Bruce Cockburn

Breakfast In New Orleans, Dinner In Timbuktu

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 24.02.2008
Jahr: 2008

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Bruce Cockburn Homepage



Redakteur(e):

Steve Braun


Breakfast In New Orleans, Dinner In Timbuktu, True North Records, 2008 (1999)
Bruce Cockburn Vocals, All Guitars
Gäste:
John Dymond, George Koller, Steve Lucas Bass
Gary Craig, Ben Riley Drums
Rick Lazar Percussions
Janice Powers Keyboards
Richard Bell Organ
Daniel Janke Kora
Stephen Donald Trombone
Carlos Del Junco Harp
Lucinda Williams, Marco Timmins, Jonell Mosser Harmony Vocals
Produziert von: Bruce Cockburn and Colin Linden Länge: 63 Min 06 Sek Medium: CD
01. When You Give It Away07. Blueberry Hill
02. Mango08. Let The Bad Air Out
03. Last Night Of The World09. Look How Far
04. Isn't That What Friends Are For10. Deep Lake
05. Down To The Delta11. Use Me While You Can
06. Embers Of Eden

Immer wenn ich eine Scheibe Bruce Cockburns auflege, und das ist zugegebenermassen seltener als früher, driften meine Gedanken zurück in meine "revolutionären" Zeiten, in denen ich diesen Folk-Sänger kennenlernte. Das war Ende der 70er, ich irgendwo zwischen dem "Schwarzen Block" und den "Grünen" orientierungslos hin- und her taumelnd, war Bruce Cockburn für mich, gemeinsam mit dessen Blutsbruder Jackson Browne, die Stimme des "andereren", des "besseren" Amerika. Es war Ronald Reagans Amerika. Es finanzierte schmutzige Kriege in seinen sogenannten "Hinterhöfen", stützte miese Faschisten, um sich den Zugriff auf Rohstoffe zu sichern, und innenpolitisch spaltete es die Nation in "Gut" und "Böse". Bruce Cockburn war "böse", weil er eine dezidiert andere Meinung als die herrschende Kaste der US hatte und die auch gnadenlos öffentlich verkündete - völlig klar: so einer kann nur "Kommunist" sein und so einen will das "gute" Amerika nicht.

Nun hat es Bruce Cockburn zweifellos genutzt, dass er eben kein US-Amerikaner sondern Kanadier, am 27. Mai 1945 in Ontario geboren, ist. Staatsbürger eines Landes, dessen Liberalität auf dem amerikanischen Kontinent nahezu einzigartig ist. Hier konnte er in Ruhe produzieren, wohingegen er in den US im Radio boykottiert und mit Auftrittsverboten belegt wurde.
Eine tiefe, respektvolle Verbundenheit mit den nordamerikanischen Ureinwohnern, fälschlicherweise "Indianer" genannt, prägt Bruce Cockburn seit über drei Jahrzehnten. Dieser Respekt ist durchaus wechselseitig, wird der Sänger doch von den 'native people' als "(Bluts)Bruder" geehrt. Wann immer einem Stamm Ungerechtigkeit zuteil wurde/wird, der weiße Kanadier war und ist zur Stelle und sorgt für Öffentlichkeit.

Seit 1969 macht Bruce Cockburn, dieser etwas spröde und depressiv wirkende Idealist, nun Musik. Immer wieder bin ich erstaunt, welche Kraft, Wut und Zärtlichkeit in seinen Songs liegt. Man nähert sich Cockburn am besten über seine Texte, die zugleich zutiefst poetisch und revolutionär sind. In meinem Freundeskreis wurde er in den 80ern zwar gerne als "singender Sozialarbeiter" belächelt, seine Songs waren aber, spätestens seit Nicaragua von einer seiner besten Scheiben "Stealing Fire", als unanfechtbar idealstisch anerkannt. Dabei liegt seinen Songs eine radikal-christliche Sicht auf die Zusammenhänge auf unserem Planeten zugrunde. Diese im Gnostizismus wurzelnde Geisteshaltung darf nun wirklich nicht mit dem dümmlichen, ja gefährlichen Fundamentalismus, dessen Speerspitze "Dabbeljuh" Bush zu sein glaubt, auch nur ansatzweise verglichen werden.
Zum ersten Mal wurde er weltweit wahrgenommen, als er 1984 mit "If I Had a Rocket Launcher" einen mainstream-kompatiblen Radio-Hit schrieb, der von MTV eine faire Chance erhielt. Ich nahm ihm den Song nicht krumm, denn der Zweck heiligte in diesem Fall die Mittel. Der dazugehörige Video-Clip visualisierte die Verwicklung der CIA und damit der amerikanischen Regierung in die zentral-amerikanischen Kriege. Ein seltenes Beispiel für eine gelungene Kooperation mit MTV, das seinerzeit in unseren Kreisen als Krebsgeschwulst der Musikindustrie galt.

Eine tiefe, düstere Grundstimmung liegt über "Breakfast In New Orleans, Dinner In Timbuktu", das im September 1999 erstmals erschien und mir nun als Reissue hier zur Begutachtung vorliegt. Unaufdringlich und unspektakulär nimmt diese Scheibe den Hörer vom ersten Ton an gefangen.
Der Titel verrät uns bereits etwas über die globalen Zusammenhänge die Bruce Cockburn immer im Mittelpunkt seines Interesses hatte. Die ersten zwei Songs beschreiben diese Gegensätze: When You Give It Away ist "New Orleans" - Mango ist "Timbuktu" - ersterer ein schwerblütiger Rocker - der zweite Track mit afrikanischen Ethno-Sound als Basis. Dann folgt ein Song, der Jackson Browne in den 70ern aller Ehren wert gewesen wäre: Last Night Of The World. Das sehr intime, persönliche Isn't That What Friends Are For? folgt und auch hier erinnert der leise Sprechgesang an den jungen Jackson Browne.
Ein heftiger Break erfolgt mit dem Instrumental Down To The Delta, die leicht jazzigen Einflüsse häufen sich in Cockburns Songs mitzunehmenden Alter des Sängers. Eine düstere und melancholische Ballade folgt: Embers Of Eden mit wunderschönen Harmony Vocals von Jonell Mosser, einer Nashville-Sängerin, die sowohl "Solo" als auch durch die Arbeit mit John Hall bekannt wurde. Die ökologische Message wird geradezu sensationell musikalisch umgesetzt, und ist durch die Klima-Diskussion, die nun endlich auch in den US angekommen scheint, zumindest in Nordamerika brandaktuell.
Dann der Fats Domino-Klassiker Blueberry Hill, der dem unbedarften Hörer erstmal ein heftiges Stirnrunzeln entlockt. Aber dieser "Valium"-Mix passt, trotz aller berechtigten Einwände, durchaus ins konzeptionelle Gesamtbild. Das Duett mit Margo Timmins, dem Sänger der COWBOY JUNKIES ist grossartig .
Pure Weltmusik mit jazzigen Akzenten bringt Bruce Cockburn mit Let The Bad Air Out ein. Diese Nummer hat einen geradezu hypnotischen Charakter und fesselt den Hörer ebenso gnadenlos wie das folgende Look How Far. Seine 'indian roots' zeigen sich bei dem meditativen Instrumental Deep Lake, denn diese Klangbilder lassen in mir ruhige Bilder fließen, die mich in die tiefe Einsamkeit heiliger indianischer Stätten tragen.
Die stärkste Nummer, ein zutiefst emotionaler Song ist Use Me While You Can, das wahre Kaskaden von Gänsehautschauern bei mir auslöst, wie dies nur ganz wenige Songs vermögen. Veredelt wird der Gesamteindruck durch Lucinda Williams, einer wirklich fantastischen Songwriterin ("West" Febr.'07), mit ihrer charismatischen Stimme. Ein eindrucksvoller Abschluß eines wirklich durchgängig gelungenen Albums!

Fazit: ein hochkarätige Scheibe, die dem Westcoast- und Folk-Rock aufgeschlossenen Teil unserer Leserschaft bestens gefallen wird. Wunderbare Arrangements, seelenvoll-tiefe Songs und nicht zuletzt auch die grossartig besetzte Gästeliste machen Bruce Cockburns "Breakfast In New Orleans, Dinner In Timbukutu" zu einem Pflichtkauf in diesem Genre. Der Sound stimmt - die Laufzeit ebenfalls - was will man mehr?!

Steve Braun, 24.02.2008

 

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