Ulver, Void Ov Voices, Wien, Arena, 23.02.2010 |
Auch wenn man im Februar 2010 geneigt ist von einer ersten Tournee zu sprechen, so sind die seltenen ULVER-Konzerte doch immer noch eine exklusive Angelegenheit in ausgesuchten Städten und Locations. Mich zieht es nach Wien. Die Arena im Süden der Donaumetropole erweist sich als ein Kulturzentrum mit mehreren Hallen und sogar einer eigenen Open Air Bühne in einem alten Industriekomplex und versprüht den morbiden Charme des Verfalls. Lange Schlangen am Einlass zeugen vom allgemein großen Interesse an ULVER. Es ist ein bunt gemischtes Publikum, dass sich auf das Abenteuer einlassen will: Intelektuelle, Kunstinteressierte, Gothics, und sogar noch einige versprengte Schwarzmetaller aus den Gründertagen des Musikprojekts. Viele haben einen langen Anreiseweg auf sich genommen und ein vergleichbares babylonisches Sprachgewirr findet man sonst nur auf den großen kontinentalen Festivals. Zwei Drittel des Saals direkt vor der Bühne sind bestuhlt. Dahinter befinden sich die tribünenartig angeordneten Stehränge. Schlechte Karten für gute, variationsreiche Fotos. Das Ambiente hat mehr von einer Theatervorführung, denn von einem Konzert und bietet den etwa eintausend Besuchern einen würdigen Rahmen für einen außergewöhnlichen Abend. Was ULVER im Anschluss daran zelebrieren ist eine Offenbarung. Die Norweger haben sich die alte RUSH-Philosophie zueigen gemacht. ,Wenn man als Musiker auf der Bühne nicht durch seine Präsenz für die Show sorgen kann, dann muss man visuell alle Register ziehen'.
"We came as thieves" ...prangt es in dezenten Lettern auf der Leinwand als das Quartett, das im Laufe des Abends vereinzelt von Gastmusikern unterstützt wird, die Bühne betritt. Im Gegensatz zum Auftritt in Berlin erlebt Wien keine Selbstzensur durch die Künstler und die Multivisionsinstallation enthält auch die Passagen aus Riefenstahls "Triumph des Willens", sowie die Kriegs- und Konzentrationslagerszenen. Da muss man dann schon mal kurz schlucken. Die Show beschert einem aber ohnehin ein emotionales Wechselbad. Musikalisch beschränken sich ULVER auf ihre noch andauernde experimentelle Phase, die sich vom 98er-Album "Themes from William Blake's The marriage of heaven and hell" bis hin zum aktuellen Epos erstreckt. Neben vier Songs von "Shadows of the sun", wird vor allem "Blood inside" mit For the love of God, In the Red und Operator ausführlich gewürdigt. Kein Black Metal, aber eine fesselnde Mischung aus Trip Hop, Ambient, Neofolk mit einem gewaltigen Schuss PINK FLOYD. So unterschiedlich die Kompositionen der einzelnen Alben auch sind, ergeben sie zusammengefasst doch ein stimmiges Gesamtbild. Die ruhigen, verträumten Momente dominieren, werden jedoch immer wieder von energischen Sequenzen durchbrochen. "The rest is silence". Nach dieser beeindruckenden Vorstellung braucht man einige Momente um zurück in die Realität zu finden, die geradezu surreal wirkt. Zu gewaltig und dominant sind die Eindrücke des Dargebotenen. Für eine Band ihrer Größenordnung haben ULVER an diesem Abend neue Maßstäbe hinsichtlich der Bühnenproduktion gesetzt. Wer es aber nicht selbst mit allen Sinnen erlebt hat, ist um eine außergewöhnliche Erfahrung ärmer. Setlist ULVER: Eos, Let the children go, Little blue bird, Rock massif Part I, For the love of God, In the red, Operator, Funebre, Silence teaches you how to sing, Plates 16 - 17, Hallways of always, Porn piece or the scars of cold kisses Part II, Like music, Not saved Besonderer Dank an Mikko von Solar Penguin. |