Ethnomecanica, Sony BMG, 2008 | ||||
Roman Iagupov | Vocals, Iorgafon, Ocarina | |||
Mihail Gincu | Bass, Drums, Percussion, Cobza | |||
Anatolii Pugaci | Drums, Percussion | |||
Valerii Mazik | Trumpet, Fluyer | |||
Victor Dandes | Trombone, Kaval, Tilinca, Fluyer | |||
Gäste: | ||||
Sveatoslav Starus | Guitar | |||
Victor Cosparmac | Guitar | |||
Igor Buzurniuc | Guitar | |||
Sergiu Vatavu | Guitar | |||
Surorile Osciana | Vocals | |||
Anatoli Stefanet | Viola | |||
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01. Cosmic Song | 09. This Is The Night | |||
02. Boonika Bata Doba | 10. Gypsy & UFO | |||
03. Miorita | 11. Ciocarlia | |||
04. Hardcore Moldovenesc | 12. Tractorui | |||
05. Cantec De Drum | 13. Zdubi Bateti Tare | |||
06. Sarba Lui Miha | 14. Intro Joc | |||
07. Haitura | 15. Koa Hiatamadl | |||
08. Batuta | 16. Zdubi Bateti Tare - Remix | |||
Hand aufs Herz, lieber Leser: Was weißt Du von Moldawien? Der Autor kann immerhin auf umfangreiches Studium detailgetreuer Sekundärliteratur verweisen (kurz gesagt: ich habe "Matchball in Moldawien" von Tony Hawks gelesen) und erinnert sich daher gerade noch daran, dass die Republik Moldawien an Rumänien grenzt, eine Hauptstadt Chisinau besitzt und ansonsten als eines der ärmsten Länder Europas gilt, mit den Haupterwerbszweigen Obst- und Weinbau. Womit wir bei letzterem bereits eine wesentliche Inspirationsquelle der ebenso fabelhaften wie durchgeknallten Truppe ZDOB SI ZDUB genannt hätten. Diese Musik, die Roman Iagupov und seine Kumpels zelebrieren, lädt geradezu zum Trinken und Tanzen (bevorzugt auf den Tischen) ein. Ein weiterer wesentlicher Baustein in der nun auch schon 14jährigen Geschichte der Band ist, man traut es sich kaum auszusprechen, das Fernsehen und dort im Wesentlichen MTV. Waren die moldawischen Kumpel doch hin und weg von den Geräuschen, die dort von Acts wie RAGE AGAINST THE MACHINE, RED HOT CHILI PEPPERS oder NIRVANA erzeugt wurden. Hier kann man ausnahmsweise einmal von der Gnade der frühen Geburt sprechen, denn heutzutage könnten die juvenilen Moldawier dort nahezu nur noch Klingeltönen lauschen.
So aber erschien diese Musik der Neunziger mit Grunge und Crossover als Ausweg aus dem eintönigen Alltag, weshalb diese Musik zunächst einmal eifrig kopiert wurde. Aber mit der Zeit brach auch immer mehr osteuropäische Folklore mit hinein, moldawische Lieder wurden in eine härtere Schale gepackt und man begann auch, nicht unclever, die benachbarten Länder zu erobern, indem man auf rumänisch sang oder eine eigene Version des in Russland sehr populären Songs Videli Noci der Rockgruppe KINO spielte. Folglich schaffte man es auch, im Vorprogramm der eigenen Helden auf dem Roten Platz zu spielen, man ist Stammgast auf dem Sziget Festival und hat nicht nur das ehrwürdige Tanz- und Folkfestival in Rudolstadt aufgemischt sondern auch schon in Roskilde gewütet. Denn die Liveshows mit diesem einzigartigen, feurigen Ethno-Hardcore, mit den Hochgeschwindigkeits-Polkas, den schneidenden Bläsern und mitreißenden Melodien, immer wieder durchzogen von (punk-)rockigen Breaks und metallischen Gitarren, haben mittlerweile schon einen legendären Ruf.
Im Jahre 2005 sorgte man dann auch beim Eurovision Song Contest für einige Verwirrung (schließlich kamen LORDI erst ein Jahr später) als man mit dem auch hier vertretenen Boonika Bata Doba (zu deutsch: Oma schlägt die Trommel) einen furiosen, wenn auch reichlich skurrilen Auftritt hinlegte. Immerhin hat man damit die kleine Republik Moldawien wieder etwas bekannter gemacht.
Das hier vorliegende "Ethnomecanica" ist ein umfassender Überblick über das bisherige Schaffen der Band und versammelt, es enthält neben dem programmatischen Hardcore Moldovenesc oder dem abgedrifteten Gypsy & UFO auch die Kooperationen mit Hubert von Goisern (Koa Hiatamadl) und SHANTEL (Zdubi Bateti Tare - Remix). Die Texte sind ebenso prall und bunt wie das Leben: in englisch, rumänisch und russisch geht es um Liebe, Wein, Tanz und den Spaß an allem. Wobei die Botschaft eindeutig aus der Musik selbst heraus spricht.
Der ansteckende Hedonismus, das Feuer und die Leidenschaft dieser einzigartigen Symbiose aus West und Ost prädestinieren ZDOB SI ZDUB geradezu zu einem Symbol, was Musik miteinander verbinden kann, jenseits aller Grenzen, Unterschiede und kultureller Eigenarten. Man sollte sich eine der spannendsten Crossover-Bands seit langer Zeit nicht entgehen lassen - schon gar nicht ihre Liveperformance.