Fritz Rau

Königstein, 50 Jahre Backstage, 09.04.2006

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 09.04.2006

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Redakteur(e):

Tim C. Werner


50 Jahre Backstage - Erinnerungen eines Konzertveranstalters, Palmyra Verlag, 2005
ISBN: 3-930378-65-5
Umfang: 304 Seiten, 54 Schwarzweißfotos, Gebunden, Vorwort von Udo Lindenberg
Preis: ca. 19,90 EUR

Fritz Rau, geboren 1930 im schwäbischen Pforzheim, war bis zu seinem Eintritt ins Privatleben 2004 Inhaber der größten Konzertagentur Europas. Dabei liefen bis zu 800 Veranstaltungen pro Jahr über den Schreibtisch des Wahl-Bad-Homburgers. Er war es, der Rockgrößen wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, THE DOORS, Bob Dylan, Bruce Springsteen, QUEEN, JETHRO TULL, SANTANA, Frank Zappa oder auch Eric Burdon erstmals nach Deutschland geholt hat und - was noch wichtiger ist - mit dazu beigetragen hat, dass die Musiker auch wiedergekommen sind und hier eine künstlerische Heimat gefunden haben.

Der Ruhestand gestaltete sich - so Rau in seinen Memoiren - schwieriger als gedacht, "da ich es versäumt habe, mich neben meiner beruflichen Tätigkeit um ein vernünftiges Hobby zu kümmern".
So wuchs denn der Entschluss, das in fünf Jahrzehnten im Rock'n'Roll-Zirkus Erlebte für die Nachwelt niederzuschreiben. Aus dem Vortrag "50 Jahre Backstage" entstand schließlich - auch auf tatkräftiges Drängen des Heidelberger Verlegers Georg Stein hin - 2005 die gleichnamige Autobiographie.

Schön, dass sich Rau auch in fortgeschrittenem Alter die Mühe macht, diese knapp 300 Seiten umfassenden Erinnerungen persönlich vorzutragen. Ein Abend, respektive ein Nachmittag - förmlich mit beiden Ohren aufmerksam an den Lippen dieses faszinierenden Mannes klebend - ist wahrlich ein Erlebnis: Nicht nur, dass der 76-jährige über 50 Jahre Musikbusiness berichtet, er ist auch Zeitzeuge eines dreiviertel Jahrhunderts deutscher Geschichte vom 1930 bis heute.
Zunächst gleichgeschaltet in der Hitlerjugend, blühte er förmlich auf, als nach 1945 Jazz und Blues im Gefolge der US-Amerikanischen Streitkräfte nach Europa und vornehmlich nach Deutschland schwappten. In dieser Zeit der Veränderungen und des Umbruches entstand und wuchs Raus Liebe zur Jazz-, Blues- und Rockmusik, die bis heute unvermindert anhält.
Bereits 1955 veranstaltete er in der Heidelberger Stadthalle sein erstes Konzert (The Frankfurt All Stars feat. Albert and Emil Mangelsdorff). Es war - für die damalige Zeit völlig untypisch, gerade im Jazz-Bereich - mit 1.400 verkauften Tickets sold out. Der Rest ist Legende.

Raus Autobiographie - übrigens entstanden ohne eine Ghostwriter - zeichnet das Leben eines Mannes nach, der sich wie kein Zweiter um die Rockmusik und deren Verbreitung in Deutschland und Europa verdient gemacht hat. Da hat einer für die Musik gelebt, die vielen Anekdoten und Randnotizen zeugen eindruckvoll davon.
Und der Mann ist wahrlich ein Rocker: Obwohl er seine Erinnerungen am 9. April 2006 im Kempinski-Hotel zu Königstein (Taunus) in gediegenem Rahmen und im dunklen Dreiteiler vortrug, gab es doch ein ums andere Mal die in die Höhe gereckte Faust und das für Rau fast schon charakteristische Victory Zeichen. Selbst ein - wen auch Mick Jagger zitierendes - "Fuck" kam ihm über die Lippen.

Tim C. Werner, 09.04.2006

 

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