Chicago

Chicago 16

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 15.11.2006
Jahr: 2006

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Chicago
Chicago 16, WSM/Rhino Records, 2006 (1982)
Peter Cetera Vocals, Bass & Acoustic Guitar
Bill Champlin Piano, Keyboards & Guitar
Robert Lamm Piano, Keyboards, Vocals & Percussion
Lee Loughnane Trumpet, Flugelhorn, Cornet, Guitar & Backing Vocals
James Pankow Trombone, Percussion & Backing Vocals
Walter Parazaider Saxophones, Flute & Clarinet
Danny Seraphine Drums & Percussion
David Foster Additional Keyboards
Chris Pinnick, Steve Lukather & Michael Landau Additional Guitar
David Paich Synthesizer
Steve Porcaro Synthesizer Programming
Produziert von: David Foster Länge: 44 Min 42 Sek Medium: CD
1. What You're Missing7. Sonny Think Twice
2. Waiting For You To Decide8. What Can I Say
3. Bad Advice9. Rescue You
4. Chains10. Love Me Tomorrow
5. Hard To Say I'm Sorry/Get Away11. Daddy's Favorite Fool
6. Follow Me

So, jetzt muss der Autor dieser Zeilen mal etwas persönlich werden. Schließlich geht es hier um seine allererste große musikalische Liebe, die Band CHICAGO, die sich ja zunächst CHICAGO TRANSIT AUTHORITY nannten, dann aber auf Druck der gleichnamigen örtlichen Verkehrsbetriebe den kürzeren Namen wählten, was sicherlich der weiteren Karriere nicht hinderlich war. Jedenfalls war ich hin und weg, nachdem ich zum ersten Mal diesen Sound gehört hatte, insbesondere 25 Or 6 To 4 hatte es mir angetan. Diese ungeheuer dynamische Verbindung von jazzigen Bläsern und erdigem Rock, diese Vielzahl verschiedener Individuen, die sich und ihre musikalischen Vorlieben auch alle kompositorisch einbrachten, nicht zuletzt auch die grundverschiedenen Vocals von Cetera, Kath und Lamm, machten dieses Bandgefüge so einzigartig. Wie ein ständig brodelnder Topf, in dem sich viele unterschiedlich Zutaten letztlich zu einem stimmigen Ganzen vereinen.
Noch dazu hatten die frühen CHICAGO irgendwie eine faszinierende studentisch-intellektuelle Ausstrahlung, das wirkte alles noch nonkonformistisch und irgendwie romantisch (musikalisch) revolutionär, in dem man für das betuliche Jazzklientel zu laut und hart war und das Rockpublikum mit in dieser Dichte bisher noch nicht erlebten, im Jazz fußenden Rhythmen und Bläsersätzen konfrontierte. Folgerichtig war meine erste eigene LP (zuvor hatte man meist ausgeliehen oder auf diese kurzlebigen Kassetten überspielt) eine CHICAGO-Scheibe, die in der Bandhistorie eher unspektakuläre "Chicago V" von 1972, die ich zu Weihnachten geschenkt bekam (von einem gänzlich von Rockmusik unbefleckten Onkel, der von meiner Vorliebe erfahren hatte - wahrscheinlich gab es im örtlichen Plattenladen keine andere - es war ja auch die erste Scheibe der Band, die kein Mehrfach-Album war). Immerhin war das darauf enthaltene Saturday In the Park schon ein ganz ordentlicher Hit. Den Löwenanteil der Stücke hatte Robert Lamm komponiert, der immer eine elegant soulige Note ins Spiel brachte im Kontrast zu dem kratzigen Rock von Terry Kath (Alma Mater), während der Schmusepop von Peter Cetera noch keinen so großen Einfluss hatte.
In der Folgezeit blieb ich der Band treu und entdeckte dabei vor allem die frühen Liveaufnahmen als Quintessenz der frühen, faszinierenden Aufbruchjahre dieser Band.

In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre wuchs der Einfluss von Cetera, es wurden mehr Balladen integriert und mit If You Leave Me Now hatte man 1976 den kommerziell erfolgreichsten Hit am Start. Aber mit dem tragischen Tod von Kath im Jahre 1978 geriet der Koloss CHICAGO gefährlich ins Wanken, die Balance zwischen Rock, Jazz und Soul stimmte nicht mehr, da man den kreativen Input dieses überragenden, zu Lebzeiten oft unterschätzten Gitarristen verloren hatte. Die nachfolgenden Werke "Hot Streets", sowie "Chicago 13" und "Chicago XIV" (man schlingerte selbst zwischen arabischen und römischen Ziffern umher) waren für die Band, die Fans und nicht zuletzt das Label enttäuschend, so dass die zweite Auflage der "Greatest Hits" 1981 zur letzten Veröffentlichung bei Columbia (mit denen man über fünfzehn Jahre lang erfolgreich zusammengearbeitet hatte) wurde. Daraufhin löste sich die Band sogar kurzzeitig auf, um jedoch alsbald wieder zurückzukommen.

Die erste Veröffentlichung beim neuen Label Warner Brothers, die "Chicago 16" (man hatte sich bei CHICAGO endgültig auf arabische Zahlen festgelegt), war geprägt vom neuen Produzenten David Foster, der auf Betreiben des neuen Gitarristen Bill Champlin und von Drummer Danny Seraphine hinzustieß. Foster, der auch mit Kenny Rogers, Barbra Streisand, Chaka Khan oder THE CORRS zusammenarbeitete, verpasste dem CHICAGO-Sound einen goldglänzenden, wenngleich noch sehr viel mehr als zuvor im Mainstream verhafteten Anstrich. Spätestens mit "Chicago 16" klang das endgültig nicht mehr nach Bluesclub, sondern nach Las Vegas.
Die Singles Love Me Tomorrow und vor allem Hard To Say I'm Sorry (in Amerika Nr. 1 der Single-Charts) sorgten dafür, dass diese Scheibe Platinstatus bekam und in Deutschland zum meist verkauftesten Werk der Bandgeschichte wurde.

Die nunmehr vorliegende Wiederauflage von Rhino Records bietet als Expanded & Remastered Version neben einem perfekten Klangbild die bisher unveröffentlichte Bill-Champlin-Komposition Daddy's Favorite Fool als Bonustrack.
Musikalisch gibt es natürlich bei weitem Aufregenderes von der Band, wie z.B. Kollege Ipach zu bestätigen weiß ("At Carnegie Hall"), aber wer perfekt arrangierten Mainstream hören will und eine hohe Dosis Peter Cetera ertragen kann, sollte hier zugreifen, denn gegenüber dem Original gewinnt die CD in dieser Version doch spürbar an Transparenz. Für Komplettisten des Bandkatalogs ist dies ohnehin ein Muss.

Ralf Stierlen, 15.11.2006

 

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