Simon Phillips

Bonn, Harmonie, 03.05.2016

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 08.05.2016
Stil: Jazz Rock, Fusion

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Simon Phillips,
Bonn, Harmonie, 03.05.2016

Wenn sich die Emotionen während eines Konzertes so einfach in Worte fassen ließen, wie das Öffnen einer Bierflasche am Vatertag, säße ich längst gelassen im Garten und prostete der Sonne entgegen. Da sich Trommel-Ikone Simon Phillips mit seiner Band am Dienstag in der Bonner "Harmonie" jedoch vorgenommen hatte, die Messlatte für musikalische Höchstleistungen ein paar Zentimeter in die Höhe zu packen, sitzt der um Objektivität bemühte Resenzent zunächst im Schatten und starrt auf die herunterperlenden Tautropfen an seiner Kaltschale.

Trotz des noch nicht gänzlich abgeschüttelten Jet-Lags vom Vorvortage beeindruckten die Herren Phillips, Andy Timmons (Gitarre), Steve Weingart (Tasten) und Ernest Tibbs (Bass) das Publikum in der "Harmonie" mit ihrer kaum nachzuvollziehenden Mischung aus kompositorisch-harmonischer Klasse, spieltechnischer Intelligenz, wogender Wucht und Feinfühligkeit und lässig zur Schau gestellter Genauigkeit nebst weltmännischer Eleganz.

Der ehemalige TOTO-Drummer und vielgebuchte Session-Drummer Phillips setzt nun mit fast 60 Jahren endlich seinen Traum einer eigenverantwortlich agierenden und musikalisch unabhängigen Band um und komponiert mit seinen exquisiten Kumpels ein paar hochkomplexe Jazz-Rock und Fusion Edelsteine, die das wohl zum Großteil aus Musikern bestehende Publikum in Bonn in baffes und ehrfürchtiges Staunen versetzt und bestenfalls ein entzücktes oder wahlweise grenzdebiles Grinsen auf die Gesichter zaubert. Ich möchte gar nicht erst wissen, wie viele Leute im Saal unter andauernder Gänsehaut erschauerten. Einfach großartig, diese Combo. Weltklasse dürfte wohl die einzige passende Vokabel sein.

Wie ein Haufen großer und sympathischer Jungs aus der Nachbarschaft präsentiert das Quartett ein ums andere Mal seine kurvenreichen, spannungsgeladenen Instrumentalnummern und ergötzt sich sichtbar an seiner eigenen musikalischen Identität. Die variablen Kompositionen ihrer "Protocol"-Albumserie benötigen keine spektakuläre Lichtshow, keine tänzerischen Einlagen, keine dramaturgisch perfekt in Szene gesetzten Kniffe, um das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Nein, es reichen schlicht und einfach ein perfekt ausgesteuerter Saal-Sound, ein gewisses Verständnis und Liebe für traditionell geerdeten Jazz-Rock, offene Ohren und ein wachsames Auge für Mimik und Gestik der Protagonisten.

Gefeierte Hauptdarsteller wie der schwitzende Brite Simon Phillips, der mit seiner berühmten Expertise, wilde Wucht und feingliedrige Finesse vermählt, der lächelnde Andy Timmons, der mit seiner Ibanez Klampfe und seinen zwei Boogie-Amps einen Sound fährt, der sein geschmackvolles und extrem ideenreiches Spiel auf blendende Weise unterstützt, der konzentriert in sich ruhende Ernest Tibbs, dessen geschmeidiges Bass-Spiel offenbar jede seiner Muskeln und Sehnen in rhythmische Schwingungen versetzt und der stoisch-lässige Steve Weingart, der die verücktesten Keyboard-Soli vom Stapel lässt und sich dann cool zurücknimmt, um sein Smart-Phone zu checken. Mehr braucht's nicht für ein gelungenes und lange nachhallendes Konzerterlebnis erster Güteklasse.

Und da sich nun unter dem Eindruck der pricklenden Konzerterinnerungen dieser Bericht fast von alleine geschrieben hat, darf ich jetzt die Pulle heben und ein sonniges Prosit auf die schönen Momente des Lebens aussprechen.

Frank Ipach, 03.05.2016

 

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