Mark Knopfler
All The Roadrunning, Mercury Records, 2006
Mark Knopfler Vocals, Guitars
Emmylou Harris Vocals, Acoustic Guitar
Richard Bennet Guitars
Jim Cox, Guy Fletcher Keyboards
Chad Cromwell, Danny Cummings Drums
Glenn Worf Bass
Glen Duncan Fiddle, Mandolin
Dan Dugmore Acoustic Guitar, Pedal Steel, Six-String Bass
Paul Franklin Steel Guitar
Jim Horn & The Memphis Horns Horns
Steve Conn Accordion
Stuart Duncan Fiddle
Billy Ware Triangle
Produziert von: Mark Knopfler & Chuck Ainley Länge: 50 Min 35 Sek Medium: CD
1. Beachcombing7. Right Now
2. I Dug Up A Diamond8. Donkey Town
3. This Is Us9. Belle Starr
4. Red Staggerwing10. Beyond My Wildest Dreams
5. Rollin' On11. All The Roadrunning
6. Love And Happiness12. If This Is Goodbye

Ich war nie ein großer Fan der DIRE STRAITS. Ok, Sultans Of Swing, Money For Nothing oder Brothers In Arms gehören nach meiner bescheidenen Meinung in jeden Rock-Haushalt, doch dazu bedarf es eigentlich nur des Erwerbs eines ihrer Sampler statt aller bisherigen Alben der Briten. Wer eventuell "Private Investigations - The Best" aus dem Vorjahr sein eigen nennt, durfte sich bereits seit geraumer Zeit an dem letzten Track der Compilation, All The Roadrunning, erfreuen. Als kleinen Hinweis auf das nun veröffentlichte gleichnamige gemeinsame Album von Mark Knopfler und Emmylou Harris sozusagen.

Genau dieses ist nun auf dem heißumkämpften Tonträgermarkt erschienen und mittlerweile auch in den höheren Chartregionen vertreten. Was nicht gleich ein Grund zum Kauf sein soll. Ich habe es gekauft und muss sagen: Es lohnt sich! Vorausgesetzt, man kann etwas mit den DIRE STRAITS, Country plus ein wenig Cajun, ausgefeilten Harmonien, Duetten vom Feinsten und ruhigeren Momenten anfangen.
Im Gegensatz zu den manchmal doch unterkühlt wirkenden Alben seiner ehemaligen Combo hat es Knopfler verstanden, ein ungemein stimmungsvolles Werk einzuspielen. This Is Us kommt den alten STRAITS-Tracks noch am nächsten, doch alleine schon die Vocals Emmylou Harris' erzeugen eine gänzlich andere Atmosphäre. Wirken viele Duette häufig arg konstruiert, so erscheint das Ganze hier angenehm relaxt und erdig.
Pedal Steel, Horns, Accordion, Fiddle, Mandoline... die ganze Palette klassischer amerikanischer Musik wird aufgefahren und geschickt eingesetzt. Nicht jeder Song ist unbedingt überirdisch zu nennen, kann jedoch soviel Charakter aufweisen, dass sich wirklich von zwölf sehr unterschiedlichen Tracks reden lässt.
Kommt der Opener Beachcombing eher relaxt daher, so zieht einen das folgende traurige I Dug Up A Diamond gleich in seinen Bann. Eine wunderschönes Duett mit der kühlen typischen Gitarre Knopflers und einer stimmungsvollen Mandoline, die mehr bewirkt als etliche vor Schmalz triefende Streicher.
Red Staggerwing ist wiederum das genaue Gegenteil. Ein fröhlicher Square Dance, der ein wenig an Sonny Landreth erinnert, sprich: nicht plumpen "Hauruck" präsentiert. Hier wird einmal mehr aufgezeigt, dass die Umsetzung des Songmaterials zu "All The Roadrunning" wohl nur mit einer Künstlerin wie Emmylou Harris möglich war, denn Mark Knopflers angenehme, aber wenig abwechslungsreiche Stimme wird durch die vollkommenen Duette in neue Höhen gebracht.
Das melancholische Rollin' On lebt nahezu alleine vom überwältigenden Gesang von Frau Harris, dem Knopfler lediglich nur noch das i-Tüpfelchen aufsetzen muss. Die sparsam eingesetzte Fiddle macht diesen Song zu einem der zahlreichen Höhepunkte des Longplayers.

Wie sagte meine bessere Hälfte? Love And Happiness, eine von zwei Harris Kompositionen, sei aber arg kitschig ausgefallen. Ja, anfänglich mag das sein, doch sobald wieder die wunderschönen Harmonien einsetzen, wen kratzt das? Mich nicht. Und der zweite Beitrag der Amerikanerin, Belle Starr, kommt doch auch schon wieder country-rockiger daher. Und zum wiederholten Male mit einer ungemein eingängigen, jedoch niemals platten Hookline. Auch hier singt die Dame Herrn Knopfler eigentlich in Grund und Boden. Der Fairness halber sei gesagt, ohne ihn würde das entscheidende Etwas fehlen. Der Mix macht es eben.
So wie bei Right Now. Vergleichsweise rockig bewegt man sich etwas fort von der amerikanischen Linie und präsentiert sich auch hier fest im Sattel sitzend. Knopflers Spiel klingt so frisch wie in den ersten Tagen der DIRE STRAITS, sprich, bevor man später doch so manchen in den Schlaf wiegte.
Donkey Town, Beyond My Wildest Dreams und If This Is Goodbye halten vielleicht nicht ganz das hohe Niveau der Scheibe, die Bezeichnung "Füller" wäre allerdings zu hart. Im Gegenteil, es spricht nur für die hohe Qualität der anderen Songs.
Der Titelsong All The Roadrunning dürfte schon jetzt als Klassiker zu bezeichnen sein. Der melancholische Track mit seinen irischen Wurzeln und sensiblem Country-Feeling setzt sich unauslöschlich im Gehör fest.

Ich habe noch gut den Auftritt ("Everything Has A Cost") von Mrs. Harris auf dem Album "Clear Impetuous Morning" (JASON & THE SCORCHERS, 1996) in Erinnerung. Langeweile pur, auf einer an sich mitreißenden Scheibe. Nicht so in diesem Fall. Ein grandioses Album und die Höchstnote für "All The Roadrunning"!

Jürgen Ruland, 25.05.2006

 

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