Marillion

Sounds That Can't Be Made

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 21.09.2012
Jahr: 2012
Stil: Progressive Rock, Art Rock

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Redakteur(e):

Marc Langels


Marillion
Sounds That Can't Be Made, Edel, 2012
Steve HogarthGesang, Keyboards & Percussion
Steve RotheryGitarre
Pete TrewavasBass & Gesang
Mark KellyKeyboards
Ian MosleySchlagzeug
Produziert von: Marillion & Michael Hunter Länge: 74 Min 19 Sek Medium: CD
01. Gaza05. Montreal
02. Sounds That Can't Be Made06. Invisible Ink
03. Pour My Love07. Lucky Man
04. Power08. The Sky Above The Rain

Bei den Briten MARILLION denkt jeder Radio-Hörer automatisch an Kayleigh, den weltumspannenden Top-Hit der Briten aus dem Jahr 1986. Aber nicht nur die Zeiten haben sich geändert, denn bereits ein Album später verließ der damalige Sänger FISH die Band und der "Neue" Steve Hogarth ist mittlerweile deutlich länger dabei als das "Original". Auch vom damaligen Sound ist nichts mehr übrig geblieben. Kein Neo-Prog mit Anleihen bei den alten GENESIS mehr, sondern eher Art-Rock, der gegenüber vielen Stilen offen ist.

Insofern sollte man vorsichtig sein, die Band und ihr aktuelles Werk mit Verweisen in die Vergangenheit zu bewerben, denn damit haben MARILLION, wie gerade ausgeführt, außer dem Namen nach nicht mehr viel zu tun. Vielmehr ist auch "Sounds That Can't Be Made" ein weiteres Beispiel dafür, wie konsequent die Band ihre musikalische Vision verfolgt. Kaum ein Album klingt wie der Vorgänger und so erinnert denn "Sounds That Can't Be Made" auch so gut wie gar nicht an "Happiness Is The Road" (da “Less Is More“ ja nur ein Album mit alten Stücken in neuem Gewand war). Vielmehr würde ich das jüngste Album von Steve Hogarth & Richard Barbieri "Not The Weapon But The Hand" als Referenz nennen.

Im Jahr 2012 haben sich MARILLION den elektronischen Sounds zugewandt und erschaffen phasenweise atemberaubende Klanggemälde, die selbst ohne Texte mehr Emotionen verbreiten als das ganze Lebenswerk aktueller Pop-Künstler. Das eindringlichste Beispiel dafür liefern MARILLION direkt zum Einstieg mit Gaza, einem 17-minütigen Stück, das sie den Bewohnern und insbesondere den Kindern dieses Landstrichs gewidmet haben. Es nimmt den Hörer mit auf eine emotionale Reise und hält ihm vor Augen, wie das Leben aus Sicht der dort lebenden Palästinenser wirken muss. Das ist kein einfaches Stück, auch nicht problemlos, weil eine komplizierte politische, religiöse und soziale Komponente dahintersteckt. Aber gerade deswegen auch eine spezielle Herausforderung, die MARILLION hier sowohl textlich als auch musikalisch bravourös meistern.

Danach muss der Hörer zumindest emotional erst einmal in ein kleines Loch fallen, aus dem ihn das folgende Titelstück wieder heraushebt. Dabei handelt es sich um einen hauptsächlich von Mark Kellys Keyboards getragenen Ohrenschmeichler, unaufgeregt, phasenweise schwelgerisch, aber nicht seicht. Und ähnlich geht es bei Pour My Love, Power und Montreal weiter. Irgendwann fällt es aber schon auf, wie offensichtlich sich Gitarrist Steve Rothery hier zurückhält. Sicher, er präsentiert schon in Gaza eines seiner Markenzeichen-Soli. Diese gefühlvollen, singenden Melodien, die außer ihm und David Gilmour kaum ein anderer Solo-Gitarrist so spielt und die über die Jahre zu einem der Markenzeichen eines MARILLION-Albums wurden. Wenn mir bei "Sounds That Can't Be Made" etwas fehlt, dann wohl diese Soli.

Aber entscheidend ist schließlich die Qualität des Song-Materials und wie es kaum anders sein könnte, stimmt diese hier. Das Album zeichnet sich durch sehr persönliche, stimmungsvolle und ausgedehnte Kompositionen aus. Manches Stück muss man vielleicht zwei oder drei Mal gehört haben, bevor sich die Struktur erschließt, aber die Zeiten von Kayleigh sind eben vorbei. Reine Pop-Musik war nie die wahre Stärke der Band, sondern die Langzeitwirkung eines Stückes und die acht Kompositionen auf "Sounds That Can't Be Made" erfüllen diese Königsanforderung an gute Musik wieder einmal allesamt.

Diese Qualität liegt aber nicht nur an den Instrumentalisten, sondern ist wieder einmal auch ein Hauptverdienst des Sängers: Steve Hogarth zeigt auf diesem Album einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit. Er verleiht sowohl den Unterdrückten eine glaubwürdige Stimme als auch den Liebenden in Pour My Love. Seine vokale Bandbreite ist auch nach all den Jahren immer noch erstaunlich, ebenso wie seine lyrische. Man muss einfach feststellen, dass MARILLION nach FISHs Ausstieg wohl kaum einen besseren Nachfolger hätten finden können.

"Sounds That Can't Be Made" ist ein sehr sensibles Album, mit vielen Emotionen und sehr berührenden Songs. Allein, man muss sich auf die Lieder einlassen und ihnen Aufmerksamkeit schenken und sich auch mal in die Musik fallen lassen. Das mag heute vielen Menschen zwischen Fernsehen, Smartphone (die ich für eine großartige Erfindung halte, wenn man sie sinnvoll zu nutzen weiß) und sozialen Netzwerken nicht mehr möglich oder erstrebenswert erscheinen, aber so laufen die Menschen eben Gefahr, das Besondere, das Außergewöhnliche zu verpassen und im Banalen zu verweilen. Selbst wenn das so schön war wie bei Kayleigh.

Marc Langels, 18.09.2012

 

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