Nathaniel Rateliff Falling Faster Than You Can Run, Mod y Vi Records, 2013 |
Nathaniel Rateliff | Vocals, Guitar | |||
Joseph B. Pope III | Guitar, Harmonica, Vocals | |||
Julie Davis | Bass, Vocals | |||
James Han | Piano, Organ | |||
Patrick Meese | Drums | |||
Carrie Beeder | Violin, Cello | |||
Andy Wild | ||||
Joe Tabano | ||||
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01. Still Trying | 07. Right On | |||
02. I Am | 08. Three Fingers In | |||
03. Don't Get Too Close | 09. Forgetting Is Believing | |||
04. Laborman | 10. When Do You See | |||
05. How To Win | 11. Falling Faster Than You Can Run | |||
06. Nothing To Show For | ||||
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Es ist kalt draußen. Und einsam. Oder vielleicht fühlt es sich auch nur so an. Denn ein paar Menschen sind ja da, und spielen. Ein paar karge Gitarrenriffs zum Beispiel. Oder einen stoischen Rhythmus. Und wenn sich alle für ein paar Minuten am Feuer zusammensetzen, dann wird es sogar richtig warm, fast schon fiebrig. Aber in dieser Wildnis ist auch das gefährlich, es könnte etwas anlocken, was eigentlich besser unter der Erde bliebe …
Nathaniel Rateliff ist irgendwo da draußen in dieser Welt, die nicht vergibt. Und davon singt er, leidenschaftlich, eindrücklich, verletzt. „Well I can hardly breathe right here, I was spitting on myself“, klagt er gleich im ersten Song Still Trying. Und so geht es weiter, elf düster-verlockende Lieder lang. „I’ve wallowed away months at a time. I’ve got no presence from here out.“ Als ob sich Jean-Baptiste Grenouille, der verzweifelte Held aus Patrick Süsskinds Roman “Das Parfüm”, in die Weiten des amerikanischen Westens verirrt hätte.
Mit Sam Bean oder Will Oldham ist der Sänger aus Denver zu Recht schon nach seinem ersten Album verglichen worden. Auch der Gesang von MUMFORD & SONS schimmert ab und an durch. All deren Geist atmet auch Rateliffs Zweitling "Falling Faster Than You Can Run". Aber eine solch verzweifelte Selbstbestandsaufnahme ist selbst für die ohnehin spröde Musik des Mittleren Westens verstörend. „Breaking away in defeat of you all“, singt er in dem Lied, das dem Album seinen Namen gab. “And catching the stone with the side of my head.” Wie viel schlimmer kann man sich noch fühlen?
Und genau so einsam und hoffnungslos klingt dieser Schlusstrack auch. Die letzten Spuren im Schnee eines verendenden Wesens. Aber nicht alles ist so trist geraten, musikalisch wenigstens. Denn Rateliff ist eigentlich Soul-Fan und spielt diesen mit seiner Nebencombo THE NIGHT SWEATS auch mit großer Emphase. Nothing To Show For ist so ein Song, der wie eine Lawine ins Tal walzt, immer wieder kurz innehält um dann neuen Schwung zu holen.
Und für die Dauer eines einzigen nachfolgenden Songs im sanften Swing-Rhythmus (Right on) macht Rateliff sogar Hoffnung, dass alles besser werden könnte: „We’ll hold together. Right on, right on.“ Aber danach winkt sie schon wieder, die Einsamkeit. Und nichts kann den Sänger bewegen, von dort wegzugehen. “Been there always. Could be there again.“