Elliott Murphy Prodigal Son, Blue Rose Records, 2017 |
Elliott Murphy | Vocals, Harp, Guitar | |||
Olivier Durand | Guitar, Mandolin | |||
Alan Fatras, Tom Daveau | Drums | |||
Gaspard Murphy | Bass, Guitar, Celeste, Percussion | |||
Leo Cotton | Piano, Organ | |||
Melissa Cox | Violiin, Viola | |||
David Gaugué | Cello, Choir | |||
Laurent Pardo | Bass | |||
Philippe Almosino | Lap Steel | |||
| ||||
![]() | ![]() | |||
01. Chelsea Boots | 06. Karen Where Are You Going | |||
02. Alone In My Chair | 07. Wit's End | |||
03. Hey Little Sister | 08. You'll Come Back To Me | |||
04. Let Me In | 09. Absalom, Davy & Jackie O | |||
05. The Prodigal Son | ||||
![]() |
Passiert es einem heutzutage noch, dass einen ein Künstler/Musiker begeistert, von dem man vorher nichts gehört hat und der trotzdem in der Lage ist, einen sofort mitzureißen und einem das Gefühl gibt, man hätte diesen schon lange gesucht? Gut, passiert mir nur noch äußerst selten (zuletzt bei Andreas Rebers, aber das ist eine andere Geschichte), aber 2001 ist mir das auf dem damaligen Wolfstock-Open Air im Saarland passiert.
Elliott Murphy, im Trio, zusammen mit Iain Matthews und Olivier Durand, brannte sich da in meine musikalische Seele ein und hat mich seit jener Zeit – mal mehr, mal weniger – begleitet und weder live noch auf Tonträger enttäuscht. Die Sorge, mit den Jahren könnte er nachlassen und die Alben vielleicht nicht mehr so interessant sein, habe ich längst über Bord geworfen. Elliott gehört zu den Künstlern, die immer eine Story parat, immer was zu sagen haben, und entsprechend sind seine Alben auch mit stramm auf die 70 zugehend noch spannend und unterhaltsam.
Das liegt natürlich auch an seinen Mitstreitern. Allen voran sein treuer “Lanzelot“, Olivier Durand und seit einigen Jahren Sohnemann Gaspard Murphy.
Und wer da auf ein altersmildes Folk-Schrammel-Album gewettet hat, den kickt Elliott gleich mit seinen Chelsea Boots zur Seite. Seine typische Mundharmonika gibt fanfarengleich das Signal und schon rollt die Attacke auf unser Ohrwurm-Reservoir. Erinnert mich stark an den großen Warren Zevon. Richtig guter, schwungvoller Country Rock.
Beim Titel Alone In My Chair denkt man wohl eher an alternden Mann allein und melancholisch im Schaukelstuhl. Nicht so bei Elliott! Auch das galoppiert munter voran, herrlich instrumentiert von durch forsche Akustikgitarre, perlendes Piano, Durands Slide-Gitarre und dazu ein effektiver Chor. Gäbe es heute noch freie Autobahnen – hierzu möchte man endlos dahingleiten.
Etwas “subtiler“ wird es erst bei Hey Little Sister. Da kommt wieder der wortgewaltige Storyteller durch, hinter dem zwar tolle Musiker agieren, der aber mit seiner Stimme und seinen Worten die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Da lohnt es, auch mal das Booklet zur Hand zu nehmen und mitzulesen. Dankenswerterweise in einer Schriftgröße, die ohne Lupe zu entziffern ist.
Dann das hymnische Let Me In. Ich will ja nicht in Lobeshymnen ausbrechen, aber wer auf Country-Folk steht, dem müssen hier doch Schauer über den Rücken laufen. Hereinspaziert, Herr Murphy!
Herrlich auch der dynamisch aufgebaute Titelsong, zu dem man so wundervoll Mitgrooven kann. Für den lockeren Veranda-Waltz ebenso geeignet, wie zum Mitschnippen im Sitzen.
Tja und auch die folgenden Nummern halten das Level. Vielleicht hätte etwas mehr Gas zum Schluss hin auch nicht geschadet, aber das Album hat dennoch Drive und ist stimmig und mit dem abschließenden, fast 12-minütigen, Absalom, Davy & Jackie erreicht Elliott Murphy einen neuen Höhepunkt in seiner Karriere. Was Dylans Hurricane in den 70ern war, das könnte dieser Titel für das aktuelle Jahrzehnt sein. Wenn, ja, wenn…
Tatsache ist, Elliott Murphy ist einer der tollsten Poeten in diesem musikalischen Bereich und er legt mit “Prodigal Son“ ein weiteres hochkarätiges Album in seiner langen Karriere vor. Sehr zu empfehlen, egal, ob man ihn seit Jahrzehnten kennt, oder zum ersten Mal hört.