Vic Du Monte's Persona Non Grata

Yawning Man

Berlin, Red Rooster, 18.02.2006

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 18.02.2006

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Berlin, Red Rooster, 18.02.2006

Und wieder einmal war es Zeit für eine gepflegte Dröhnung, veranstaltet von b.e.a.p., diesmal in den Räumen des Red Rooster in Friedrichshain (was bedeutete, dass ziemlich bald nach 24 Uhr Schluss sein musste). Das Bindeglied zwischen den beiden am heutigen Abend anstehenden Bands bildete dabei der Drummer, der nämlich in beiden Fällen derselbe ist und zumindest in Stonerrockkreisen auch einen großen Namen besitzt, handelt es sich doch um keinen anderen als Alfredo Hernandez (ehemals CHE, KYUSS, QUEENS OF THE STONE AGE).
Den Auftakt machten YAWNING MAN, die eigentlichen Urväter des Wüstensounds. Schließlich gibt es diese mittlerweile als Trio fungierende Band um Hernandez und den Gitarristen Gary Acre bereits seit 1986, also seit sage und schreibe 20 Jahren. Ursprünglich wurde relativ zwanglos zusammen gejammt, bald bildete sich der Gesang praktisch vollständig zurück, so dass YAWNING MAN zur reinen Instrumentalformation wurde.
Das Attribut "entspannt" kennzeichnet dabei nicht nur die Musik, bei der man die staubige Weite der kalifornischen Wüste gewissermaßen vor das geistige Auge geführt bekommt, sondern auch die Einstellung von YAWNING MAN zum Musikgeschäft. Man bemühte sich weder groß um einen Plattenvertrag noch um ausgedehnte Tourneen, sondern verbreitete den eigenen Output allenfalls als Demos unter Freunden und Bekannten. Immerhin beeinflussten sie mit ihrem Sound denn auch KYUSS, bei denen Hernandez ja auch trommelte und die auch Catamaran von YAWNING MAN coverten. Und von da an ging die Geschichte des Stonerrock ja erst so richtig los.

YAWNING MAN präsentieren sich im recht gut gefüllten Red Rooster jedenfalls als gut funktionierende Einheit (am Bass ist mittlerweile Billy Cordel, ehemals UNIDA), die in das nasskalte Berlin ein paar Palmen und Sanddünen stellen. Der Sound erinnert zuweilen auch ein bisschen an Surf Rock oder eine etwas härtere Variante der FRIENDS OF DEAN MARTINEZ.
Wohltuend unaufgeregter, geradezu minimalistischer Stoner mit einem stilsicheren Gefühl für Zeit und Raum und einem untrüglichen Gespür für Ghost Notes, also die nichtgespielten Töne, die ja erst darüber entscheiden, ob eine Musik authentisch und mit Seele gelebt oder nur nachgespielt wird. Und YAWNING MAN ist das Musterbeispiel für gelebtes, relaxtes Stonerfeeling.
Nachdem sie ja jetzt schon im zweiten Jahr hintereinander auf Tour sind und bei Cargo Records mit "Rock Formations" nicht nur eine CD sondern damit im Paket auch eine DVD erhältlich ist, werden nun vielleicht doch noch einige Leute auf YAWNING MAN aufmerksam und damit die Ursprünge dieser Musik, die so viele Rockbands der neunziger Jahre bis heute beeinflusst hat.

Ebenso wie Alfredo Hernandez hat auch Vic du Monte einen Bezug zu KYUSS. Vic du wer? wird mancher zerstreut fragen, der die Besetzung des Quartetts aus Palm Desert nach diesem Namen absucht. Nun, Vic du Monte ist ein Pseudonym für Chris Cockrell, der in der Ur-Besetzung von KYUSS Bass spielte, allerdings sehr bald das Handtuch warf und noch vor der ersten Scheibe "Wrench" durch Nick Oliveri ersetzt wurde.
Und dieser Vic Du Monte aka Chris Cockrell hat nun seine Band IDIOT PRAYER personell etwas verändert (sprich der besagte Alfredo Hernandez bedient die Drums und man tritt nun geschrumpft in Quartettstärke auf) und in PERSONA NON GRATA umbenannt. Genug Namensverwirrung? Ok, die Musik ist dafür etwas leichter greifbar, hat aber mit Stonerrock nicht mehr allzu viel zu tun. Eher dürfen jetzt die Stichworte Garagen Rock, Punk'n'Roll, Kick Ass Rock, ja sogar irgendwo Pub Rock fallen, strahlt doch du Monte einen gewissen working class Charme bei seinem Auftritt aus. Das ist deutlich näher an Iggy Pop und THE STOOGES als an KYUSS.

Mit Hilfe von Hernandez, Sargon Dooman an der Leadgitarre und Billy Childs legt du Monte einen hemdsärmelig rockenden, herzlich rauen, aber nach meiner Meinung etwas eintönigen Gig hin. Erst am Ende, als die Setlist noch etwas bluesiger und leicht psychedelischer wird, wird das Geradeaus-Schema wohltuend variiert. Denn ehrlich gesagt: wenn ich eine straighte Rockband hören will, schaue ich mir lieber etwas schwedisches oder gleich SMOKE BLOW an.
Irgendwie bleibt da doch auch ein schales Gefühl, wenn PERSONA NON GRATA immer noch mit der musikalischen Vergangenheit eines Chris Cockrell beworben wird, von der er sich dann andererseits, sowohl namentlich als auch in der Darbietung vollständig abgelöst hat. Trotzdem natürlich gerade auch wegen YAWNING MAN ein schöner und unterhaltsamer Konzertabend. Leider streikte die Kamera des Autors, so dass es diesmal keine Bilder gibt.
[Anm. d. Red.: Die Kamera des Autors ist im öffentlichen Dienst beschäftigt und was da im Moment los ist wissen unsere Leser. Alle Macht der werktätigen Bevölkerung!]

Ralf Stierlen, 10.03.2006

 

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