Zach Williams And The Reformation

Electric Revival

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 14.06.2010
Jahr: 2010
Stil: Southern Rock

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Redakteur(e):

Christian Gerecht


Zach Williams And The Reformation
Electric Revival, Eigenproduktion, 2010
Zach WilliamsLead Vocals, Acoustic Guitar, Harp
Dustin (Red) DortonBass, Backing Vocals
Josh CopelandLead Guitar, Backing Vocals
Robby RigsbeeLead Guitar, Slide Guitar
Add. Musicians:
Evan WilonsDrums
Al GambleHammond B3
Rick SteffPiano, Clavinova
Susan MarshallBacking Vocals on "Stronger"
Jackie JohnsonBacking Vocals on "Stronger"
Grace AskewBacking Vocals on "Take Me Home" and "Can U Feel Me"
Jana MisenerBacking Vocals on "Fools Gold"
Luther DickinsonLead Guitar on "Angel With A Broken Wing"
Produziert von: Jennifer Lee & ZWR Länge: 44 Min 32 Sek Medium: CD
01. Set You Free06. Angel With A Broken Wing
02. Fools Gold07. Two More Days
03. Can U Feel Me08. Without You
04. Empty Dreams09. Take Me Home
05. Stronger10. Midnite Ride

Es ist schön über musikalische Monumente zu schreiben, auch wenn dies einer Ableitung von einem wahrhaftigen Monument, also einem bedeutenden Denkmal von großen Ausmaßen, nie wirklich gerecht würde. Nein, musikalische Monumente zeichnen sich nicht durch Vergleiche zu bspw. in Stein gehauene Köpfe wie am Mount Rushmore aus, sondern von jeher und im besten Falle durch großartige Musik auf Tonträgern jedwelcher Art in Verbindung mit einprägsamer, unverwechselbarer Artwork. Nun brauche ich an und für sich gar nicht weiter philosophieren, denn wie wir wissen, gibt es auch Monumente und Sternstunden der Musik, deren Artwork durchaus als unterirdisch zu bezeichnen ist. In diesen Fällen schlägt meist und seit jeher die Grausamkeit der jeweils aktuellen Rundum-Berieselungs- und Dudelfunk-Kakophonie zu. Während dritt- und viertklassige, nach oben gehypte Möchtegern-Musiker die Sahne abschöpfen, müssen wirklich geniale, unverbiegbare, natürlich langhaarige "Randexistenzen" (wie auch hier) mit Low-Budget Produktionen und durchfallgelben Einfach-Covern Vorlieb nehmen. Doch immerhin bleibt uns die denkwürdig schöne, tief bewegende Musik eines "halben Monuments"...
ZACH WILLIAMS AND THE REFORMATION (ZWR) nennt sich der Trupp aus der Kleinstadt Jonesboro in Arkansas und er bzw. seine tief beeindruckende Musik fällt auf die Southern Leute hernieder wie ein 100-Tonnen Dampfhammer bei Blohm & Voss über drei Zentimeter dicke Schiffsbleche! Ihr kurz und bündig "Electric Revival" benamstes Debüt ist wie Balsam auf die von "Justice", von mir aus auch "Gods & Guns" geschundenen Seelen (bei letzterer solls ja auch vier bis elf seelische Trauerfälle gegeben haben) der Southern Rocker. "Electric Revival" ist ein Album voller Labsal, tief beseelter Power, Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit!

Wer nun meint, dass hier die Boogie-Axt geschwungen oder jedwelchen Free Birds gehuldigt wird, sieht sich ziemlich getäuscht. ZWR zelebrieren eine Art des Southern Rocks, die man so nur selten zu hören bekommt und sich am ehesten mit Southern Soul beschreiben lässt. Dazu lässt die Band jede Menge Folk-Roots und Jam-Momente einfließen, die sie mit so wuchtigem Groove umklammert, als wolle sie sämtlichen Unbill der sich je zwischen Südstaatlern und Yankees ansammelte, hinweg wischen.

Eröffnet wird "Electric Revival" mit einem unterschwellig-bluesig dahin stampfenden Gassenhauer Namens Set You Free. Die Nummer zieht eine Testosteron-Spur von hier bis hinter Giesing, geht sofort in Blut und Beine und verbeißt sich, ob ihrer unkonventionellen, aber ungemein einprägsamen Hookline, hartnäckig in den Ohren - will dort über Wochen nicht mehr hinaus!
Schon hier sei angemerkt, dass Williams und die Reformierten vielmehr mit dem Florett, denn dem Säbel fechten. Ihre Musik reicht kaum über den Midtempo Bereich, kokettiert dafür mehr mit dem Schöngeist und der Schwermut des Südens ohne jemals Klischee-, ja gar Kitschbehaftet zu wirken.
Fools Gold, eine wunderbare Ballade, die Williams geradezu ergreifend singt, die perlende Pianoläufe mit subtil röhrender Hammond verbindet und von sich geradezu duellierenden Gitarren gekrönt wird.
Swampig-schwül geht es mit Can U Feel Me weiter. Hier wird das Ohr erstmals den wahrlich erstklassig eingebundenen Backing Mädels gewahr, deren Stimmen diese CD durchziehen wie der sprichwörtliche rote Faden - die punktgenau zärtlich wispern, versoffen röhren oder mit kehliger Stimme den Hörer in hitzig brodelnde Pfühle ziehen. Empty Dreams (eine weitere Top-Ballade) und das pulsierende Stronger bleiben auf dieser Schiene, verzaubern den Zuhörer immer wieder mit einer nicht wegzudenkenden Hammond, feinfühlig eingebauten Gitarren und dieser wahrlich bemerkenswerten Stimme.
Zur Mitte des Albums präsentieren ZACH WILLIAMS AND THE REFORMATION einen Longtrack zum Niederknien. Angel With A Broken Wing nennt sich dieses Meisterwerk, das uns zunächst vor Luther Dickinson (NORTH MISSISSIPPI ALLSTARS) an der ersten Lead Klampfe den Hut ziehen lässt. Der Hut darf aber weiter gezogen bleiben, denn auch der Hauptprotagonist plus Band macht hier keine Gefangenen und zieht eine so königliche Southern-Nummer vom Leder, als ob er sein Leben lang nichts anderes gemacht hätte. Wirklich große Klasse!
Mit ordentlich Druck schieben die fünf Männer Two More Days und das beinahe schon funkige Without You hinterher. Beide Songs, ziehen uns immer weiter in diesen schwerblütig-schönen Strudel; verlieren sich aber zu keiner Sekunde in überflüssigem Ballast (in Form von zu aufdringlichen Gitarrengefechten oder -soli), sind beide dagegen höchst unterhaltsam und daher ohne jeden Makel!
Bei Take Me Home ist dagegen wieder ein mächtiger Testosteron-Ausstoß zu verzeichnen. Eine schwermütig-schöne Ballade, wie sie für Dixie typischer nicht sein kann. Ein Song, der hintergründig von einem fantastischen Duell zwischen röchelnder Hammond und teils lasziv angeschlagenem Piano lebt, vordergründig aber mit den Stimmen von Williams und dessen Back Up Lady spielt. Der Nummer gelingt es, trotz ihrer Simple Man Attitüde, den Hörer in ein hintergründig erotisches Abenteuer zu hieven. Während sich Williams, bildlich betrachtet im tief aufgeknöpften Blaumann, einem zugleich nachdenklich wie trotzigen (spürbar schweißtriefenden) "...Take me home, Lord, take me home..." dahin gibt und keinen Zweifel daran lässt, wer sich um Kohle, Kinder und Familie kümmert, flüstert und knödelt ihm sein Back Up Huhn, neben herrlichen "Aaahs" und "Uuuhs" unmissverständlich und begehrlich ein "...komm lieber zurück ins Bett und bums mich nochmal..." zu. Die Nummer ist absolut brillant! Absolut!
Keine der vier Back Up's von Williams ist übrigens ein unbeschriebenes Blatt. Sei es die im Soul und Gospel Bereich aktive Jackie Johnson, sei es Susan Marshall (die ja wohl definitiv die bekannteste der vier Ladys ist), sei es Jana Misener (Memphis Dawls) und zuletzt Grace Asket, die vor allem den tief in Richtung Dixie blickenden Blueser ein Begriff sein dürfte. Gerade sie, nur in Wickel-Mini und wildlederne Fransenlederstiefel gewandet, bei mitternächtlichen Studiosessions diese saugeilen Backing Vocals singend, vor dem geistigen Auge zu haben, dürfte für jeden (Musik-)Chauvi ein Erlebnis sein... ;-)
Mit Midnite Ride verabschieden sich ZWR bis zum nächsten Durchlauf. Dass der Song ein würdiger Rausschmeißer ist, versteht sich wohl von selbst. Wieder bauen die Reformierten einen unbändigen, unterschwelligen Druck auf, vergießen kübelweise Southern Soul und lassen die Hitze, die oftmals über Jonesboro liegt, regelrecht aus den Boxen flirren.

Resümee: Was die letzten beiden Jahre an feinem und feinstem Southern Stoff bereit hielten ist schon mehr als nur bemerkenswert. Dass sich Dixie's Newcomer derzeit aber gerade die Klinke in die Hand zu geben scheinen, hat schon beinahe etwas Unheimliches an sich. Eben erst 3 MILE STONE und die fantastische "Different Kind Of Light" der STATESBORO REVUE, nun ZACH WILLIAMS AND THE REFORMATION und im Anschluss daran warten noch die GHOST RIDERS und HOGJAW auf (definitiv positive!) Besprechungen. Das alles bei dem herrlich warmen Wetter... so stell' ich mir Urlaub vor... wobei Arkansas (nochmal Crowley's Ridge inklusive "Stormwatching"...) als Hauptattraktion dann doch schmerzlich fehlt!
Zusammenfassend bleibt für ZWR also nur der Griff zur Höchstnote. Die Jungens samt ihrer genialen Musik hat Schrottie direkt aus den Frühsiebzigern in die Gegenwart gebeamt. Warum der Geist jener Tage so direkt und geradezu packend an mir zerrt, vermag ich nicht zu sagen. Läuft "Electric Revival" spult das Gedächtnis einen ebenso langen Film ab. Mit Bildern der frühen Lynyrd Skynyrd, dem Hell House, Duane's Harley, dahinter, schwarz eingerahmt, die Hinweistafel "West Macon"; Big Charlie Daniels taucht auf, die Bärte (damals noch mit eher wenig Haaren im Gesicht) und auch der junge und schon damals geniale Hughie Thomasson ist dabei - Eat(ing) A Peach. Lacy und Marion aus Jacksonville's spröder Westside, in der alles begann, schaukeln still auf ihrer Veranda und beobachten Curtis Loew, der Neil Young gerade zeigt was 'ne Dobro und 'ne Harke ist. Während der Film eine Biege nach Spartanburg zu den Caldwell Brüdern und Marshall Tucker macht, winkt das Dixie Chicken zusammen mit dem Tennessee Lamb über den Gartenzaun, CCRs "Bayou Country" flimmert vorüber, hat gar Bad Moon Rising im Schlepptau. Wir sehen den jungen Rickey Medlock beim Schlagzeug üben, Capricorn zeigt sich kurz, natürlich auch Muscle Shoals und Al Kooper samt dem Sound Of The South - und so geht es immer weiter und weiter und weiter. Herrlich, so dahin zu schwelgen...
Aber auch abseits dieser Schwelgerei werte ich "Electric Revival" als ein ganz essentielles Album! Ein Album das von vorne bis hinten fesselt. Ein Album, das im Player klebt, wie die Katz' am Pressack. Ein Album, dass für die Southern Rock Gemeinde wie für alle Classic und Retro Rocker als absolutes Pflichtprogramm gelten muss. Ein Album, dass fürwahr Geschichte schreiben wird!

Die beiden Bands auf EU-Tournee... gute Güte, dass wäre was...!

Christian "Grisu" Gerecht, 12.06.2010

 

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