Bruce Dickinson

Scream For Me Sarajevo

( English translation by Google Translation by Google )

DVD-Review

Reviewdatum: 15.06.2018
Jahr: 2018
Stil: Dokumentation

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Redakteur(e):

Marc Langels


Bruce Dickinson
Scream For Me Sarajevo, Eagle Rock, 2018
Bruce DickinsonErzähler
Chris DaleErzähler
Alessandro Alex ElenaErzähler
Major Martin MorrisErzähler
Trevor GibsonErzähler
u.v.m.
Produziert von: Jasenko Pasic Länge: 96 Min 06 Sek Medium: DVD
01. Hauptfilm

Sarajevo - mit dem Namen der bosnischen Stadt werden zumeist zwei Ereignisse verbunden: die olympischen Winterspiele von 1984 und die jahrelange Belagerung der Stadt Anfang bis Mitte der 90er Jahre nach dem Zerfall Jugoslawiens. Schon wenige Jahre danach hatten sich SAVATAGE des Themas in ihrem Album “Dead Winter Dead“ angenommen. Nun wird das Schicksal der Stadt noch einmal in einer Dokumentation beleuchtet, in der es um ein nahezu unmögliches Konzert geht, das Bruce Dickinson mit seiner Solo-Band in der nahezu komplett eingekesselten Stadt gab.

Beleuchtet wird die Geschichte dieses Ereignisses aus drei Perspektiven: zum einen kommen die UN-Soldaten zu Wort, deren Aufgabe es war, die Zivilbevölkerung vor den Angriffen der nahezu allgegenwärtigen Heckenschützen und vor dem dauernden Artilleriebeschuss zu bewahren. Und in dieser nahezu unwirklichen Situation kommt einer von ihnen auf die Idee, ein Konzert anzusetzen und durchzuführen. Major Martin Morris beschreibt, mit welchen logistischen und persönlichen Problemen er zu kämpfen hatte, bis der Gig endlich stattfand. Zudem gibt er einen Einblick in die Hilflosigkeit der internationalen Gemeinschaft angesichts der unterschiedlichen Interessenlagen und Bündnisse, die einen wirksamen Einsatz zum Schutz von Zivilisten nahezu unmöglich machten. Und warum es Ihnen so wichtig erschien, ein Konzert in dieser damals so lebensfeindlichen Stadt zu veranstalten. Besonders beeindruckend wird das auch dann von Trevor Gibson beschrieben, der für die UN Verhandlungen vor Ort führte.

Die zweite Erzählperspektive stammt von drei der damals beteiligten Musiker. Das sind neben Bruce Dickinson noch Bassist Chris Dale und Schlagzeuger Alessandro Alex Elena. Dabei erscheint Dickinson so ein wenig wie der kühne, kühle und abgebrühte Held, der sofort zusagt, das Konzert zu spielen und dies auch dann weiterverfolgt, als es fast unmöglich erscheint. Es ist fast unmöglich, nach dieser Dokumentation nicht vom Heavy Metal-Held zu sprechen. Daneben wirkt Bassist Dale ein wenig, wie die Person, die am meisten von den Erlebnissen beeindruckt wurde. An ihm lässt sich am ehesten die Gefahr nachspüren, in der sich damals die Band befand, wenn er davon erzählt, wie ihn vor dem Auftritt ein UN-Soldat in schusssicherer Weste erklärt, dass auf den Hügeln rund um die Stadt Heckenschützen jede Bewegung und jede Person beobachten und jederzeit die Möglichkeit hätten zu schießen. Ein Moment, der ihm offensichtlich noch Nähe geht. Und Elena ist derjenige, der festhält, dass der damalige Gig der wichtigste in seinem ganzen Leben war. Und ganz egal, wie viele Auftritte Dickinson davor und danach gemacht habe, irgendwie hat man den Eindruck, dass diese Einstellung auch auf ihn zutrifft.

Und die dritte - und aus meiner Sicht wichtigste - Perspektive liefern die damaligen Zuschauer, die am nachdrücklichsten Vermitteln können, was es für sie damals bedeutet hat, dass ein internationales Konzert stattfand und einen Hauch von Normalität in dieses Inferno brachte. Dass es zudem auch noch ein solcher Star wie Bruce Dickinson war, der Sarajevo beehrte und der mit seiner Musik - insbesondere natürlich der von IRON MAIDEN -, ihr Leben zuvor schon schwer beeindruckt und beeinflusst hatte. Sie beschreiben, wie ihr Leben damals aussah, was sie getan haben und wie es sich anschließend veränderte. Sie berichten davon, was sie heute machen und von Freunden, die sie verloren haben. Dazu kommen jede Menge atmosphärische und nachdrückliche Bilder, die den Schrecken der damaligen Situation noch einmal greifbar und nachvollziehbar machen, die aber die Altersfreigabe ab 12 Jahren fast schon ein wenig fragwürdig erscheinen lassen.

Zum Schluss kommen sie alle noch einmal zusammen: UN-Mitarbeiter, Musiker und Fans an dem Ort, an dem damals das Konzert stattfand aber auch an anderen Plätzen in und um Sarajevo herum, tauschen Geschichten und Erinnerungen aus und freuen sich daran, dass sie sich nach all den Jahren in einem mittlerweile friedlichen Sarajevo wiedersehen können. Zugegeben, die Musik spielt in “Scream For Me Sarajevo“ eine absolut untergeordnete Rolle. Zumeist sorgen die Lieder für Atmosphäre und von dem Live-Auftritt bekommt man so gut wie gar nichts zu hören - und trotzdem ist diese Dokumentation nachdrücklicher und bewegender als es irgendein Konzertmitschnitt sein könnte. Alle Beteiligten tragen ihre Gefühle fast ungefiltert nach außen und lassen den Zuschauer daran teilhaben. Wer hier am Ende keine Drachentränen in den Augen stehen hat, der hat wahrlich ein Herz aus Stein. “Scream For Me Sarajevo“ zeigt, warum Musik einen so hohen Stellenwert haben kann und wie sie manches Mal Leben verändert und sogar rettet. Dieser Film verdient vollste Aufmerksamkeit und das Prädikat ganz besonders wertvoll.

Marc Langels, 14.06.2018

 

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