen sich bereitwillig an seinen
Mitsingspielchen, wie schon an denen anderer Protagonisten in Teil eins der extrem aufwendigen Produktion.
Er nimmt halt sich selbst, wie die Briten eben so sind, nicht immer bierernst, ist jedoch auch stetes
für eine Albernheit gegenüber anderen gut. Große Teile der Anwesenden hält es, wie
eigentlich schon seit Beginn des bunten Abends, nicht auf ihren Stühlen. Kein Wunder, wenn einem
Kaliber wie Paper Plane, Down Down oder In The Army Now (eine Fremdkomposition, die
längst unverzichtbar zum Live-Repertoire gehört) um die Ohren fliegen.
Nach mehr als zwei
Stunden ist dann überraschend schnell die Zeit für das Finale gekommen. Dieses gestaltet sich
dermaßen, dass nochmals sämtliche Stars die Bühne entern und alle am Programm Beteiligten
gemeinsam zum ewigen QUO-Klassiker Rockin’ All Over The World (obwohl der Track gar nicht von Rossi
& Co. stammt, haben sie ihn doch wohl erst wirklich populär gemacht und er ist ohnehin längst
fester Bestandteil der Bandgeschichte) noch einmal alles geben. Was auch für die Zuschauer gilt, die
sich jetzt nahezu vollzählig von ihren Sitzen erheben und im Stehen singen und jubeln.
Das End
kommt abrupt. Alle verabschieden und bedanken sich, um dann ab etwa 22.30 Uhr, nach und nach gen
Backstage-Bereich zu entschwinden. Die lauthals geäußerten Zugabeforderungen verhallen leider
ungehört.
ROCK MEETS CLASSIC wird im nächsten Jahr ja schon zum zehnten Mal aufgeführt. Wenn man die eben
erlebte Vorstellung vor seinem inneren Auge nochmals Revue passieren lässt, dann wird einem
endgültig klar, warum dieses Konzept solchen Erfolg für sich verbuchen kann. Es wird eine
große Zahl an bekannten und berühmten Stücken von Mitgliedern der diese üblicher weise
interpretierenden Gruppen geboten und zwar in ungewohnten, weil teils symphonischen, Arrangements.
Zu guter letzt möchte ich mich noch bei Markus Müller von m2 Media Consulting für die
problemlose Akkreditierung bedanken. Außerdem danke ich unserem Redaktionskollegen Epi für seine
dahingehende Hilfe.