Eigentlich waren sie ja schon im März bei uns in Deutschland unterwegs gewesen, aber als es für die amerikanischen Alternative- und Punk-Rocker THE GASLIGHT ANTHEM darum ging, ihre Sommerpläne festzulegen, da schoben sie noch einmal schnell ein paar Gigs mit ein, die sie neben Festivalauftritten beim Hurricane-, Southside- und Vainstream-Festival auch nach Nürnberg, Erfurt und Saarbrücken führten. Kein Wunder, dass sich rund 1.000 Fans in der Garage versammelten, um sich lieber von der Band um Frontmann, Sänger und Gitarrist Brian Fallon rocken zu lassen, anstatt sich die beiden Viertelfinal-Spiele der Fußball-EM anzuschauen.

Um 20 Uhr wird es dann zum ersten Mal dunkel in der Halle und die Vorgruppe SPANISH LOVE SONGS betritt die Bühne. Das Quartett bietet aber keinesfalls Flamenco-basierte auf spanisch vorgetragene, schmachtende Liebeslieder, sondern erinnert viel mehr nicht nur von der Besetzung sondern auch klanglich durchaus an die TALKING HEADS. Ihr Indie Rock trägt dabei deutlich mehr Punk in sich, ist deswegen vielleicht aber auch etwas weniger eingängig. In manchen etwas ruhigeren Momenten erinnert mich der Sound und insbesondere die Stimme von Dylan Slocum auch an die Kanadier TRAGICALLY HIP. Das mag aber auch daran liegen, dass mir die Band zuvor tatsächlich unbekannt war. Ein Großteil des Publikums scheint jedoch mit dem Material mehr als nur vertraut zu sein.

So kann sich die Band um Frontmann Dylan Slocum über eine Menge Zuspruch und lautstarke Unterstützung an diesem Abend freuen. Sie präsenteren die Setlist, die sich überwiegend aus Stücken der Alben "Brave Faces Everyone" und "No Joy" zusammensetzt mit einer Mischung aus purer Leidenschaft (Slocum und Drummer Ruben Duarte), vornehmer Zurückhaltung (Keyboarderin Meredith Van Woert) und leicht spitzbübischer Freude mit College-Flair (Gitarrist Kyle McAuley) und wissen somit die Anwesenden mitzureißen. Die knapp 40 Minuten, die den SPANISH LOVE SONGS zur Verfügung stehen, vergehen denn auch überraschend schnell und die Band konnte voll und ganz überzeugen an diesem Abend - was entsprechend von einem Großteil des Publikums lautstark gefeiert wird.

Die folgende Umbauphase ist etwas verwirrend, denn obwohl um 21 Uhr die Lichter gedimmt werden und dadurch die Vorfreude sprunghaft steigt, dauert es dann trotzdem noch eine knappe Viertelstunde, bevor THE GASLIGHT ANTHEM dann die Bühne betreten und mit 45 direkt stark in den nun folgenden knapp 80-minütigen Auftritt starten. Dabei stellte die Band neben den zahlreichen Klassikern von "The '59 Sound", "American Slang" und "Handwritten" natürlich insbesondere das aktuelle Werk, "History Books", in den Mittelpunkt des Sets. Sechs der insgesamt 21 Songs an diesem Abend stammten aus dem aktuellen Meisterwerk.

Eine wunderbare Überraschung erleben die etwas älteren Fans dann, als die Band eine etwas lang gezogene Cover-Version von MOTHER LOVE BONE's Chloe Dancer anstimmt (das dann eigentlich dazugehörden Crown Of Thorns lässt die Band dann leider weg). Der Empfehlung von Fallon, sich den "Singles"-Soundtrack, auf dem das Lied enthalten ist, anzuhören, kann man sich nur vollumfänglich anschließen. Ansonsten hetzt die Band ein wenig durch die Setlist und Fallon richtet recht wenige Worte an das Publikum, außer dass er die Inspiration für seine Songs manchmal an seltsamen Orten findet (bei Miles Davis & The Cool sowie Mulholland Drive). Davon abgesehen hat die um zwei Gast-Musiker erweiterte Band (ein Gitarrist und ein Keyboarder sind mit von der Partie) offenbar einigen Spaß an dem Auftritt.

Das gilt natürlich auch für das Publikum, das inbesondere Hits wie 45, Handwritten, Great Expectations und The '59 Sound frenetisch und sehr lautstark abfeiert. Aber auch die etwas ruhigeren und neueren Stücke wie etwa Autumn und Michigan, 1975 kommen an diesem Abend sehr gut an und unterstreichen den Status, den sich die Band nach der langen Pause mit "History Books" wieder erarbeitet hat. Und es unterstreicht, warum selbst ein Bruce Springsteen großer Fan der Band ist. Auf jeden Fall endet der Gig für einige Fans sicherlich viel zu früh, als nach dem abschließenden The '59 Sound das Hallenlicht angeht und sich die Band unter lautem Applaus verabschiedet. Damit endet ein rundum gelungener Konzertabend, den die Anwesenden so schnell nicht vergessen werden.

An dieser Stelle noch ein herzlicher Dank an Oliver von Oktober Promotion für die Akkreditierung.

 

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